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Augsburg: Der bizarre Streit um das Obstangebot von Apfel-Heidi auf dem Stadtmarkt

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Der bizarre Streit um das Obstangebot von Apfel-Heidi auf dem Stadtmarkt

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    Heidi Kalchschmid,die sich selbst Apfel-Heidi nennt, hat Probleme mit dem Marktamt der Stadt Augsburg. Es geht um ihr Sortiment.
    Heidi Kalchschmid,die sich selbst Apfel-Heidi nennt, hat Probleme mit dem Marktamt der Stadt Augsburg. Es geht um ihr Sortiment. Foto: Silvio Wyszengrad

    Apfel-Heidi steht in grüner Schrift auf der weißen Visitenkarte, auf der ein roter Apfel als Hingucker abgebildet ist. Obsthändlerin Heidi Kalchschmid ist den Menschen in Augsburg vertraut: Die junge Frau verkauft seit einigen Jahren Obst am Stadtmarkt. Zudem ist sie im Herbst mit ihrem Stand auf der Dult vertreten. Jetzt allerdings bekommt es Das ist aber nicht der einzige Aufreger derzeit am Stadtmarkt. Stadträte der Opposition kritisieren Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) und das Team des Marktamts.

    Heidi Kalchschmid ist am Stadtmarkt nicht täglich anzutreffen. Ihr Angebot ist auf Freitag und Samstag beschränkt. Apfel-Heidi gehört zu den Beschickern des Bauernmarkts. Es sind regionale Anbieter, die ihre Stände an der Bäckergasse am Markt aufbauen. Der Bauernmarkt hat eine lange Tradition, auch wenn die Zahl der Anbieter seit Jahren sinkt. Für Händler, die ihr Sortiment dauerhaft am Markt anbieten, sind die Kollegen vom Bauernmarkt eine Konkurrenz. Samstag gilt als bester Verkaufstag. Händler vom Bauernmarkt berichten von einer treuen Stammkundschaft. Als problematisch wird vonseiten des städtischen Marktamts angesehen, dass Bauernmarkt-Händler ihr Angebot zuletzt ausgeweitet hätten. Auch exotische Früchte gibt es, Marktfrauen aus der Region verkaufen in Wintermonaten Tomaten und anderes Gemüse aus Italien.

    Bauernmarkt in Augsburg: Produkte sollen aus der Region stammen

    Das Marktamt schritt vor einigen Wochen ein. Man überprüfte das Sortiment genau. So wie es hieß, sollten Produkte am Bauernmarkt künftig aus der näheren Region stammen. Von einer räumlichen Entfernung von 50 Kilometern war zunächst die Rede. Für Apfel-Heidi würde dies bedeuten, dass sie kein zugekauftes Bodenseeobst am Bauernmarkt vertreiben dürfte. Am Samstag lagen die Äpfel aber weiterhin in Kisten am Stand.

    Über Kernöffnungszeiten am Stadtmarkt wird diskutiert.
    Über Kernöffnungszeiten am Stadtmarkt wird diskutiert. Foto: Michael Hörmann

    Kunden reagierten auf die Neuerung teils mit Fassungslosigkeit. "Es muss der Eindruck entstehen, dass das Marktamt die Bauernmarkthändler vertreiben möchte", sagte Andrea Förster. Ein Mann, der sich mit Äpfeln vom Bodensee eingedeckt hatte, sprach von einer "Posse". Heidi Kalchschmid möchte selbst wenig sagen. Sie könne bestimmte Argumente nachvollziehen: "Es gibt aus meiner Sicht aber auch das Gewohnheitsrecht", sagt Apfel-Heidi, "die

    Referent Hübschle sagt: Bodenseeobst darf weiter verkauft werden

    Wirtschaftsreferent Hübschle betonte am Ostersonntag, dass der Verkauf von Bodenseeobst weiterhin möglich sei: "Bei den Sortimentsbeschränkungen am Bauernmarkt geht es um Zitrusfrüchte." So sei es vom Marktamt gegenüber Heidi Kalchschmid auch kommuniziert worden. Die 50-Kilometer-Regelung werde nicht angewandt, so Hübschle: "Sie war einmal Gegenstand in der Diskussion des Marktbeirats, aber bereits damals habe ich das als Diskussionsbeitrag verstanden." Die Stadt habe sich von dieser Idee verabschiedet. 

    Streit am Stadtmarkt: Es geht um Kernöffnungszeiten

    Der Streit um das Sortiment am Bauernmarkt ist nicht der einzige Aufreger. Das Marktamt fordert alle dauerhaften Beschicker auf, die Kernöffnungszeiten von 9 bis 17 Uhr einzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt sollten Stände geöffnet haben, sofern keine besonderen Umstände dagegensprechen. Es wurden bereits Bußgelder an Händlerinnen verteilt, die nicht geöffnet hatten. Doris Wiedemann (Spirituosengeschäft Destille) und Irena Fritzsche (selbstgemachte Spezialitäten) bestätigten gegenüber unserer Redaktion, dass sie die Strafe nicht zahlen. Es geht um jeweils 50 Euro, bei

    Das Agieren der Marktverwaltung, die dem Wirtschaftsreferat im Rathaus zugeordnet ist, stößt in Teilen der Kommunalpolitik auf scharfe Kritik. Florian Freund (SPD), Vorsitzender der Sozialen Fraktion, sagt: "Das Gängeln der Beschicker und Marktkaufleute wird nicht zu einer Sicherung oder sogar Steigerung der Attraktivität führen." Im Gegenteil, so führt Freund weiter aus. An einigen Ständen am Markt stehe ein Generationswechsel an. "Die nachfolgende Generation wird sich die Bedingungen genau anschauen und sich überlegen, ob sie eine Zukunft sieht", sagt Freund. 

    Stadtrat Peter Hummel (Freie Wähler) geht gerne auf den Markt. Er sagt: "Die Beschicker benötigen Rahmenbedingungen, die sich weniger an Traditionen aus dem letzten Jahrhundert orientieren, sondern an Bedürfnissen und Lebensbedingungen der Menschen von heute." Beim Fischgeschäft Schwingenstein sei es deshalb immer voll, "weil die Fischsuppe genial ist, aber auch, weil man dort gemütlich sitzen kann". Ein Weißwurstfrühstück in der Fleischhalle dagegen habe "den Charme einer Brotzeit in der Montagehalle von Kuka". 

    Stadtrat Wegner sagt: "Fleischhalle ganz einfach schließen"

    Roland Wegner (V-Partei) spricht seit Längerem davon, dass vor allem die Fleischhalle nicht mehr auf Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sei: "Einfach die Fleischhalle ganz schließen. Das Konzept ist aus dem Mittelalter." Wegner vertritt die Position von Menschen, die den Konsum von Fleisch ablehnen. Allerdings gibt es in der Fleischhalle auch immer mehr vegetarische Gerichte an den Imbissen. 

    Maria Limmer betreibt den Stand der Metzgerei Hyna.
    Maria Limmer betreibt den Stand der Metzgerei Hyna. Foto: Peter Fastl

    Bei Händlern am Stadtmarkt wird die Diskussion um Kernöffnungszeiten intensiv begleitet. Maria Limmer (Metzgerei Hyna) steht hinter den Vorgaben der Verwaltung, "aber es muss für alle gelten". Ibrahim Erbas, der einen Spezialitäten-Stand in der Viktualienhalle hat, kennt die Abläufe am Markt seit Jahren. Es wäre wünschenswert, wenn es eine einheitliche Regelung geben würde, sagt er: "Bußgelder müssen aber nicht sein." 

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