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Augsburg: Demo gegen geplanten Süchtigentreff: „Wir fühlen uns nicht gehört“

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Demo gegen geplanten Süchtigentreff: „Wir fühlen uns nicht gehört“

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    Mit Schildern in der Hand und einigen Redebeiträgen wenden sich Frauen und Männer aus Oberhausen gegen die Pläne der Stadt, in St. Johannes einen Süchtigentreff einzurichten.
    Mit Schildern in der Hand und einigen Redebeiträgen wenden sich Frauen und Männer aus Oberhausen gegen die Pläne der Stadt, in St. Johannes einen Süchtigentreff einzurichten. Foto: Peter Fastl

    Sie fühlen sich von der Stadt nicht gehört. Dieser Satz fällt immer wieder an diesem frühen Montagabend auf dem Rathausplatz. Knapp 300 Menschen, so schätzen Polizei und Veranstalter, haben sich dort zur Kundgebung unter dem Motto „Ja zur Suchthilfe, nein zu St. Johannes“ versammelt. Wenige Tage vor der Stadtratssitzung, in der über den neuen, geplanten Standort für die Suchthilfeeinrichtung entschieden werden soll, wollen Anwohner und Glaubensgemeinschaften noch einmal auf ihre Sorgen und Befürchtungen aufmerksam machen. Aber nicht nur das. Manche der Sprecher machen ihrem Ärger Luft – auch über Oberbürgermeisterin Eva Weber.

    Im Hintergrund der Kundgebung spielen Kinder auf dem Wasserspielplatz, der derzeit auf dem Rathausplatz aufgebaut ist. Während bei der Demo die Emotionen kochen, ist zwischendurch das fröhliche Lachen der Kleinen zu hören, die durch die Wasserfontänen springen. Einer der Redner, Lenard Patros, greift die Situation gleich auf. „Wie diese Kinder hinter uns haben es auch unsere Kinder in Oberhausen verdient, im Brunnen am Friedensplatz zu spielen, und zwar ohne Spritzen, die dann darin herumliegen.“ Die Versammelten, unter ihnen etliche Eltern, klatschen Beifall.

    Unterschriften-Übergabe am Augsburger Rathaus wird thematisiert

    Patros ist Mitglied der Syrisch-Katholischen Gemeinde. Diese hält in der katholischen Kirche St. Joseph, die genau wie die evangelische Kirche St. Johannes an den Friedensplatz angrenzt, ihre Messen ab. Kinder werden dort auch unterrichtet. Die Gemeinde ist eine von mehreren Glaubensgemeinschaften in Oberhausen, die zusammen mit der Aktionsgemeinschaft „Unser Oberhausen“ die Kundgebung angestoßen haben. Sie hatten in den letzten Wochen Unterschriften gegen das Vorhaben der Stadt gesammelt.

    Lenard Patrous und Mirjana Mansour von der Syrisch-Katholischen Gemeinde sprachen auch bei der Versammlung auf dem Rathausplatz.
    Lenard Patrous und Mirjana Mansour von der Syrisch-Katholischen Gemeinde sprachen auch bei der Versammlung auf dem Rathausplatz. Foto: Peter Fastl

    Knapp über 3000 Unterzeichnungen kamen zusammen. Die Listen wurden vergangenen Mittwoch an Oberbürgermeisterin Eva Weber und Ordnungsreferent Frank Pintsch (beide CSU) im Unteren Fletz des Rathauses von zwei Oberhausern übergeben, während vor dem Rathaus mehrere Vertreter der Gemeinschaften warten sollten. Nicht nur das war offenbar einigen von ihnen sauer aufgestoßen, sondern auch, dass sich nach der Übergabe nur Ordnungsreferent Pintsch einem Gespräch auf dem Rathausplatz gestellt hatte.

    Wie berichtet, ließ sich Eva Weber wegen eines anderen Termins entschuldigen. Als nicht nur Redner Lenard Patros die OB dafür kritisiert, ertönen Buhrufe. Die Stimmung ist aufgeheizt. Der Vorsitzende der Ussaki Derwisch Gemeinde, Kibar Birinci appelliert an den Stadtrat, eine andere Lösung zu finden. „Wir alle teilen das Ziel, den suchtkranken Menschen zu helfen“, betont er. Aber eine Wohngegend sei nicht der richtige Ort.

    Angst vor Beschaffungskriminalität und Sorge um die Kinder

    Angst vor Drogenhändlern, die sich in der Gegend breit machen könnten, Sorge um die Sicherheit der Kinder, eine Abwertung des Friedensplatzes, wo sich gerne Familien aufhielten, Zunahme von Lärm, Müll und Auseinandersetzungen innerhalb der Suchtszene, Angst vor Beschaffungskriminalität und auch eine Wertminderung der Immobilien – die Argumente, die unter Applaus vorgetragen werden, sind nicht neu. „Aber wir Einwohner von Oberhausen fühlen uns nicht gehört“, sagt Rednerin Caitlin Brady, die bei St. Johannes mit ihrer Familie lebt. „Wir haben nicht das Gefühl, dass unsere Einwände berücksichtigt werden und dass wir für die Verwaltung bedeutend sind.“

    Die Betroffenen glauben vielmehr, so ist immer wieder auch bei der Demo zu vernehmen, dass bei der Standortsuche nicht ergebnisoffen agiert worden sei. Vielmehr habe sich die Verwaltung wegen des niedrigen Quadratmeterpreises bereits auf St. Johannes festgelegt, heißt es mitunter. Dahingehend harsche Kritik übt etwa der Kirchenpfleger von St. Joseph, Jürgen Grunwald. Die Stadt plane schon seit mindestens eineinhalb Jahren den Standort in St. Johannes, meint er in seiner Rede.

    „Sie hat klug agiert, sich frühzeitig mit Bezirkskliniken und dem Bezirk Schwaben in Verbindung gesetzt – das ist alles im Vorfeld passiert“, sagt er. Die Stadt habe so lange auf St. Johannes hingearbeitet, dass man es als Betroffene jetzt schwer habe, diese Entscheidung noch zu beeinflussen. Auf der Kundgebung wird mehrmals an den Stadtrat appelliert, bei der Sitzung am Donnerstag die Entscheidung zu vertagen und sich mit den 18 dargebrachten Alternativstandorten zu befassen. Vom Stadtrat selbst ist an diesem Abend lediglich Peter Hummel (Freie Wähler) gekommen sowie Freie Wähler-Vorsitzende Angelika Lippert und Parteifreund Ferdinand Traub.

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