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Augsburg: Demo am Nachmittag: Schüler wollen nicht mehr als Schwänzer gelten

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Demo am Nachmittag: Schüler wollen nicht mehr als Schwänzer gelten

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    Bei der Bewegung „Fridays for Future“ gehen Schüler freitags auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Am Freitag werden Augsburger Schüler erneut protestieren – und das diesmal außerhalb der Schulzeit.
    Bei der Bewegung „Fridays for Future“ gehen Schüler freitags auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Am Freitag werden Augsburger Schüler erneut protestieren – und das diesmal außerhalb der Schulzeit. Foto: Silvio Wyszengrad

    Peter Schwertschlager wird am Freitag seinen Unterricht etwas früher beenden und sich mit seinen Schülern in die Straßenbahn setzen. Das Ziel: der Rathausplatz. Dort startet die zweite Augsburger Schülerdemo für eine bessere Klimapolitik, und diesmal will der Schulleiter des Gymnasiums bei St. Anna mit von der Partie sein. „Denn es ist nicht nur die Sache der Schüler“, betont er. Es hat sich zu einem viel diskutierten Thema entwickelt, seit sich der Bewegung „Fridays for Future“ weltweit immer mehr junge Menschen anschließen.

    Als Vorbild gilt die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die seit einigen Monaten immer freitags die Schule schwänzt, um vor dem Stockholmer Parlament für die Einhaltung von Klimazielen zu protestieren. Geschwänzt muss am Freitag in Augsburg jedoch nicht werden. Anders als noch vor Kurzem: Rund 1500 Menschen gingen am 18. Januar in Augsburg auf die Straße. Für ihr Engagement erhielten die Schüler viel Zuspruch, aber auch viel Kritik. Ihnen gehe es weniger um die Sache als vielmehr ums Schwänzen, hieß es oft in sozialen Netzwerken. Das wollen die Augsburger Schüler nicht auf sich sitzen lassen. Sie demonstrieren deshalb ab 14 Uhr. „Wir wollen die Aktionen künftig abwechselnd mal während, mal außerhalb der Schulzeit machen“, sagt Emma Schwaiger. Die 17-jährige Schülerin hofft, dass sich der Demo am Freitag noch mehr Teilnehmer anschließen, um zu unterstreichen, dass es ihnen sehr wohl um die Sache gehe.

    An einer Augsburger Schule gab es eine Klimakonferenz am Freitagnachmittag

    Schulleiter Peter Schwertschlager muss davon nicht überzeugt werden. 112 Schüler des Anna-Gymnasiums haben im Januar geschwänzt, um an der ersten Demo teilnehmen zu können. „Da waren Schüler von der 6. bis zur 12. Jahrgangsstufe dabei“, erzählt er. Für diejenigen, die sich an der Demo beteiligten, wurden die ausgefallenen Stunden auf andere Art und Weise nachgeholt. Im Gespräch mit der Schülermitverantwortung (SMV) entschied die Schulleitung, eine Klimakonferenz an einem Freitagnachmittag einzuberufen. Neben den Demonstranten nahmen auch andere Schüler „freiwillig“ daran teil. Schwertschlager: „Es waren so zwischen 120 bis 130 Schüler in unserer Mensa.“ Das Ziel: Aus dem Interesse am Klimaschutz ein innerschulisches Thema machen. Schülerin Aylin Yldiz aus der Q11 hielt dieselbe Rede, die sie bereits auf der Demo gehalten hatte. Dabei verdeutlichte sie den Einfluss des hohen Fleischkonsums auf die Umwelt, erklärte den Treibhauseffekt und zeigte auf Bildern, wie Tiere durch den achtlosen Umgang mit Plastik verletzt werden.

    In Workshops überlegten die Schüler anschließend, wie sie selber aktiv werden können: den Papierverbrauch in den Klassenzimmern senken, Plastik in der Mensa vermeiden und unnötige Stromfresser ausfindig machen. „Da ging es um konkrete Dinge, die wir bei uns an der Schule oder die die Schüler auch zu Hause machen könnten“, so Schwertschlager.

    Gemeinsam demonstrieren Schüler und Studenten für einen Kohleausstieg der Bundesregierung.
    Gemeinsam demonstrieren Schüler und Studenten für einen Kohleausstieg der Bundesregierung. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Als Gymnasium, das den Titel „Fairtrade-School“ trägt, achtet die Schulfamilie ohnehin darauf, sich nachhaltig und nicht auf Kosten anderer oder der Umwelt zu verhalten. Laut Schwertschlager werde nun überlegt, den einen fleischlosen Tag in der Schulmensa auf zwei Tage auszuweiten. Daneben könnten die Automaten mit mehr fair gehandelten Produkten bestückt werden. Schüler könnten zu „Klimascouts“ ausgebildet werden und ihre Mitschüler über Wasser- und Energieverbrauch informieren. „Schilder hochheben und die Politiker an ihre Pflichten erinnern, ist das Eine. In der Schule machen wir etwas anderes“, sagt Schwertschlager. Dort werde das Bewusstsein der Schüler geschärft.

    Udo Legner vom Maria-Theresia-Gymnasium gibt ein W-Seminar namens „Protest und Revolution“. Die Revolution von 1918 ist dort genauso Thema wie die 1968er-Bewegung und die Schülerdemos heute. Mit seinen Schülern hat der Lehrer bereits die erste Demo besucht und wird auch am Freitag am Rathausplatz vorbeischauen. „Ich bin Mitglied diverser WhatsApp-Gruppen, in denen die Schüler die Demos organisieren. Ich bin beeindruckt, wie fundiert und mit welcher Ernsthaftigkeit sie da rangehen. Für sie ist das keine Spielwiese“, sagt er.

    "Klimafasten" in der Fastenzeit

    Auch am Gymnasium und an der Realschule Maria Stern wird das Thema Klimaschutz aktiv angegangen. Bei dem „Nacharbeitstermin“ für diejenigen, die sich am ersten Streik beteiligt hatten, wurden Pläne geschmiedet. In einer Schüler-Aktion soll über Umweltthemen informiert und gleichzeitig zum Handeln motiviert werden. Gemeinsam wurde beschlossen, als Schulgemeinschaft an der Aktion „Klimafasten“ der evangelischen Landeskirche teilzunehmen. Während der Fastenzeit soll nun in jeder Schulwoche eine andere Aktion aufgegriffen werden: So soll es mehr Zeit für achtsames Essen und Kochen, anders unterwegs sein oder ein plastikfreies Leben geben. Für Emma Schwaiger hat sich all das Engagement schon jetzt gelohnt: „Durch die Demos habe ich sehr viele Leute kennengelernt, die sich auch Gedanken machen. Der Austausch mit ihnen ist toll und gemeinsam haben wir schon viel ins Rollen gebracht.“

    Die Demo startet am Freitag um 14 Uhr am Rathausplatz mit einer Kundgebung. Von dort aus geht es über die Hallstraße zum Königsplatz (Kundgebung). Danach geht es über die Fuggerstraße, Grottenau wieder zum Rathausplatz (Kundgebung).

    Den Kommentar zum Thema lesen Sie hier: Die richtige Antwort auf alle Kritiker

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