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Augsburg: Der Augsburger Stadtwald hat ein Problem – was dagegen jetzt getan wird

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Der Augsburger Stadtwald hat ein Problem – was dagegen jetzt getan wird

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    Mehr Wasser für den Stadtwald: Der Alte Floßgraben östlich des Klinikums Süd wurde in den vergangenen Jahren probehalber umgestaltet.
    Mehr Wasser für den Stadtwald: Der Alte Floßgraben östlich des Klinikums Süd wurde in den vergangenen Jahren probehalber umgestaltet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dass etwas anders ist an diesem Abschnitt des Alten Floßgrabens, einem von vielen Augsburger Stadtwaldbächen, kann man auch hören: Zwischen den Blättern junger Laubbäume ist ein leises Plätschern zu hören, im Sonnenlicht glitzert das Wasser, das über eine kleine Kiesrampe fließt. Bis vor einigen Jahren war an dieser Stelle eine Schwelle aus Beton eingebaut, über die das Wasser etwa 30 Zentimeter nach unten fiel - unpassierbar für Fische. Und auch die schnurgerade Uferböschung wurde mit einem Bagger etwas abgeflacht, den Rest besorgte die Natur und schuf einen Bach mit Biegungen, der sich auch mehr Platz nimmt und an einer Stelle sein Bett verlässt und ein kleines Feuchtgebiet geschaffen hat. 

    Noch ist es nur eine Musterstrecke von etwa 100 Metern Länge, doch in den kommenden Jahren steht ein größerer Umbau der Bäche im Stadtwald an. Von den etwa 65 Kilometern Fließstrecke sollen rund 25 Kilometer umgestaltet werden. Nach Jahren der Planung steht im Herbst ein nächster Schritt an: Dann soll der Lochbach, der an der Lechstaustufe 22 bei Unterbergen ausgeleitet wird, versuchsweise mehr Wasser bekommen. Künftig soll über den

    Die Fichten im Augsburger Stadtwald kommen mit dem Klimawandel nicht zurecht

    Die Fichten kommen mit dem Klimawandel nicht zurecht. In der Fläche läuft seit Jahren ein Umbau des Waldes, hin zu Bäumen, die mehr Wärme vertragen. "Das Gesicht des Waldes wird sich in den kommenden Jahren verändern", sagt Eva Ritter, die stellvertretende Leiterin des Forstamts. Teils werden kleine Laubbäume im Nadelwald angepflanzt, die dann den Fichten nachfolgen. Teils lichtet die Forstverwaltung aus, um wild angewachsenen Laubbäumen mehr Licht zu verschaffen. Und teils werden ganze Waldstücke neu gestaltet, wenn etwa der Borkenkäfer in einer Parzelle gewütet hat. Der Umbau des Stadtwalds laufe schon seit Jahrzehnten, so Forstreferent Roland Barth, weil Fichtenmonokulturen mit Schädlingsbefall schon länger ein Problem haben. "Aber jetzt nimmt das Tempo des Umbaus zu", so Barth. Wenn die Forstverwaltung nicht tätig werde, dann werde der Klimawandel die Dinge ändern. 

    Am Alten Floßgraben entstand ein Feuchtgebiet im Zuge der Umgestaltung.
    Am Alten Floßgraben entstand ein Feuchtgebiet im Zuge der Umgestaltung. Foto: Silvio Wyszengrad

    Besonderes Augenmerk legt die Stadt auf die Bäche und deren Umgebung. Dort gibt es am ehesten eine Möglichkeit, dem Wald wieder seinen ursprünglichen Auwald-Charakter zu verleihen. Den hatte der Wald, als es noch regelmäßige Überschwemmungen gab und der Grundwasserstand höher lag. Vor gut 100 Jahren wurde der Mischwald dann von seinem damaligen Eigentümer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten abgeholzt. Als die Stadt das Areal 1924 kaufte, wurde schnell mit Nadelbäumen aufgeforstet - das Resultat sind teilweise Monokulturen, die bis heute bestehen und für den Standort eigentlich untypisch sind. 

    Umbau des Stadtwalds in Augsburg: In den Jahren 2025/26 wird es richtig losgehen

    Geplant ist, die Bäche umzugestalten - mit abwechslungsreicheren Ufern, weniger Schwellen und ökologisch besseren Bachunterführungen. "Der Trinkwasserschutz spielt bei alldem aber eine große Rolle, weswegen viele Untersuchungen und Genehmigungsverfahren nötig sind", sagt Ritter. In den Jahren 2025/26 werde wohl ein großer Teil des Bachumbaus vonstattengehen. Die Stadt hofft, dass die ökologischer gestalteten Abschnitte auch in den Rest des Bachsystems ausstrahlen. Überall sei ein Uferumbau nicht möglich, weil dafür teils extra Wege gebaut werden müssen. Viel Vitalisierung wird es darum in den Bereichen geben, die ohnehin vom Wegenetz erschlossen sind.

    Wesentlicher Teil des Projekts ist auch, das zusätzlich eingeleitete Wasser oberhalb des Hochablasses wieder in den Lech zurückzuleiten. Die Idee ist, dass

    Forstreferent Roland Barth und Kulturreferent Jürgen Enninger (von links) bei der Pflanzung von Bäumen im Stadtwald.
    Forstreferent Roland Barth und Kulturreferent Jürgen Enninger (von links) bei der Pflanzung von Bäumen im Stadtwald. Foto: Silvio Wyszengrad

    Schon jetzt laufen viele Neupflanzungen entlang der Bäche, insgesamt 3400 Bäume in diesem Jahr. Es handelt sich dabei um heimische und besonders klimaresistente Arten wie Flatterulmen, Schwarzerlen und Traubenkirschen. Rund 1000 der Bäume werden im Zuge von CO₂-Ausgleichsmaßnahmen für die Kanu-WM von 2022 gepflanzt. Neben der Unterstützung eines Mangrovenwald-Projekts in Myanmar soll der Ausstoß von insgesamt 1160 Tonnen CO₂ auch vor Ort kompensiert werden. Man habe bei der Veranstaltung selbst mit Mehrwegbechern und kostenlosem Nahverkehr für Besucher versucht, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren, aber ein Restausstoß sei unvermeidlich, so Sportreferent Jürgen Enninger (Grüne).

    Enninger, der am Mittwoch zusammen mit seinem Forstkollegen Barth symbolisch mehrere Bäume pflanzte, sagt, dass auch bei Sportveranstaltungen der Klimaschutz künftig stärker berücksichtigt werden müsse. "Man kann auch internationale Wettbewerbe nachhaltig gestalten", so Enninger. Das habe auch die Kanu-WM bewiesen. Künftig müssten sich auch Veranstaltungen wie Olympische Spiele daran messen lassen, grundsätzlich sei Klimaverträglichkeit aber möglich. Auch in Augsburg werde das Thema bei städtischen Veranstaltungen, das Jugendfest Modular ist ein Vorreiter, eine größere Rolle spielen. 

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