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Augsburg: Der Countdown läuft: Diese Probleme gibt es im Bahnhofstunnel

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Der Countdown läuft: Diese Probleme gibt es im Bahnhofstunnel

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    In der Haltestelle unter dem Hauptbahnhof liegen inzwischen die Straßenbahnschienen. Angesichts von Materialengpässen ist die Eröffnung im August 2023 verschoben worden.
    In der Haltestelle unter dem Hauptbahnhof liegen inzwischen die Straßenbahnschienen. Angesichts von Materialengpässen ist die Eröffnung im August 2023 verschoben worden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wo in einem guten Jahr die 44.000 Fahrgäste unterwegs sein werden, die täglich am Hauptbahnhof in oder aus einem Zug steigen, ist es momentan still. In dem neuen Fußgängertunnel des Hauptbahnhofs, der künftig alle Bahnsteige barrierefrei erschließen soll, fällt Licht durch die Öffnungen auf den

    Der Rohbau steht, doch es fehlen Geländer, Wandverkleidungen, der Fußboden. Aus den Lampenöffnungen in der Decke schauen Hunderte winzige Schnur-Enden - hier müssen noch Kabel eingezogen werden, insgesamt um die 500 Kilometer in der gesamten Passage und dem darunter liegenden Straßenbahn-Tunnel mit unterirdischer Haltestelle. Alles für sich genommen seien das keine großen Arbeiten mehr, sagt Dietmar Orwat, Leiter der Projektgesellschaft der Stadtwerke, die den Tunnelbau verantwortet. Und dennoch wird die Zeit knapp.

    Umbau am Augsburger Hauptbahnhof: Manches verzögert sich

    Die Verwerfungen der Weltwirtschaft aufgrund von Corona und Ukraine-Krieg machen auf der Baustelle Probleme. Wie berichtet, haben die Stadtwerke sich inzwischen von dem Ziel verabschiedet, das gesamte Bauwerk termingerecht im August 2023 in Betrieb zu nehmen. Die Fußgängerpassage mit Aufzügen und Rolltreppen zu den Bahnsteigen soll wie geplant fertig werden, ebenso die Empfangshalle im Bahnhof und der Durchstich ins Thelottviertel. Bahnreisende haben dann den Bahnhof wieder voll und in verbesserter Form zur Verfügung. Bereits zum 10. Juni wird der Bahnsteig A an Gleis 1, der zuletzt wegen der Tunnelarbeiten gesperrt war, wieder komplett freigegeben. Der unter der Fußgängerpassage liegende Tramtunnel mit Wendeschleife und unterirdischer Haltestelle wird aber erst mit mehreren Monaten Verzögerung, womöglich 2024, ans Straßenbahnnetz gehen. Stadtwerke-Chef Walter Casazza wollte sich zuletzt im Stadtrat auf kein Datum festlegen.

    So sieht es in dem Fußgängertunnel unter den Bahnsteigen aus. Er soll termingerecht im August 2023 in Betrieb gehen. Im Vordergrund ist einer der Aufzugschächte zu sehen.
    So sieht es in dem Fußgängertunnel unter den Bahnsteigen aus. Er soll termingerecht im August 2023 in Betrieb gehen. Im Vordergrund ist einer der Aufzugschächte zu sehen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Vieles, sagt Orwat, sei momentan schlecht lieferbar. Wenn von Lieferanten und Handwerkern aktuell keine Nachrichten kommen, dass es Verzögerungen gibt, ist alles gut. Doch es hakt immer wieder - nur an manchen Stellen und nicht überall. Aber bei einer Baustelle, auf der jetzt im Endspurt alle Arbeiten wie in einem Uhrwerk aufeinander abgestimmt sind, können einzelne Verzögerungen zum Problem werden. Ein Großauftrag für Bodenverlege-Arbeiten muss nach Insolvenz einer Firma neu ausgeschrieben werden, ein Ersatzunternehmen findet sich nicht so leicht.

    Alubleche für Fensterrahmen sind rar, ebenso wie Stahl für den Geländerbau, Komponenten für die vielen elektronischen Schaltschränke im Tunnel, Spezialkabel für die Zugsicherung. Lieferzeiten hätten sich teils verfünffacht, erzählt Orwat. "Was irgendwie geht, montieren wir." Doch manche Arbeiten bauen aufeinander auf. Oberleitungen für die Tram im Tunnel, Elektroinstallation in der darüberliegenden Decke und Einbauten wie Rauchklappen können im zeitlichen Ablauf nicht beliebig getauscht werden. "Manche Dinge gehen nur nacheinander. Fehlt es an einer Stelle, kommt die ganze Kette durcheinander."

    "Manche Dinge gehen nur nacheinander"

    Immerhin ist der Rohbau inzwischen fertig, man kann sich gut vorstellen, wie alles nach der Fertigstellung einmal aussehen wird. Im zweiten Untergeschoss laufen in der unterirdischen Straßenbahnhaltestelle gerade die Gleisarbeiten. Zwischen dem westlichen Tunneleingang und dem Bahnhofsgebäude liegen die Schienen schon im Tunnel, aktuell arbeitet sich der Bautrupp unter dem Bahnhofsvorplatz in Richtung der Rampe in der Halderstraße voran. Mit Gleisen und auch Oberleitungen werde man wohl hinkommen, sagt Orwat. Doch weil die Arbeiten mit Zugsicherung und -signalisierung komplexer sind, wird aus der Inbetriebnahme der Haltestelle zum August 2023 nichts.

    Stadtwerke-Geschäftsführer Casazza hatte zuletzt gesagt, dass die Stadtwerke aller Voraussicht nach im Kostenrahmen zwischen 230 und 250 Millionen Euro bleiben werden. Man werde wohl zwischen 240 und 250 Millionen Euro landen, zumal nur noch wenige Aufträge auszuschreiben seien. Allerdings ist offen, inwieweit Firmen versuchen werden, nachträglich Mehrkosten aufgrund der gestiegenen Materialpreise geltend zu machen.

    Im Straßenbahntunnel in 13 Metern Tiefe laufen die Gleisbauarbeiten für die Straßenbahn.
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    Die Bauarbeiten im neuen Tunnel unter dem Augsburger Bahnhof schreiten voran. Diese Bildergalerie gewährt Einblicke, wie es dort gerade aussieht.

    Mit dem Bahnhofstunnel sollen der Augsburger Nahverkehr und die Bahn enger verknüpft werden. Vor allem für Berufspendler und -pendlerinnen soll der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr so attraktiver werden, weil komfortabel zwischen Umland- und Stadtverkehr gewechselt werden kann. Dazu erhält der

    Augsburger Bahnhofstunnel ist nicht für Fahrräder freigegeben

    Das Geschoss darüber, die sogenannte Verteilerebene, ersetzt die alte Fußgängerunterführung zu den Bahnsteigen. Dieser Zugang wird verbreitert und mit Rolltreppen und Aufzügen barrierefrei gestaltet. Zudem wird der Fußgängertunnel ins Thelottviertel durchgestochen, wo er gemeinsam mit der Straßenbahn am neuen Bahnhofsvorplatz West ans Tageslicht kommt. Dort soll auch ein großes Fahrradparkhaus entstehen. Der Tunnel selbst ist für Fahrräder nicht freigegeben, weil der Platz nicht ausreichen würde und der Tunnel auf der Innenstadt-Seite über Treppen/Rolltreppen in die Empfangshalle des Bahnhofsgebäudes führt. Eine Rampenlösung auf den Bahnhofsvorplatz hatte die Bahn abgelehnt, um den eingemieteten Geschäften im Bahnhofsgebäude weiter hohe Kundenfrequenz zu ermöglichen.

    Was wird am Augsburger Hauptbahnhof gebaut? Welche Vorteile sollen Reisende bald haben? Und wie viel kostet das Mega-Projekt "Bahnhofstunnel"? Unser Video zeigt, wie die Bauarbeiten am Hauptbahnhof

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