Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Der Fugger-Pavillon zieht bald in die Niederlande

Augsburg

Der Fugger-Pavillon zieht bald in die Niederlande

    • |
    Bis Sonntag dauern die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei. Der Holzpavillon am Rathausplatz wird danach abgebaut.
    Bis Sonntag dauern die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei. Der Holzpavillon am Rathausplatz wird danach abgebaut. Foto: Silvio Wyszengrad

    Am Freitag überschlugen sich die Ereignisse, am Ende war eine neue Heimat für den Fugger-Pavillon gefunden: In den Abendstunden gaben die Fuggerschen Stiftungen bekannt, dass für den Holzbau nun eine Nachnutzung gefunden sei. Das imposante Bauwerk stand mehrere Wochen lang auf dem Augsburger Rathausplatz. Ab Montag - nach Ende der Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei - wird der Pavillon abgebaut. Klar war immer, dass er anderer Stelle eine neue Nutzung finden soll. Nur wo, konnten die Fuggerschen Stiftungen bislang nicht offiziell sagen, weil im Hintergrund Verhandlungen liefen. Nun ist klar: Der Pavillon geht in Einzelteilen auf Reisen und wird zu einem späteren Zeitpunkt in den Niederlanden wiederaufgebaut. Platz findet er an einem Ort, der eng mit einer visionären Idee der Fuggerschen Stiftungen verbunden ist.

    Am Freitagabend, kurz vor 19 Uhr, gab Astrid Gabler, Sprecherin der Fuggerschen Stiftungen, das Ergebnis der internen Beratungen im Stiftungsrat bekannt: "Der Fuggerei Next500 Pavillon wird auf Reisen an die niederländische Nordseeküste gehen und samt Ausstellung im großen Kunst- und Skulpturenpark der Stiftung Fraeylemaborg in Groningen für die Öffentlichkeit neu aufgebaut." Das Freiluftmuseum mit seinen Kulturgütern und baulichen Skulpturen sei in Form einer englischen Gartenlandschaft angelegt und werde jährlich von mehr als 100.000 Besuchern besucht. Gabler: "Die Entscheidung ist auf eine kulturelle und nachhaltige öffentliche Nutzung im Ausland gefallen, da dort eine Siedlung nach dem Vorbild der Fuggerei entstehen soll." Der Pavillon, so heißt es weiter, werde die kommenden Jahre "mit Ausstellungen und Veranstaltungen spannende, kulturelle und soziale Inhalte kommunizieren". Die Rückreise nach Augsburg in einigen Jahren sei ebenfalls eine Option, "denn die Stiftung Fraeylemaborg kann sich vorstellen, in fünf Jahren das Bauwerk

    Die Fuggerschen Stiftungen sprechen von einem Jubiläumsgeschenk

    In den vergangenen Tagen war die Zukunft des Bauwerks zu einem viel diskutierten Thema geworden. Die Fuggerschen Stiftungen hatten nach einem Abnehmer gesucht. Anfangs war nicht ganz klar, ob der Käufer das Bauwerk samt Ab- und Neuaufbau selbst bezahlen müsste. Dies wurde am Freitagvormittag von den Fuggerschen Stiftungen erstmals in dieser Deutlichkeit anders dargestellt. Sprecherin Astrid Gabler hatte am Freitagvormittag mitgeteilt: "Der Next500-Pavillon - so wie er da steht - wird von den Stiftungen an eine soziale, kulturelle oder andere nachhaltige und vor allem auch öffentliche Nutzungverschenkt." Er sei somit als Jubiläumsgeschenk an die Stadt oder andere Interessierte zu verstehen. Für den Abnehmer werden nun lediglich die Kosten für den Transport zum neuen Standort und für den Wiederaufbau anfallen.

    Die Fuggerschen Stiftungen hatten von Anfang betont, dass sie sich eine nachhaltige Lösung für das Bauwerk wünschten, das aus Fichtenholz von den Fuggerschen Wäldern gebaut ist. Gespräche mit Interessenten habe es gegeben, Namen wurden dabei nie genannt. Im Lauf des Freitags müssen die Verhandlungen über die künftige Nutzung zu einem konkreten Ergebnis geführt haben.

    Der Augsburger Stadtrat muss sich nicht mehr mit dem Holzpavillon befassen

    Bis Freitagmittag war noch davon auszugehen, dass sich der Augsburger Stadtrat mit dem Holzpavillon befassen könnte. Bei der regulären Stadtratssitzung am 23. Juni sollte das Thema auf der Tagesordnung stehen, hieß es. Am Freitagabend bestätigte Oberbürgermeisterin Eva Weber, dass dieses Vorgehen so beabsichtigt gewesen sei. Man sei dann aber von der Entscheidung der Fuggerschen Stiftungen, die am Nachmittag fiel, überholt worden. Dass der Holzbau nun auf Reisen geht wird, sei zu respektieren: "Damit kann der Pavillon nun auch über seine Symbolik hinaus die Idee der Fuggerei tatsächlich in die Welt und in die Zukunft tragen. Diese teilen wir als Stadt Augsburg gerne, auch wenn dieser außergewöhnliche Holzbau vielen von uns in den vergangenen Wochen sehr ans Herz gewachsen ist."

    Wie viel der Pavillon die Stiftung gekostet hat, dazu gibt es keine Angaben. "Wir möchten, dass die Inhalte, Debatten und die Vision Next500 - neue Fuggereien der Zukunft - im Fokus für die Menschen steht. Wir sehen unsere Investition in das Jubiläum als eine Investition in die Zukunft der Idee der Fuggerei", sagt Sprecherin Astrid Gabler. Die Finanzierung des Pavillons hätten die Fuggerschen Stiftungen getragen, sagt Administrator Wolf-Dietrich Graf von Hundt - "mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, dem Kulturfonds Bayern, der Stadt Augsburg, dem Bezirk Schwaben sowie Partnern beziehungsweise Unternehmen wie der PSD Bank München, der AOK Bayern, der Bundesstiftung Baukultur, der Patrizia Foundation, der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung, der Langnerschen Stiftung, dem Deutschen Dachzentrum, der Bäckerei Wolf, Augsburg Marketing und der Arno Buchegger Stiftung".

    Der Holzpavillon ist Schauplatz für die Feierlichkeiten der Fugger.
    Der Holzpavillon ist Schauplatz für die Feierlichkeiten der Fugger. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zwölf Meter misst der Pavillon an seiner höchsten Stelle. Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeilen, sagt Architekt Jacob von Rijs. Die Fuggerschen Stiftungen hatten das renommierte niederländische Architekturbüro MVRDV mit der Konzeption beauftragt. Für die Außenhülle des Bauwerks wurden 36 bis zu 50 Quadratmeter große und bis zu sechs Tonnen schwere Einzelbauteile gefertigt. Zwei Wochen dauerte der Aufbau. Ähnlich lang wird der Abbau dauern. Die Holzteile werden danach zwischengelagert.

    Im Holzpavillon in Augsburg zeigte sich sehr viel Prominenz

    Während der Jubiläumswochen gab es Diskussionen mit prominenter Besetzung - unter anderem kamen Schauspielerin Jutta Speidel, Fußballer Neven Subotic und der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Sie sprachen über die Voraussetzungen für neue Fuggereien in anderen Ländern. Die Fuggerschen Stiftungen wollen für solche neuen Einrichtungen Impulsgeber sein. Am Samstag wird ab 17.30 Uhr das letzte Gespräch in dieser Reihe stattfinden. Auf dem Podium sitzen dann Darren Walker, Präsident der Ford-Stiftung, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Sandra Breka, Geschäftsführerin der Robert-Bosch-Stiftung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden