Für viele Augsburger ist die Dult ein Muss, sie kommen jedes Mal oft nur wegen eines bestimmten Produkts zur Freiluft-Einkaufsmeile. Wegen Corona mussten sie im Frühjahr allerdings auf dieses Einkaufserlebnis verzichten. Seit Montag ist nun wieder Dultzeit und vor allem viele Stammkunden nutzten den ersten Tag für einen Bummel. "Es ist überraschend voll, ich hätte es mir leerer vorgestellt", sagt Besucherin Michaela Jex. Die Augsburgerin hat einen Putzstein gekauft. "Eigentlich bin ich extra deswegen hergekommen. Das sind Sachen, die man nur hier auf der Dult bekommt", erklärt sie. Wenn das Wetter gut ist, läuft sie aber mindestens ein Mal die gesamte Budenreihe entlang: "Ich finde es auch wichtig, das Regionale zu unterstützen."
Tatsächlich ist trotz des trüben herbstlichen Wetters am Montagmittag einiges los auf der Augsburger Dult, es bilden sich ab und zu sogar kleine Schlangen vor den Ständen. Zwischen Vogeltor und Jakobertor herrscht keine Maskenpflicht und keine 3G-Regel, aber an den Eingängen wird durchgezählt - es dürfen nur 999 Gäste gleichzeitig auf der Dult sein. Wegen der hohen Besuchererwartung am Sonntag, 10. Oktober, wird an diesem Tag dann auch die 3G-Regel gelten. Dafür dürfen sich aber am Sonntag, dem letzten Tag der Dult, 4999 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten.
Das sind die Lieblingsstände der Augsburger auf der Herbstdult
Helmut Haas ist froh, wieder eine Riesenbosna auf der Herbstdult essen zu können: "Ich habe die Dult vermisst, deswegen bin ich gleich am ersten Tag hergekommen." Wenn Dult ist, kommt er auf jeden Fall ein Mal vorbei, vor allem zu seinem Lieblingsstand, der Riesenbosna. Eine Fliegenklatsche aus Leder und einen Gürtel habe er an diesem Montag auch schon auf der Dult ergattert, für seine Frau, wie er sagt. Auch wenn Corona noch nicht vorbei ist, findet er, dass die Dult sich "zum Glück" anfühle wie immer.
Jessica Karschner hat sich beim Stand "Art & Delikat - Backen mit Modeln" eine Model-Backrolle mit Schneeflocken-Motiv gekauft, weil sie in der Weihnachtszeit gerne Plätzchen backt. Die 20-Jährige kommt aus Rosenheim, hat in Augsburg eine Freundin besucht und ist auf Empfehlung ihres Hotels auf die Dult gegangen. "Der Schmuckstand ganz vorne hat mir sehr gefallen, auch Socken habe ich schon gekauft", erzählt sie. Dass auf der Dult immer noch gewisse Corona-Maßnahmen herrschen, findet sie richtig: "Ich trage auch hier meine Maske, ich bin da noch etwas vorsichtig."
"Wir gehen eigentlich jedes Mal gern auf die Dult, das gehört einfach zu Augsburg", erzählt Anni Vötterl, die mit ihrem Enkel Nathan unterwegs ist. Sie merkt aber, dass es diesmal weniger Stände sind: "An Ostern ist die Dult komplett ausgefallen, wir sind froh, dass sie jetzt überhaupt stattfindet."
Am häufigsten kauft die Augsburgerin nach eigener Aussage "irgendeinen Schnickschnack", aber auch die ein oder andere Pfanne habe sie schon gefunden und ohne Gewürze verlasse sie selten die Dult, erzählt sie. "Und natürlich kauft man dann am Ende doch wieder etwas zu essen: eine Wurst oder Dampfnudel", meint sie lachend.
"Corona hatte nicht nur Schlechtes", finden Dult-Standbesitzer
Thomas Steinhof ist erst zum zweiten Mal mit seinem Stand "Vogelhaus-Dillingen" auf der Dult. Er ist mit der Besucheranzahl zufrieden, aber kann auch keinen Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie ziehen. Die Corona-Regelungen findet er besser als vergangenes Jahr: "Ohne Maskenpflicht ist es einfach angenehmer. Letztes Jahr musste man an den Ständen Mundschutz tragen." Auch die Corona-Maßnahmen für den Sonntag hält er für angebracht: "Wenn wirklich viele Besucher kommen, ist die 3G-Regel schon sinnvoll." Er hofft, dass auch das Wetter am Wochenende mitspielen wird.
Tanja Fankhauser verkauft an ihrem Stand Kissen aller Art: ob Kirschkern -, Duft - oder Kräuterkissen. Sie freue sich wahnsinnig, dass sie wieder auf der Dult sein kann, das sei nicht selbstverständlich. Auch die Stadt gebe sich Mühe, dass das zustande kommt, sagt sie. "Am meisten hat der Kundenkontakt gefehlt, man kennt viele schon vom Gesicht her", sagt Fankhauser. Schon am ersten Tag findet sie die Dult sehr gut besucht: " Die Leute sind kaufhungrig und haben Nachholbedarf." Jeder halte sich auch an die Regeln. Man geht nach der Pandemie auch zwischenmenschlich anders miteinander um: "Corona hatte nicht nur Schlechtes."
Allerdings kennt man sich mit den Regelungen einfach nicht mehr aus: "Braucht man nun eine Scheibe oder nicht? Muss man eine Maske aufsetzen oder nicht?" Fankhauser ist trotzdem vorbereitet für den Notfall, aber hofft, es bleibe alles so wie jetzt: "Es ist schön, auch einfach wieder das komplette Gesicht der Menschen zu sehen."