Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Der Österreicher auf dem Augsburger Stadtmarkt hört auf

Augsburg

Der Österreicher auf dem Augsburger Stadtmarkt hört auf

    • |
    "Der Österreicher" auf dem Augsburger Stadtmarkt hört auf. Marion und Wolfgang Vogl verabschieden sich in den Ruhestand.
    "Der Österreicher" auf dem Augsburger Stadtmarkt hört auf. Marion und Wolfgang Vogl verabschieden sich in den Ruhestand. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Entscheidung traf das Ehepaar Vogl spontan in diesem November: Ende des Jahres hören Marion und Wolfgang Vogl mit ihrem "Wein Kultur Österreich" auf dem Stadtmarkt auf. Nur noch bis Samstag haben sie ihr Geschäft mit österreichischen Weinen, Spezialitäten und einer kleinen Küche geöffnet. Dabei gilt "Der Österreicher" mit den weiß-rot-karierten Deckchen auf den Tischen vor dem Laden bei vielen

    Marion und Wolfgang Vogl haben in den letzten Tagen oft "Ba ba" zu ihren Stammkunden gesagt. 15 Jahre lange waren sie auf dem Stadtmarkt, an der Ecke zum Stadtbücherei-Ausgang, mit ihrem Laden präsent. Samstags sah man "den Österreicher" oft am Grill stehen, dann drehte er die pikanten Rauchwürstel für die Kundschaft um - immer fesch gekleidet, den langen Schnauzbart akkurat gezwirbelt. Manieren und Höflichkeit waren und sind dem Österreicher wichtig. Eine "kulinarische Reise" durch alle neun österreichischen Bundesländer boten die Vogls auf der wechselnden Speisekarte an - vom Topfenpalatschinken über Kärtner Kasnudeln bis hin zum Fiakergulasch. Auf die vielen Weine, die Vogl von 120 österreichischen Weingütern bezog, war er besonders stolz. Der Abschied, das gibt er unumwunden zu, fällt ihm schwerer als seiner Frau.

    Augsburger Stadtmarkt: "Dem Österreicher" ist es schwer ums Herz

    Die Entscheidung trafen die Vogls im November, als ein Stammkunde ihnen sagte, er würde das Geschäft auf dem Stadtmarkt, so wie es ist, übernehmen und weiterführen. Für Marion Vogl ein unwiderstehliches Angebot. "Mein Mann wird nächstes Jahr 75 Jahre alt. Es ist an der Zeit, etwas ruhiger zu machen", findet die 66-Jährige, die weiß, wie schwer es ihrem Mann gerade ums Herz ist. Der sagt selbst: "Ich habe hier viel Herzblut und Arbeit hineingesteckt. So einen Laden, wie unseren, findet man nicht einmal in München." Wolfgang Vogl ist keiner, der mit seinen Leistungen hinter dem Berg hält. Als Gastronom habe er sich in Augsburg einen Namen gemacht, sagt er und blickt zurück zu den Anfängen, als er als junger Mann und gelernter Serviermeister aus der Wachau Anfang der 70er-Jahre in die Fuggerstadt kam. Dort ging es für ihn gleich hoch hinauf.

    Im Hotelturm nämlich übernahm er die Leitung des Restaurants im 35. Stock. Dort lernte er seine Frau kennen, die bereits als Bedienung arbeitete. Vogl erinnert sich gut an diese erste Begegnung im Hotelturm. "Jemand stand vor mir in der Sonne, ich war geblendet und fragte: Und wer sind Sie jetzt? Ich bin das Fräulein Fall, hörte ich eine Stimme. Als ich sie dann sah, war es vorbei." Es wurde geheiratet, das Paar machte sich selbstständig. Erst mit einem Weinlokal "Römerkeller" in der Gögginger Straße, später mit dem "Weinstadel" am Klausenberg. Der Stadtmarkt war die nächste Station. Nun ist für die Vogls Schluss. Dabei hatte der Stadtmarkt in diesem Jahr bereits einige Geschäftsaufgaben zu verzeichnen.

    "So viel Leerstand auf dem Stadtmarkt in Augsburg"

    In der Gemüsegasse etwa schloss Milana Reitmayer ihren Laden "Ideenreich", der Gemüsestand Schuster machte ebenfalls zu. In der Bäckergasse gab nach vielen Jahren Irena Fritsche mit "Irenas Stadtmarktspezialiäten" auf. Auch in den beiden Hallen stehen nach wie vor einige Stände leer. Unter anderem hatte in der Viktualienhalle im August Feinkost Schlemmermeyer aufgehört. Auch der Stand der ehemaligen Bio-Metzgerei Mödl in der Fleischhalle ist wieder ohne Betreiber. Wolfgang Vogl bedauert diese Entwicklung.

    "Wir haben inzwischen so viel Leerstand auf dem Stadtmarkt", meint er. Umso mehr hofft der österreichische Gastronom, dass die Stadt seinem potenziellen Nachfolger den Zuschlag für seinen Laden erteilen wird. Bei ihm handele es sich um einen namhaften Augsburger, verrät Vogl, dieser wolle die österreichische Weinkultur weiterführen. Diesen Samstag jedenfalls wollen sich die Vogls von ihren Kunden verabschieden - natürlich mit einem "Ba ba" und einem Glaserl Wein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden