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Augsburg: Der lange Weg zur Schiene: Diese Geschichte steckt hinter der Linie 3

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Der lange Weg zur Schiene: Diese Geschichte steckt hinter der Linie 3

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    Die Augsburger Straßenbahn fuhr von 1927 bis 1955 in die Ortsmitte von Haunstetten. Hier wird die erste Fahrt der damaligen Linie 4 am Georg-Käß-Platz willkommen geheißen.
    Die Augsburger Straßenbahn fuhr von 1927 bis 1955 in die Ortsmitte von Haunstetten. Hier wird die erste Fahrt der damaligen Linie 4 am Georg-Käß-Platz willkommen geheißen. Foto: Kulturkreis Haunstetten

    Die Bürgermeister von Haunstetten und Königsbrunn kämpften im Jahr 1874 darum, dass die geplante Lechfeldbahn durch ihre beiden Gemeinden geführt würde. Aber die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen bevorzugten die kostengünstige Streckenführung über Bobingen nach Kaufering. Während Am Sonntag nun geht die Linie in Betrieb.

    Haunstetten wurde 1899 mit der Localbahn ans Schienennetz angeschlossen

    Die Augsburger Localbahn sorgte im Jahr 1899 für einen Anschluss der aufstrebenden Gemeinde Haunstetten an das Schienennetz. Initiator war Viktor Martini, der Localbahn-Aufsichtsratsvorsitzende und der Eigentümer einer Textilfabrik in Haunstetten. Die Haunstetter Localbahn-Strecke hatte man für den Gütertransport konzipiert. Sie diente jedoch 26 Jahre lang auch dem Personenverkehr. Die Gleise wurden parallel zum Lochbach bis zur Martini-Textilfabrik ganz im Süden von Haunstetten verlegt.

    Im Jahr 1901 verkehrte der erste reguläre Personenzug vom Hauptbahnhof über den noch existierenden Haltepunkt "Morellstraße" zur Endhaltestelle "Haunstetten-Ort". Der kleine Bahnhof mit seinem hölzernen Wartehäuschen befand sich nördlich der Krankenhausstraße nahe dem heutigen Feuerwehrhaus. Es kamen für die damalige Zeit hochmoderne Akkutriebwagen mit der vierten Klasse zum Einsatz. Manchmal fuhren längere Züge mit einer vorgespannten Dampflok, vor allem für den sonntäglichen Ausflugsverkehr in den Siebentischwald. Täglich bis zu sieben Verbindungen verzeichnet das Reichskursbuch von 1925 unter der Streckennummer 303i. Bedient wurden auch die drei Haltestellen "Siebentisch" bei der Ilsungstraße, "Siebenbrunn" am Farnweg und "Haunstetten-Spinnerei" an der Ellensindstraße.

    Die verbliebene Haunstetter Localbahn-Strecke wird kaum noch befahren. Hier passierte im vergangenen Winter ein abgestellter Güterzug die ehemalige Haltestelle "Siebenbrunn".
    Die verbliebene Haunstetter Localbahn-Strecke wird kaum noch befahren. Hier passierte im vergangenen Winter ein abgestellter Güterzug die ehemalige Haltestelle "Siebenbrunn". Foto: Wilfried Matzke

    26 Minuten brauchte der sogenannte Lochbach-Express für die 7,5 Kilometer vom Hauptbahnhof bis zur Endhaltestelle. Die Gemeinde Haunstetten wurde 1927 auch an das Augsburger Straßenbahnnetz angeschlossen. Dies bedeutete das Ende des regulären Localbahn-Personenverkehrs. Die damalige Straßenbahnlinie 4 fuhr bis 1955 zum Georg-Käß-Platz, also in die Ortsmitte von Haunstetten.

    Localbahn hatte in der NS-Zeit ein trauriges Kapitel

    Als trauriges Kapitel der Localbahn-Strecke gilt der Transport von Zwangsarbeitern während der NS-Zeit. Sie wurden täglich vom Pferseer KZ-Außenlager zu den vier Messerschmitt-Flugzeugwerken im südlichen Augsburg und nördlichen Haunstetten gebracht. In der Nachkriegszeit blühte der Güterverkehr von und nach Haunstetten noch einmal auf. Auch eine Verlängerung der Localbahn ins nordwestliche Königsbrunner Gewerbe- und Industriegebiet war konkret geplant. Aber dann setzten Haunstetter und Königsbrunner Betriebe immer mehr auf die Straße. So fuhr im Jahr 1976 der letzte Güterzug nach "Haunstetten-Ort". Seitdem reichen die Gleise noch bis Premium Aerotec an der Ellensindstraße. Der verbliebene, reizvolle Schienenstrang durch die Ilsungheide und entlang des Siebentischwaldes wird seit 2006 nur für Ausflugsfahrten oder als Abstellgleis genutzt. Eine Stilllegung ist absehbar.

    Haunstetten konnte von 1965 bis 1975 sogar eine touristische Schmalspurbahn vorweisen, und zwar mit einer Länge von 1200 Metern im damaligen Freizeitpark "Deutsch-Miniatur". Auf diesem Gelände befindet sich nun die Tennisanlage Wünschig. Seit dem Jahr 1996 ist Haunstetten auch mit der Straßenbahnlinie 3 erreichbar. Gleichzeitig scheiterte jedoch an Bürgerprotesten eine Verlängerung der damaligen Linie 4 entlang der alten Bundesstraße 17 bis zur Königsbrunner Stadtgrenze. Die Wendeschleife der heutigen Linie 2 an der Endhaltestelle "Haunstetten-Nord" umrundet die evangelische Christuskirche, was europaweit einmalig sein dürfte.

    Somit ergibt sich eine bemerkenswerte Haunstetter Schienengeschichte mit drei Spurweiten, nämlich 1,435 Meter für die Localbahn, 1,0 Meter für die Straßenbahn und 0,5 Meter für die einstige Deutsch-Miniatur-Bahn. Mit der diesjährigen Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 von der Endhaltestelle "Haunstetten-West" nach Königsbrunn kommen 1,9 Gleiskilometer auf Haunstetter Flur hinzu.

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