Das Schlagwort ist gesetzt und steht im Wahlprogramm der Augsburger Grünen: autofreie Innenstadt. Dies heißt allerdings nicht, dass nun überhaupt keine Autos mehr im Herzen der Stadt fahren dürfen. Dies wäre deshalb schwer umsetzbar, weil es Anwohner gibt und ein Anlieferservice für Geschäfte nötig ist. Das bestätigen Oberbürgermeisterkandidatin Martina Wild und Stadtrat Matthias Lorentzen, der mobilitätspolitische Sprecher. Dennoch müsse es das Ziel sein, den Autoverkehr in der Innenstadt massiv zu reduzieren, sagen sie. Die Luft würde deutlich besser, außerdem ließe sich der Lärm senken.
Anträge der Augsburger Grünen gibt es bereits
Mit zwei konkreten Projekten gehen die Grünen in die Offensive. Es geht um die erweiterte Altstadt und die Hallstraße. Entsprechende Anträge sind bereits gestellt. Kurzfristig umsetzbar wäre aus Sicht der Grünen, die Hallstraße schnellstmöglich für den Durchgangsverkehr zu sperren. Die Zufahrt bliebe für Anlieger und Lieferverkehr frei, so die Grünen. Man könne sich dabei am Beispiel der Annastraße orientieren.
Ein zweites Maßnahmenpaket umfasst einen deutlich größeren Abschnitt. Die Karolinenstraße und die gesamte Maximilianstraße sollen mit einem großen Teil der Altstadt zur autofreien Zone umgebaut werden. Dass dieses Projekt in dieser Form nicht unmittelbar umsetzbar ist, sagt die Fraktionsvorsitzende Martina Wild. Den Grünen gehe es darum, das Bewusstsein für eine autofreie Innenstadt zu fördern: „Wir wollen die Innenstadt vom Autoverkehr entlasten, um die Aufenthaltsqualität zu erhalten, um darüber hinaus für weniger Luftschadstoffe zu sorgen und um ein besseres Klima zu schaffen.“
Grüne: Augsburg ist bislang eine autogerechte Stadt
Augsburg könne sich dabei am Beispiel anderer europäischer Städte orientieren, in denen dieses Verkehrskonzept bereits erfolgreich umgesetzt werde. Als ein Beispiel wurde die norwegische Hauptstadt Oslo genannt. Stadtrat Lorentzen sagt, „dass bislang eine autogerechte Stadt ist“. Hier müsse ein Umdenken einsetzen. In den Prozess sollen Anwohner und Gewerbetreibende zwingend mit eingebunden werden.
Dass die Grünen nicht jedes Auto aus der Innenstadt verbannen wollen, wird von ihrer Seite betont. Ausnahmen müssten möglich sein. Gedacht ist unter anderem auch an Autofahrer mit einer Behinderung. Auch Hotelgäste, die Unterkünfte in der Innenstadt anfahren, sollten dorthin kommen. „Über solche Zufahrtswege gilt es zu sprechen“, sagt Lorentzen. Dass auch einige kleine öffentlichen Tiefgaragen in der autofreien Innenstadt liegen, ist den Grünen ebenfalls bewusst. Auch dafür gebe es erste Überlegungen: „Sie könnten zu Quartiersgaragen werden.“ Denkbar sei ferner, dass in diesen Garagen Parkmöglichkeiten für die großen Lastenräder geschaffen werden.
Taktzeiten von Bus und Tram verbessern
Die Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt sei jedoch keine einseitige Geschichte. Wenn es dazu komme, müssten andere Verkehrsmittel mehr gefördert werden. Um die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen, könnten die Taktzeiten von Bus und Tram verbessert werden.
Bei der Umsetzung einer für den Durchgangsverkehr gesperrten Hallstraße sehen Wild und Lorentzen gute Umsetzungschancen. Die Schulfamilie des Holbein-Gymnasiums stehe hinter den Überlegungen. Weniger Verkehr in der Straße reduziere das Unfallrisiko. Erst kürzlich habe es einen Unfall gegeben, bei dem ein Schüler verletzt worden sei, sagt Martina Wild.
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