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Augsburg: Am Stadtmarkt eskaliert der Streit um die Öffnungszeiten

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Am Stadtmarkt eskaliert der Streit um die Öffnungszeiten

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    So sah es am Gründonnerstag gegen 16.15 Uhr in der Fleischhalle am Stadtmarkt aus. Die Stadt wünscht, dass künftig alle Geschäfte bis 17 Uhr öffnen sollten.
    So sah es am Gründonnerstag gegen 16.15 Uhr in der Fleischhalle am Stadtmarkt aus. Die Stadt wünscht, dass künftig alle Geschäfte bis 17 Uhr öffnen sollten. Foto: Michael Hörmann

    Doris Wiedemann ist Chefin des kleinen Spirituosengeschäfts Destille am Augsburger Stadtmarkt, zu ihrem Angebot gehört eine Außenbewirtung. Die Augsburger Geschäftsfrau hängt mit ganzem Herzen am Markt, wie sie sagt, doch gegenwärtig wächst ihre Wut. Vor Kurzem hat sie ein Bußgeld von 50 Euro kassiert, weil ihr Laden an einem Montag noch um 9.30 Uhr geschlossen war.

    Sie öffne in der Regel erst gegen 10 Uhr, sagt Doris Wiedemann. Zuvor rentiere sich der Betrieb kaum. Laut Marktamt muss sich die Geschäftsfrau aber wie alle anderen Händler an den Kernöffnungszeiten des Marktes orientieren. Und die sehen vor, dass der Markt werktags von 9 bis 17 Uhr geöffnet ist. Die Stadt Augsburg geht inzwischen strenger vor und erteilt Bußgelder, sofern sich Händler nicht an Vorgaben halten. Der Streit um die Öffnungszeiten auf dem Stadtmarkt, er eskaliert.

    Irena Fritzsche verkauft am Stadtmarkt.
    Irena Fritzsche verkauft am Stadtmarkt. Foto: Quirin Hönig

    Doris Wiedemann hat sich zur Wehr gesetzt. Das verhängte Bußgeld sei zurückgenommen worden, sagt sie. Bereits zweimal hat Irena Fritzsche ein Bußgeld erhalten. In beiden Fällen sind es 50 Euro. Auch ihr sei vorgehalten worden, dass das Geschäft vormittags nicht geöffnet hatte. Irena Fritsche verkauft nach eigenen Angaben "hausgemachte Leckereien", sie ist seit Jahren am Stadtmarkt aktiv. Bei Stadtführungen wird ihr Stand gerne angesteuert, Touristen erhalten dann eine Kostprobe.

    Stadtmarkt-Händlerin: "Ich werde die Strafe nicht zahlen."

    "Ich werde die Strafe nicht zahlen", sagt Irena Fritzsche, "das sitze ich gerne aus." Sie könne nicht nachvollziehen, warum das Marktamt jetzt so forsch gegen Händler vorgehe. Man müsse die betriebswirtschaftliche Seite betrachten, sagt die Standbetreiberin. "In der Früh zu öffnen bedeutet für mich, dass kaum Kunden kommen." Insofern sei für sie die Einhaltung der sogenannten Kernöffnungszeiten ein Draufzahlgeschäft.

    Maria Limmer betreibt den Metzgerei-Stand Hyna am Stadtmarkt.
    Maria Limmer betreibt den Metzgerei-Stand Hyna am Stadtmarkt. Foto: Ina Marks

    Nicht jeder Händler am Stadtmarkt teilt die Bedenken gegen die Strategie des Marktamts. Maria Limmer hat seit vielen Jahren den Metzgerei-Stand Hyna in der Fleischhalle. Sie weiß aus eigenen Erfahrungen, wie seit Jahren über die Öffnungszeiten am Markt diskutiert werde. Dass die Stadt nun strengere Vorgaben macht, sei nicht anzuprangern: "Ich bin jedenfalls nicht dagegen." Es müssten aber alle Händler mitmachen, so Maria Limmer: "Alle oder keiner." 

    Am Gründonnerstag waren in der Fleischhalle einige Stände noch gegen 16 Uhr geöffnet, aber längst nicht alle. Ein kleiner Stand ist ohnehin dauerhaft geschlossen. Die Regelung, bis 17 Uhr zu öffnen, gilt für Metzgereien und Imbissstände, wenngleich bei den Imbissen an Nachmittagen eher wenig los ist. Dies zeigen die Erfahrungen früherer Jahre. Die Stadt habe allerdings, so ist zu hören, bei Neumietern festgelegt, dass sie sich an den Kernöffnungszeiten zu orientieren haben. In der Fleischhalle ist mancher Stand deshalb nur eingeschränkt geöffnet, weil es krankheitsbedingt längerfristige Ausfälle gibt.

    Claudia Schmid (links) und Renate Gaßner haben das Geschäft Lunchbox am Stadtmarkt eröffnet.
    Claudia Schmid (links) und Renate Gaßner haben das Geschäft Lunchbox am Stadtmarkt eröffnet. Foto: Michael Hörmann

    Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle, in dessen Zuständigkeit der Stadtmarkt liegt, kennt diese Ausgangslage. Er sagt, man werde nicht mit aller Wucht Dinge durchsetzen: "Dass wir hier mit Augenmaß vorgehen, ist genauso selbstverständlich wie der Umstand, dass auch individuelle Belange der Beschickerinnen und Beschicker auf dem Stadtmarkt berücksichtigt und beachtet werden." 

    Doris Wiedemann betreibt den Laden Destille am  Stadtmarkt.
    Doris Wiedemann betreibt den Laden Destille am Stadtmarkt. Foto: Lea Binzer

    Hübschle lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass Kernöffnungszeiten wichtig für die Entwicklung des Stadtmarkts seien. "Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines attraktiven Stadtmarktes." Seit einigen Wochen gilt deshalb die verschärfte Regelung. Es gebe erste Stimmen von Händlern, so Hübschle, die von höheren Umsätzen in den verlängerten Öffnungszeiten sprechen. Einheitliche Öffnungszeiten im Stadtmarkt würden jedenfalls den Reiz für ein Einkaufserlebnis enorm erhöhen, erläutert Hübschle.

    Auch für den Bauernmarkt soll es jetzt strengere Regeln geben

    Doch nicht nur bei den Kernöffnungszeiten zieht das Marktamt die Zügel an. Einschnitte soll es auch im Bauernmarkt geben, der seinen Hauptverkaufstag am Samstag hat. Regionale Händler bieten dann ihre Produkte an Ständen in der Bäckergasse an. Die Stadt hatte vor Wochen betont, dass man genauer hinschauen werde, woher das Sortiment stamme. Man möchte, dass es sich um heimische Produkte handle. Zu den Händlern gehört Apfel-Heidi, die an ihrem Stand Obst verkauft. Irena Fritzsche ist die Mutter von Apfel-Heidi. Man habe ihrer Tochter mittlerweile untersagt, Äpfel aus der Bodenseeregion anzubieten, erzählt Fritzsche: "Das darf doch alles nicht wahr sein." 

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