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Augsburg: Rekord-Oktober drückt den Energieverbrauch in Augsburg

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Rekord-Oktober drückt den Energieverbrauch in Augsburg

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    Dieser Oktober war ungewöhnlich warm und sonnig - in der aktuellen Energiekrise ein großer Vorteil für viele Menschen.
    Dieser Oktober war ungewöhnlich warm und sonnig - in der aktuellen Energiekrise ein großer Vorteil für viele Menschen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Kalendarisch wird der Herbst gerade zum Winter, und in der Augsburger Innenstadt stehen sie vor einer Eisdiele Schlange. Ein Pärchen trägt Sonnenbrille, ein junger Mann kurze Hosen. Sie kommen ins Gespräch, über das Wetter, natürlich. "Krass" sei es, sagt der Mann freudig-fassungslos. "Da wird er sich nicht freuen, der Putin." Tatsächlich erlebt die Stadt einen historisch warmen Oktober, der mit Blick auf die Energiekrise wie gerufen kommt. Der Effekt, den das "Energiespar-Wetter" in

    Wie eine Auswertung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) für unsere Redaktion zeigt, schließt dieser Oktober in Augsburg voraussichtlich mit einer Durchschnittstemperatur von 12,3 Grad ab. Er ist damit der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1879. "Rekordhalter" bis dahin war Oktober 2001 (12,0 Grad). "Es hätte nicht mehr viel gefehlt, dann wäre – ähnlich wie 2001 – der Oktober wärmer ausgefallen als der September", erklärt Lothar Bock vom DWD. Dies sei "ein eher ungewöhnliches Ereignis". Eines, das laut Bock mit einer relativ "festgefahrenen" Großwetterlage zusammenhängt. Auch die Zahl der Sonnenstunden ist mit rund 120 überdurchschnittlich.

    Augsburg erlebt außerordentlich warmen Oktober

    Der Klimawandel könnte nach Einschätzung des Wetter-Experten eine Rolle dabei spielen, dass sich die Wetterlage so lange hält. Dass sie überdurchschnittliche Temperaturen bringt, sei aber per se "nichts Außergewöhnliches." Grundsätzlich führe der Klimawandel dazu, dass sich die Jahreszeiten etwas verschöben, auch die Sommer würden länger. Allerdings habe der Sommer in diesem Jahr für viele schon Mitte September geendet, "wo es dann doch recht kühl, trüb und nass war." Welche Aussagekraft dieser Oktober mit Blick auf die kommenden Monate hat, lässt sich laut Bock kaum zuverlässig voraussagen. Statistisch allerdings sei nach einem besonders überdurchschnittlich warmen Oktober der darauffolgende Winter auch insgesamt milder ausgefallen. "Diese Tendenz findet sich derzeit auch in den aktuellen Langfristprognosen der verschiedenen Wetterdienste wieder", so Bock.

    Unter den positiven Nebeneffekten des aktuellen Wetters ragt einer heraus: die Bedeutung für die selten so wichtige Frage der Energieversorgung. "Insgesamt sorgen die hohen Temperaturen für einen geringeren Wärmeverbrauch", bestätigt ein Sprecher der Stadtwerke Augsburg (swa) auf Anfrage. "So erwarten wir zum Beispiel für diesen Monat rund 25 Prozent weniger Fernwärmeabsatz als eigentlich geplant." Rund die Hälfte der Fernwärme in Augsburg wird aus Erdgas erzeugt, der Rest entfällt auf Biomasse und Müllverbrennung. Mit Blick auf den derzeitigen Gasverbrauch erklärt der swa-Sprecher, die hohen Temperaturen begünstigten es, Reserven für den Winter hoch zu halten "und nicht schon jetzt aus den Gasspeichern ausleiten zu müssen." Konkrete Veränderungen, die eindeutig dem Verbrauchsverhalten der Kunden zuzuordnen seien, könne man aber kaum feststellen. Der Grund: Insbesondere durch die Corona-Pandemie – Beispiel Homeoffice – seien die Vergleichswerte der Vorjahre verzerrt.

    Stadtwerke: Hohe Temperaturen drücken Energieverbrauch

    Auf den Stromverbrauch haben die hohen Temperaturen nach Einschätzung des swa-Sprechers eher geringen Einfluss, er werde über das Jahr hinweg "relativ linear" verbraucht. Anders als beim Gas: Hier seien die Monate Januar (20 Prozent) und Dezember (14 Prozent) "Verbrauchsspitzenreiter". Insgesamt, betont der Sprecher, gehe es derzeit darum, Gasreserven für den kommenden Winter zu haben und nicht schon jetzt aus den Speichern auszuleiten. "Daher ist es wichtig, neben Gas auch Strom zu sparen, um zu vermeiden, dass Gas zur Stromerzeugung genutzt werden muss."

    Wie sich der Heizenergieverbrauch in Wohngebäuden im Raum Augsburg über die vergangenen drei Jahre temperatur-bereinigt entwickelt hat, skizziert eine aktuelle Studie. Dem "Wärmemonitor" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge sank der jährliche Heizenergiebedarf 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht – von 122,16 auf 121,75 Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 hatte der Wert mit 120,94 etwas niedriger gelegen. Damit liegt die vom DIW definierte Industrieregion Augsburg – inbegriffen sind neben der Stadt auch die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Riesfür das Jahr 2021 über dem bayerischen Schnitt (115,13), aber unter dem deutschen (128,69).

    Heizverhalten im Raum Augsburg verändert sich

    Die jährlichen Heizausgaben im Raum Augsburg sanken der Studie zufolge zwischen 2019 und 2021 von 7,27 auf 6,92 Euro je Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Diese Entwicklung wird sich wegen der Energiekrise nicht fortsetzen. Grundlage der Studie sind Heizkostenabrechnungen von circa 250.000 Mehrparteienhäusern in Deutschland, die der Immobiliendienstleister ista ausgewertet hat.

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