In Augsburg steigt der Inzidenzwert kontinuierlich an, am Mittwoch lag er laut RKI bei 222,9. Auch am Uniklinikum Augsburg (UKA) macht sich die dritte Corona-Welle nun deutlich bemerkbar: Die Zahl der Patienten steigt wieder. Hinzu kommt, dass das Personal nach über einem Jahr des Pandemiegeschehens langsam Ermüdungserscheinungen zeigt.
Noch vor wenigen Wochen konnten an der Augsburger Uniklinik einige Covid-Stationen wieder in Normalstationen umfunktioniert werden, verschobene Behandlungen und Operationen wurden neu terminiert. Die Zeit nach der zweiten Welle nutzte man, um einen Berg liegen gebliebener Arbeit abzuarbeiten. "Zwischenzeitlich sind wir sehr flexibel, um auf die jeweilige Situation reagieren zu können", sagt Ärztlicher Direktor Prof. Michael Beyer . Dies habe dazu geführt, dass man zunächst sowohl Covid-Intensiv- als auch Normalstationen wieder für Patienten ohne Covid umwandelte. "Leider mussten wir mit Beginn letzter Woche wiederum rückverwandeln in Covid-Stationen", so Beyer.
Derzeit werden rund 70 Covid-Patienten an der Uniklinik behandelt
Anfang dieser Woche wurden bereits wieder 70 Covid-Patienten an der Uniklinik behandelt, davon 25 auf der Intensivstation. Zu Spitzenzeiten behandelte das UKA rund 150 Covid-Patienten. In den vergangenen Wochen musste kein Patient in ein anderes Krankenhaus verlegt werden, die Kapazitäten am Uniklinikum waren ausreichend. Das Klinikum geht davon aus, dass sich Augsburg inzwischen mitten in der dritten Welle befindet. Prof. Beyer: "Wir sehen aber im Gegensatz zur zweiten Welle ein flacheres Anfluten therapiebedürftiger Covid-Patienten."
Der Anteil der Covid-Patienten, die sich mit einer Mutation des Virus infiziert hätten, habe sich kontinuierlich gesteigert. "Drei Viertel aller Patienten haben entweder die britische oder südafrikanische Mutation", sagt der Ärztliche Direktor. Im Gegensatz zu den ersten beiden Wellen habe sich das Alter der zu behandelnden Personen verändert. "Zwischenzeitlich, offenbar durch die Impfungen, sehen wir weniger alte über 80-jährige Patienten mit mehreren Krankheiten aus den Alters- und Pflegeheimen. Die Erkrankungswelle hat jetzt eher die 50- bis 70-Jährigen erfasst", sagt Beyer. Ob die Krankheitsverläufe der Patienten, die die Mutation in sich tragen, schwerer sind, lasse sich bisher jedoch noch nicht feststellen.
"700 Mitarbeiter haben eine Covid-Infektion durchgemacht"
Im Gegensatz zu den ersten beiden Wellen arbeiten im Uniklinikum nun viele Mitarbeiter, die bereits geimpft sind. Die Impfbereitschaft beim Personal sei hoch. Bislang wurden dort 4300 Erstimpfungen durchgeführt, davon hätten nahezu alle Mitarbeiter auch schon die zweite Impfung erhalten. "Rund 700 Mitarbeiter haben eine Covid-Infektion durchgemacht, damit gehen wir davon aus, dass gut 5000 Mitarbeiter von insgesamt 6500 einen Immunstatus aufweisen", betont Beyer.
Das vergangene Jahr könne aber nicht einfach so weggewischt werden. Aufgrund der dauerhaften Belastung des Klinikpersonals seien nach einem Jahr des Pandemiegeschehens "deutliche Ermüdungserscheinungen festzustellen", sagt der Klinikdirektor. Das erschwere die Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs in vollem Umfang deutlich.
Mitarbeiter der Uniklinik schieben Überstunden und Urlaubstage vor sich her
Das bestätigt Renate Demharter, Notfallmedizinerin und Personalrätin am Krankenhaus. Krankheitsbedingte Ausfälle könnten nicht mehr so einfach kompensiert werden, da sich viele Mitarbeiter nicht mehr in der Lage sähen, zusätzliche Schichten zu übernehmen. "Zudem werden Überstunden und Urlaubstage vor sich her geschoben. Zum Jahreswechsel durften erstmals Resturlaubstage ins neue Jahr genommen werden", sagt sie. Doch Überstunden als Freizeitausgleich abzunehmen, wäre momentan gar nicht möglich, so die Personalrätin.
In ihren Augen müssten rechtzeitig Perspektiven geschaffen werden. So sei derzeit etwa eine Oberarztstelle in der Notaufnahme vakant. "Sie wird erst im Juli besetzt. Dann muss die Person im Juli und August eingearbeitet werden, wo eigentlich Urlaubszeit wäre", sagt sie. So verschiebe sich die Entlastung des Personals erneut. Sie mache sich auch Sorgen um künftiges Personal, das den Beruf als nicht mehr attraktiv erachten könnte. "Unsere hauseigene Pflegeschule erhält nach wie vor immer wieder Absagen", sagt Renate Demharter.
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