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PV-Anlage löste Brand in Inningen aus: Das sagt der Eigentümer

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Defekte PV-Anlage löste wohl Großbrand in Inningen aus: Das sagt der Eigentümer

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    Nach ersten Schätzungen der Polizei hat der Großbrand in Inningen einen Schaden von mindestens zwei Millionen Euro angerichtet.
    Nach ersten Schätzungen der Polizei hat der Großbrand in Inningen einen Schaden von mindestens zwei Millionen Euro angerichtet. Foto: Ina Marks

    Die mietbaren Saunafässer, die auf dem Gelände der Alten Ziegelei in Inningen stehen, wirken aktuell etwas zynisch. Denn nur wenige Meter von ihnen entfernt hatte das Feuer eine Hitze von bis zu 1000 Grad verursacht. Der Großbrand, der am Montagnachmittag in der Lagerhalle am östlichen Ortsrand des Augsburger Stadtteils ausgebrochen war, hat einen immensen Schaden angerichtet. Die Polizei schätzt ihn vorläufig auf mindestens zwei Millionen Euro. Die Ermittler vermuten, dass ein Defekt bei der Photovoltaik-Anlage, die auf dem Dach installiert war, das Feuer ausgelöst hat. Der Eigentümer der PV-Anlage schaut sich am Tag danach den Schaden vor Ort an. Warum der Brand für ihn besonders schlimm ist.

    Der scharfe Geruch liegt immer noch über dem Gelände der Alten Ziegelei. Ein paar neugierige Fahrradfahrer halten am Gelände. "Ich habe diese mächtige schwarze Rauchwolke gestern von meinem Hof aus gesehen, nun wollte ich mir mal ein Bild von der Lage machen", sagt ein älterer Mann und staunt: "Das ist ja schlimmer, als ich gedacht habe." Der vordere Teil der riesigen Halle existiert nicht mehr. Die verkohlten und verschmorten Überreste wurden abgerissen – auch aus Sicherheitsgründen für die Einsatzkräfte und die Brandfahnder der Kriminalpolizei. Dafür liegen Unmengen von Brandschutt zwischen Löschwasserlachen herum. Nahezu unversehrt steht ein alter Sessel trotzig dazwischen. Aus einem Haufen qualmt es noch leicht. Über hundert Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Stadt und Landkreis hatten am Vortag gegen die Flammen angekämpft. 

    Großbrand in Augsburg-Inningen: Nachts löschte die Feuerwehr Glutnester

    Sogar die Werkfeuerwehr von Premium Aerotec und die Flughafenfeuerwehr der Bundeswehr vom Lechfeld griffen mit ein. Der Kampf ging über mehrere Stunden. "Erst abends zwischen 20 und 21 Uhr hatten wir das Feuer im Griff", berichtet Anselm Brieger, Sprecher der Berufsfeuerwehr Augsburg. Der Regen zwischendurch, konstatiert er, war keine Hilfe. Das meiste habe unter dem Dach der Halle gebrannt. Sie diente offenbar als Lager für Altkleider, Reifen, Wert- und Kunststoffe, auch Autos, Wohnmobile und Oldtimer von Privatpersonen waren dort untergestellt.

    Auch nachts musste die Brandwache immer wieder aufflackernde Glutnester löschen. Brieger geht davon aus, dass im Laufe des Mittwochs die Gefahr restlos gebannt sein wird. "So ein Großfeuer hatten wir zuletzt beim Caritas-Gebäude und in der Karolinenstraße." Das Feuer in Inningen, so schildert er, war so massiv, dass sich Doppel-Stahlträger bei der Hitze verbogen. Augenzeugen hatten gegenüber unserer Redaktion erzählt, wie es Montagnachmittag plötzlich am Dach zu qualmen begann. Sie äußerten die Vermutung, dass das Feuer von der Photovoltaik-Anlage ausging. Offenbar hatten sie damit recht.

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    Eine Gewerbehalle auf dem Gelände der Alten Ziegelei in Augsburg-Inningen brennt lichterloh. Zahlreiche Feuerwehrleute sind vor Ort. Die Bilder.

    Wie die Polizei am Dienstag bestätigt, sei ein technischer Defekt der verbauten PV-Anlage als Brandursache naheliegend. Erkenntnisse, die auf eine vorsätzliche Brandstiftung oder Fremdverschulden schließen lassen, gebe es derzeit keine. Erich Klas trägt einen Strohhut gegen die Sonne. Er geht über das Gelände der Alten Ziegelei und sieht sich die Überreste der Katastrophe an. Er ist ein langjähriger Freund des Landwirts, dem die Lagerhalle und das Gelände gehören. Und er hatte, wie er erzählt, von seinem Freund die Dachfläche gepachtet. "Ja, mir gehört die PV-Anlage", sagt Klas. Vor zehn Jahren habe er die Module installieren lassen – auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. "Ich denke, die Hälfte davon ist nun zerstört."

    Eigentümer der Halle in Augsburg-Inningen: "Noch nie Probleme mit der PV-Anlage"

    Doch das ist nicht das Schlimmste für ihn. "Ich fühle mich irgendwie schuldig, auch wenn ich nichts dafür kann", versucht Klas, ebenfalls ein Landwirt und aus der Nähe von Fürstenfeldbruck, sein Befinden zu erklären. "Wir sind Freunde und dann wird durch meine Anlage solch ein Schaden angerichtet. Zum Glück aber ist niemandem etwas passiert." 

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    Das verheerende Feuer hat einen Teil der Industriehalle in Inningen komplett zerstört. So sieht der Brandort am Tag danach aus.

    Er berichtet, dass es in den zehn Jahren noch nie Probleme mit der Anlage auf dem Dach gegeben habe. Damals habe er hochwertige Module eines deutschen Herstellers gekauft. Über die gesetzliche Einspeisevergütung, die auf 20 Jahre angelegt ist, zahle er die Anlage ab. "Sie ist noch nicht abbezahlt." Schon am Dienstag hat Klas Kontakt mit seiner Versicherung aufgenommen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Unterdessen packen Moritz Degle und seine Kameraden der Inninger Feuerwehr ihre Sachen zusammen. Für den 18-Jährigen war es der erste große Einsatz.

    Für Moritz Degle (18) war es bei der Freiwilligen Feuerwehr Inningen der erste große Einsatz.
    Für Moritz Degle (18) war es bei der Freiwilligen Feuerwehr Inningen der erste große Einsatz. Foto: Ina Marks

    "Ich war gerade am Eiskanal beim Baden, als der Alarm einging", berichtet der Abiturient. Mehrere Stunden habe er mitgeholfen. "Bei so einem Feuer bekommt man schon einen Adrenalinkick", sagt er. Richtig froh ist Jürgen Pfadler. Er hatte um sein Wohnmobil, das in der Gewerbehalle stand, gebangt. Die Familie wollte damit demnächst in den Urlaub nach Norwegen reisen. Zum Glück stand das Gefährt im hintersten Teil der Halle und blieb unversehrt. Pfadler holte es am Dienstag ab und fuhr es direkt in eine Waschanlage. "Es stinkt wie eine Fackel."

    Jürgen Pfadler wäscht sein Wohnmobil, das den Brand der Halle in Inningen unbeschadet überstanden hat, im Kfz Wasch- und Pflegepark. "Es riecht wie eine Fackel", sagt er.
    Jürgen Pfadler wäscht sein Wohnmobil, das den Brand der Halle in Inningen unbeschadet überstanden hat, im Kfz Wasch- und Pflegepark. "Es riecht wie eine Fackel", sagt er.
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