Einen Monat vor dem Start des neuen Stadtwerke-Buskonzeptes kritisiert der Fahrgastverband „Pro Bahn“ die Pläne. Die Stadtwerke wollen die Taktzeiten der Busse mit denen der Straßenbahn in Einklang bringen, sodass tagsüber auf fast allen Linien der 15-Minuten-Takt gelten wird. Allerdings ist vorgesehen, ab 20.30 Uhr auf fast allen Linien nur noch im 30-Minuten-Takt zu fahren.
Der Sprecher von „Pro Bahn“, Errol Yazgac, sagt: „Viele Fahrgäste, darunter besonders die jüngere Generation, nutzen den Nahverkehr nur, wenn sie am Abend auch noch gut wieder nach Hause kommen: Wer dann riskiert, über eine Viertelstunde an einer zugigen und dunklen Haltestelle zu stehen, nimmt dann am Ende doch das Auto.“Die gute Akzeptanz des Nahverkehrsangebots mit dem Fünf-Minuten-Takt bei den Straßenbahnen morgens und am Nachmittag sollte nicht durch abendliche Ausdünnungen bei Bussen aufs Spiel gesetzt werden, heißt es von „Pro Bahn“.
Stadtwerke: Keine Änderung bei Straßenbahntakt
Die Stadtwerke betonen, dass sich am Takt der Straßenbahnen, die das Rückgrat des Nahverkehrs sind, nichts ändert. Die Änderungen bei den Bussen ab 11. Dezember dienten dazu, sich besser am Bedarf der Fahrgäste zu orientieren. Keinesfalls, so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg, handle es sich um ein Sparprogramm. Die Summe der gefahrenen Kilometer im Busnetz steige sogar leicht auf 4,9 Millionen Kilometer pro Jahr. Auch die Kosten der Stadtwerke zur Subventionierung des Busverkehrs steigen leicht an.
Bei Fahrgastzählungen kam das Unternehmen zum Ergebnis, dass es abends bei den Fahrgästen einen regelrechten Einbruch gibt. Ab 21 Uhr fällt die Zahl der Fahrgäste demnach pro Busfahrt im Durchschnitt auf unter zehn mit deutlich sinkender Tendenz zum Betriebsschluss um Mitternacht hin. Zum Vergleich: In der Morgenspitze an Schultagen sind es 42 Fahrgäste pro Busfahrt. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte über alle Linien und alle Strecken gerechnet.
Die Rechnung der Stadtwerke ist, am späteren Abend bei den Bussen Einschnitte vorzunehmen, um zu anderen Zeiten mehr Verkehr anbieten zu können. Stadtwerke-Chef Walter Casazza hatte nach ähnlichem Muster vor zwei Jahren bereits den Fünf-Minuten-Takt der Tram am Vormittag in einen 7,5-Minuten-Takt umgewandelt, um das dürftige Straßenbahnangebot am frühen Abend bis 20.30 Uhr zu verbessern. Das Ziel: mehr Fahrgäste ohne höheres Defizit. Kommt an der einen Stelle etwas dazu, wird an der anderen Stelle gestrichen.
Vor allem zwei Stadtteile profitieren von besserem Angebot
Bei derartigen Taktverschiebungen gibt es immer Gewinner und Verlierer. Aus Sicht der Stadtwerke überwiegt die Zahl der Gewinner. Schließlich, so Casazza, wolle man bei den Fahrgastzahlen zulegen. Bei den Bussen profitieren vor allem zwei Stadtteile von einem besseren Angebot, während sich die abendlichen Einschnitte im Liniennetz flächig verteilen. Bei den Linien 32 (Klinikum – Zoo) und 41 (Königsplatz – Bergstraße) ändert sich nichts. Bei den Erschließungslinien, die etwa in Hochzoll und Haunstetten als Zubringer zur Straßenbahn dienen, bleibt es tagsüber beim Takt 15, aber abends kommt es zur Taktausdünnung. Bei den Linien 22, 23, 44, 45 und 48 (Hammerschmiede, Firnhaberau, Lechhausen) gibt es die meisten Veränderungen. Beim 22er und 23er gibt es künftig tagsüber den 15-Minuten-Takt. Bisher gab es hier einen Wechsel zwischen 10- und 20-Minuten-Takt. Zudem werden im Osten die Linienwege neu geordnet. Unter anderem gibt es künftig mit der umstrukturierten Linie 44 zusätzlich zum 23er eine weitere Anbindung der Hammerschmiede an die Innenstadt.
Vor allem dieses Angebot verbraucht die durch die Taktausdünnung am Abend frei gewordenen Kapazitäten. Auch die Linie 42 zwischen Pfersee und Göggingen wird einen Haken durch den Sheridan-Park schlagen, um das wachsende Wohnviertel anzubinden, und sich dadurch verlängern.