Theoretisch gesehen müsste die Rechnung inzwischen fast aufgehen: Im vergangenen Jahr blieben in Augsburg 1400 Kinder, die einen Kita-Platz suchten, unversorgt. Gleichzeitig haben Stadt und freie Träger in den vergangenen drei Jahren 1400 Plätze geschaffen, 18 Einrichtungen wurden neu eröffnet. "Wir hätten alle Kinder untergebracht, wenn alle Stellen beim Kitapersonal voll besetzt wären", so Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne). "Vor zehn Jahren waren es noch die Gebäude, die den Mangel verursachten, jetzt ist es das Personal." Die Eröffnung der städtischen Kita in der Grenzstraße in Kriegshaber, die jetzt stattfand, verzögerte sich etwa, weil man nicht genug Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fand.
Wild kündigte anlässlich ihrer Halbzeitbilanz an, dass man ab Herbst in den städtischen Kitas auch auf ausländisches Personal setzen werde. Den Beginn werden etwa zehn Kräfte aus Spanien machen. Das sei nicht die eigentliche Lösung für das Problem, zumal das Potenzial angesichts der nachzuweisenden Deutschkenntnisse auch nicht unendlich ist, aber ein Baustein.
Wild verweist auch darauf, dass man viel in die Ausbildung investiere und neue Modelle geschaffen habe. Ein Thema sei auch der ständige Austausch mit den freien Trägern. Die Nachfrage nach Plätzen werde aber nicht abnehmen. Der Zuzug schaffe den Bedarf, zudem seien Kinder heute im Schnitt länger in Einrichtungen untergebracht. Angebot und Nachfrage steigerten sich gegenseitig. Eine Herausforderung werde der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Grundschulkinder ab 2026. Die Stadt setzt wie berichtet auf die Kooperation mit freien Trägern.
Bildung in Augsburg: Viel Geld für Schulsanierung
Bei den Schulen - ein von Eltern und Opposition immer wieder kritisiertes Thema - verweist Wild darauf, dass in diesem und dem kommenden Jahr insgesamt mehr als 90 Millionen Euro in Sanierung und Neubau investiert werden. Auch wenn die Stadt bei Investitionen grundsätzlich auf die Bremse treten müsse, werde an den Schulen nicht gespart. Im vergangenen Jahr flossen sogar 57 Millionen Euro in diesen Bereich.
Ein Grund dafür ist die 2022 begonnene Sanierung der FOS/BOS/RWS, die mit Gesamtkosten von mehr als 110 Millionen Euro einen sehr dicken Brocken darstellt. Man könne nicht alle Defizite gleichzeitig angehen und müsse gegenüber Eltern, Schülern und Lehrkräften seriös bleiben, statt leere Versprechungen zu machen, so Wild. Aber man tue, was möglich sei.
Schulen in Augsburg: Moderne Gebäude sind nur ein Aspekt der Strategie
Wild betont aber, dass die baulichen Fragen nur ein Bestandteil ihres Anspruchs sei, Chancen und Teilhabe für alle Bürger und Bürgerinnen in Augsburg zu bieten. Ein Beispiel sei der Ansatz, Bildungsmittelpunkte in den Stadtteilen zu errichten. In Lechhausen wurde im Zuge des Neubaus der Stadtteilbücherei am Schlössle eine Anlaufstelle für Bürger geschaffen. Auch in der Kresslesmühle und in der Löweneckschule (nach abgeschlossener Sanierung in 2024) sind solche Stellen geplant. Dort gibt es niederschwellige Angebote wie ein Elterncafé oder individuelle Beratung. In einer heterogenen Stadtgesellschaft seien solche Angebote inzwischen nötig, sagt Wild. Die Angebote richteten sich an Eltern wie Kinder. "Wenn die Eltern stärker sind, sind es auch die Kinder." Ein Ausbau der Bildungsmittelpunkte, immer orientiert am Bedarf vor Ort, sei geplant. Inzwischen gebe es auch einen "Digibus" (das frühere Corona-Infomobil der Stadt), der Eltern darüber informiert, welche digitalen Angebote ab welchem Alter für Kinder empfehlenswert sind.