Über hundert Jahre lang war er Stadtmarktkunden als das Bratwurst-Glöckle bekannt. Nun hat der Verkaufsstand am hinteren Ende der Fleischhalle auf dem Augsburger Stadtmarkt seinen Besitzer gewechselt. Nachdem der bisherige Pächter Lothar Seeßle gekündigt hatte, suchte die Stadt nach einem Nachfolger. Nun hat sie ihn gefunden: Es ist ein Gastronom, der in Augsburg kein Unbekannter ist.
Marktamtsleiter Werner Kaufmann bestätigt auf Anfrage die AZ-Information und ist froh, mit Sven Olufs vom Schlachthof-Restaurant einen "so qualifizierten Bewerber" für die frei gewordene Fläche gefunden zu haben. Der Doppelstand, an dem Seeßle bislang seinen Imbiss betrieben hatte, wird sich nach einem Umbau künftig zweigeteilt darstellen.
In der einen Hälfte will der Gastronom Olufs, 51, warme Speisen für eiligere Mittagsgäste anbieten, in der anderen soll es Fleischprodukte zum Mitnehmen geben. Eine Lösung, die auch die Stadt favorisiert hatte.
Sven Olufs ist auch Chef der Restaurants Nachtstallung und Schlachthof
Sven Olufs hat Erfahrung mit Gastronomiebetrieben: Er ist Geschäftsführer der Schlachthof GmbH, die auf dem ehemaligen Augsburger Schlachthof die Restaurants Nachtstallung und Schlachthof betreibt. "Manche Kunden schätzen unsere Produkte so", sagt er, "dass sie sie auch für zu Hause haben wollen." Dieser Fakt war es letztlich, der ihn zur Bewerbung um den Stadtmarktstand animierte. Dort können Kunden beispielsweise Burger-Patties kaufen, die küchenfertig eingeschweißt werden, um sie daheim auf dem Grill fertig zu braten.
Die Waren bezieht Olufs von der Landmetzgerei Dichtl aus Gessertshausen und von der Hofmetzgerei Ottillinger aus Pöttmes. Allerdings, sagt er, würden die Verbraucher an dem Stand keine herkömmliche Wursttheke mit Aufschnitt, Leberwurst oder Wiener Würstchen vorfinden. Insgesamt wirke an der Umsetzung des Konzepts ein Team von einem Dutzend Mitarbeitern zusammen.
Das bietet der neue Pächter auf dem Stadtmarkt Augsburg
Und worauf dürfen sich die Mitarbeiter aus den umliegenden Büros in ihrer Mittagspause freuen, um ihren Hunger zu stillen? Auf der Tageskarte werden laut Sven Olufs "die Klassiker aus der Proviantbachstraße" stehen. Dazu gehören Ofenkartoffeln mit verschiedenen Dips, Spareribs, Pulled Pork beziehungsweise gezupftes Schweinefleisch nach nordamerikanischem Vorbild oder auf Wunsch auch ein Steak. Während sich das Preisniveau großteils im Bereich von sechs bis acht Euro bewegen werde, müsse der Kunde für ein Stück Rindfleisch etwas tiefer in die Tasche greifen und mit bis zu zwölf Euro rechnen.
Doch zunächst einmal investiert der Gastronom nach eigenen Angaben 220.000 bis 250.000 Euro in die Renovierung des Standes, der weder von der Elektrik noch vom Rohrleitungssystem oder den Fliesen an den Wänden zeitgemäßen Ansprüchen genügt.
Mittlerweile ist der Stand leer geräumt, Lothar Seeßle hat sein gesamtes Inventar ausgeräumt, um es mitzunehmen. Olufs hat im Doppelstand rund 20 Quadratmeter zur Verfügung.
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