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Augsburg: Dem neuen Umweltbildungszentrum droht Betrieb auf Sparflamme

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Dem neuen Umweltbildungszentrum droht Betrieb auf Sparflamme

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    Das neue Umweltbildungzetrum am Botanischen Garten ist bereits im Bau.
    Das neue Umweltbildungzetrum am Botanischen Garten ist bereits im Bau. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mit dem neuen Augsburger Umweltbildungszentrum am Botanischen Garten sind in Zeiten des Klimawandels große Erwartungen verbunden. Doch knapp ein Jahr vor dem Start zeichnet sich ein finanzieller Engpass ab. Der städtische Landschaftspflegeverband warnt vor einem "Betrieb auf Sparflamme". Er will deutlich mehr Geld von der Stadt, um seine Aufgaben erfüllen zu können.

    Das Umweltbildungszentrum (UBZ) gilt als ein politisch wichtiges Projekt der schwarz-grünen Stadtregierung. Laut Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) soll es Menschen befähigen, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten und in die breite Bevölkerung hineinwirken. Momentan ist das Gebäude fast fertig. Im kommenden Frühjahr soll es eröffnet werden; soweit der Plan des städtischen Landschaftspflegeverbandes (LPV), der das Zentrum mit Leben erfüllen will.

    Ein finanzielles Fragezeichen beim Umweltbildungszentrum

    Angedacht sind mittelfristig rund 1500 Veranstaltungen jährlich rund um die Schwerpunkte biologische Vielfalt, nachhaltige Nutzung und Landschaftsentwicklung. Im Umweltbildungszentrum wird künftig auch eine dezentrale Infostelle zum Augsburger UNESCO-Wasser-Welterbe eingerichtet. Darüber hinaus ist dort ein Lern- und Informationsort für den naturnahen Umbau des Lechs mit dem Projekt "Licca liber" des Freistaates vorgesehen.

    Dass es aber noch ein großes finanzielles Fragezeichen gibt, wurde im Umweltausschuss des Stadtrates deutlich. Wie LPV-Geschäftsführer Nicolas Liebig berichtet, ist im Neubau für fast 6,7 Millionen Euro die Erstausstattung noch nicht eingepreist. Für die Einrichtung von Büros, Veranstaltungsräumen, Lehrküche und Ausstellung veranschlagt er rund 340.000 Euro. Bisher habe man dafür mit einem staatlichen Zuschuss gerechnet. Das Problem: Ein entsprechendes Förderprogramm sei nun ausgelaufen.

    So wird das neue Umweltbildungzentrum am Botanischen Garten aussehen, der Bau ist weit fortgeschritten.
    So wird das neue Umweltbildungzentrum am Botanischen Garten aussehen, der Bau ist weit fortgeschritten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Landschaftspflege macht auch mehr Biotoppflege

    Nötig sind Liebig zufolge zudem weitere Stellen für die Umweltbildungsarbeit, eine Bürokraft als Anlaufstelle, sowie Reinigungs- und Betriebspersonal für das Gebäude. Liebig verweist auf den Koalitionsvertrag der Stadtregierung, wonach Mittel vorgehalten werden sollen, um das Zentrum betreiben zu können. "Was wir machen, ist eine Grundlage für die Klimaresilienz der Stadt."

    Nicht nur das neue UBZ muss finanziert werden. Liebig sagt, auch die anderen Aufgaben des Landschaftspflegeverbandes hätten zuletzt stark zugenommen. Der Verband unterstützt die Stadt bei einer Pflichtaufgabe im Naturschutz – er kümmert sich zusammen mit Landwirten um die Pflege ausgedehnter öffentlicher Biotopflächen. Mehr als ein Viertel des Stadtgebiets steht unter Schutz. Die Landschaftspflege hat inzwischen auch neue Aufgaben. Sie schickt Naturschutz-Scouts in stark frequentierten wertvollen Naturgebieten aus. "Die Schutzgebiete werden teilweise überrannt", sagt Liebig. Nicht zuletzt habe man mit Kostensteigerungen zu kämpfen.

    Zwei Euro Mitgliedsbeitrag pro Einwohner?

    In der Folge erhofft sich der Geschäftsführer nun deutlich mehr Geld von der Stadt. Bislang bekommt der LPV einen Mitgliedsbeitrag von 40 Cent pro Einwohner und Jahr, zusätzlich bestimmte Zuschüsse. Zusammengerechnet würde ein Beitrag von derzeit 88 Cent herauskommen. Liebig wünscht sich nun eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages auf zwei Euro ab dem kommenden Jahr und im Gegenzug einen Wegfall der Zuschüsse, weil letztere schnell gestrichen werden können. Damit bekomme der Verein mehr finanzielle Planungssicherheit. Die allermeisten seiner Projekte werden über staatliche Programme gefördert, der Landschaftspflegeverband muss jedoch einen Eigenanteil leisten.

    Was bedeutet das unterm Strich für die Stadt? Liebig sagt, "bislang liegen unsere Personalkosten für die Landschaftspflege und Umweltbildung bei rund 420.000 Euro, wir brauchen aber 600.000 Euro". Er verweist auf die Kreise Augsburg und Aichach-Friedberg, die derzeit (inklusive Zuschüsse) zwischen 1,36 und 1,70 Euro pro Einwohner an ihre Landschaftspflege zahlen. Im Umweltausschuss zeigten die Stadträte parteiübergreifend Verständnis für die Forderung nach zwei Euro Mitgliedsbeitrag. Die Verwaltung soll nun einen Vorschlag für die Erhöhung erarbeiten.

    Stadträte skeptisch wegen Finanzlage

    Als hohe Hürde wurde die prekäre finanzielle Situation der Stadt gesehen. "Gibt es einen Plan B", falls Finanzreferent und Stadtrat einer Erhöhung nicht zustimmen, fragte Peter Uhl (CSU). Liebig sagte, der LPV suche ständig "kreativ" nach öffentlichen Zuschüssen, brauche aber einen Eigenanteil. "Wenn wir im März das Umweltbildungzentrum eröffnen, will ich nicht den Vorwurf hören, der Laden läuft nicht."

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