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Augsburg: Dieser Goldschmied fertigte das Papst-Geschenk für Söder an

Augsburg

Dieser Goldschmied fertigte das Papst-Geschenk für Söder an

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    Der Augsburger Goldschmied Martin Ziegelmayr hatte einen überraschenden Anruf von der Bayerischen Staatskanzlei erhalten - und damit einen ungewöhnlichen Auftrag.
    Der Augsburger Goldschmied Martin Ziegelmayr hatte einen überraschenden Anruf von der Bayerischen Staatskanzlei erhalten - und damit einen ungewöhnlichen Auftrag. Foto: Julia Geppert

    Klingelt das Telefon und jemand bittet um ein Geschenk für den Papst. Das ist kein Witz und auch keine neue Schockanruf-Masche, sondern Martin Ziegelmayr vor wenigen Wochen tatsächlich passiert. Die Bayerische Staatskanzlei hatte den Augsburger Silber- und Goldschmied mit einem speziellen Schmuckstück beauftragt, das Ministerpräsident Markus Söder unlängst bei seiner Rom-Reise Papst Franziskus als Präsent überreichte. Ziegelmayr blieb nach dem Telefonat gelassen und machte sich an die Arbeit. Eine Geschichte über einen Mann, dessen Leben nicht nur die Kunst bestimmt, sondern auch die kleine Kirche St. Peter neben dem Rathaus.

    Der freundliche Herr mit grauen Haaren, Schnauzbart und runder Brille lacht, als er auf den Anruf angesprochen wird. "Wenn der Ministerpräsident ein Stück von Ihnen dem Papst schenken möchte, was wollen Sie da noch mehr? Eine Steigerung ist nicht möglich." Der Goldschmied, der in seiner Kunstgalerie MZ im Domviertel an einem langen Holztisch sitzt, wird schnell wieder ernst. "Mit fast 70 Jahren bleibt man in solchen Dingen ruhig. Wenn ich etwas anfertige, sehe ich nur die Arbeit, egal ob sie für Herrn Söder ist oder nicht." In der Staatskanzlei war man offenbar auf den Augsburger Künstler gestoßen, weil dieser bereits zahlreiche Arbeiten sakraler Kunst angefertigt hat. Zudem gibt es eine Verbindung zum Papst, die quasi hinter dem Perlachturm liegt.

    Für das Papstgeschenk hatte der Augsburger Goldschmied nicht viel Zeit

    Dort steht die kleine Kirche St. Peter am Perlach, in der das berühmte Bild der Knotenmadonna hängt. Menschen aus aller Welt pilgern nach Augsburg, um die Heilige zu betrachten. Auch Papst Franziskus gilt als ihr Verehrer. Martin Ziegelmayr ist Verwalter des Bürgervereins St. Peter, der sich um den Erhalt der Perlachkirche kümmert. Dass Markus Söder dem Papst etwas von der Knotenmadonna mitbringen wollte, überraschte den Goldschmied also nicht. "Ich dachte erst an einen Ring, doch dann wurde es ein Amulett aus Silber." Keine zwei Wochen Zeit habe er dafür gehabt.

    Das Bild "Maria Knotenlöserin" ist weltweit berühmt. Es hängt in der kleinen Augsburger Kirche St. Peter am Perlach.
    Das Bild "Maria Knotenlöserin" ist weltweit berühmt. Es hängt in der kleinen Augsburger Kirche St. Peter am Perlach. Foto: Bernd Hohlen

    Die Arbeit begann Ziegelmayr in seiner Werkstatt in Florenz, wo er nicht nur einen guten Freund hat, wie er erzählt, sondern auch eine Zweitwohnung. Daheim in Augsburg wurde das Amulett beendet und von einem Mitarbeiter der Staatskanzlei abgeholt. Auf der Vorderseite des runden Schmuckstücks ist die Knotenmadonna abgebildet, in die Umrandung hat Ziegelmayr Anfangsworte eines Gebets geschlagen. "Auf der Rückseite steht das gesamte Gebet, allerdings sind die Buchstaben so geschlagen, dass nur derjenige sie lesen kann, der den Inhalt kennt." Diesen Kniff mache er auch gerne bei Eheringen, erzählt der 69-Jährige. Zudem ist das Amulett noch mit einem Amethyst versehen, dem Stein des Bischofs. Wie sein Geschenk im Vatikan ankam?

    Ministerpräsident Markus Söder überreichte bei einer Privataudienz Papst Franziskus das Amulett, das der Augsburger Goldschmied Martin Ziegelmayr angefertigt hatte.
    Ministerpräsident Markus Söder überreichte bei einer Privataudienz Papst Franziskus das Amulett, das der Augsburger Goldschmied Martin Ziegelmayr angefertigt hatte. Foto: Vatican Media /dpa

    Martin Ziegelmayr über seine größte Herausforderung

    "Ich habe bis jetzt keine Rückmeldung, aber ich erwarte auch keine. Wenn ein Stück meine Werkstatt verlassen hat, interessiert es mich nicht mehr", sagt er. Auch die Skizzen dazu hat er bereits weggeworfen. Martin Ziegelmayr lebt für die Kunst. Schon als Kind, so erzählt er, schaute er gerne in Juwelier-Schaufenster, in Kirchen faszinierte ihn das viele Gold. Nur seinem Vater zuliebe machte er die Ausbildung bei der Deutschen Bank. "Er wollte, dass ich etwas Gescheites lerne." Danach aber ließ er sich zum Silber- und Goldschmied ausbilden. Noch heute arbeitet er jeden Tag in seiner Werkstatt. Ziegelmayr perfektionierte die Kunst auf seine Weise. 

    Dieses Amulett aus Silber zeigt auf der Vorderseite die Knotenmadonna.
    Dieses Amulett aus Silber zeigt auf der Vorderseite die Knotenmadonna. Foto: Martin Ziegelmayr

    Denn mit üblichen Gravuren in den Schmuckstücken war er nie zufrieden. Der Augsburger entwickelte eine Technik, mit der er Buchstaben in Materialien schlägt. Seit acht Jahren sitzt er an seiner wohl größten Herausforderung, einem fünf mal drei Meter großen Flügelaltar aus Blei, auf dem er 228.000 Buchstaben einschlagen will. "Das sind alle Psalmen", erklärt er. Der Altar ist für die Sakristei der Felicitas-Kapelle in St. Peter gedacht. Martin Ziegelmayr wird inzwischen von einem Freund dabei unterstützt. "Allein der Hammer wiegt 2,8 Kilo. Wenn man den zwei bis drei Stunden am Tag schwingt, braucht man kein Fitnessstudio mehr." Trotzdem treibt der 69-Jährige regelmäßig Sport. Ziegelmayrs Tag beginnt morgens um halb vier mit Fitness. Um sechs Uhr spielt er gerne für sich in der Kirche St. Peter Orgel. Er schmunzelt. "Es ist ein Privileg, den Schlüssel zu haben." Noch viele Geschichten gäbe es über den Augsburger zu erzählen. 

    Etwa wie er, der mit dem Glauben einst nicht mehr viel am Hut hatte, zu St. Peter kam und die kleine Perlachkirche ihn nicht mehr losließ. Wie er nach und nach immer mehr Aufträge für sakrale Kunststücke auch aus dem Ausland erhielt und wie wichtig ihm es dabei immer war, sich nie vor den Karren spannen zu lassen - "weder von der Diözese, noch von Museen" - oder wie er den einst inhaftierten "Blumenmaler" Berni McQueen in seiner Kunst unterstützte. Aber Martin Ziegelmayr muss los. Er will eine Besuchergruppe durch St. Peter führen.

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