Die überstürzte Abreise der afroamerikanischen Sängerin Sidonie Smith im Sommer vergangenen Jahres wird Hotelchef Theodor Gandenheimer so schnell nicht vergessen. Die junge Frau hatte das Hotel an der Maximilianstraße entsetzt verlassen, nachdem sie das Logo des Hauses gesehen hatte: drei stilisierte Köpfe schwarzer Männer, die das Bild des Sklaven transportieren. Für Smith ein klarer Fall von Rassismus.
Dieses und andere Erlebnisse wirkten offenbar nach: Nach jahrelangen Diskussionen gibt das Hotel „Drei Mohren“ seinen traditionsreichen Namen nun auf und benennt sich in „Maximilian’s Hotel“ um. Der Schriftzug an der Fassade und das Logo sollen so bald wie möglich ausgetauscht werden. Die Büsten der drei Mohren dagegen bleiben.
Der Umbenennung sei ein längerer Prozess vorausgegangen, sagt Gandenheimer, der auch Geschäftsführer der Drei Mohren GmbH ist. „Wir sind ein internationales Haus, in dem Mitarbeiter aus 22 Nationen arbeiten.“ Der Name habe nicht nur unter ihnen, sondern auch unter Gästen vor allem aus den USA immer wieder Debatten ausgelöst.
Das Hotel "Drei Mohren" in Augsburg widersetzte sich der Umbenennung lange
Dennoch hatte sich die Hotelleitung einer Umbenennung lange widersetzt und dies mit der Tradition des Namens begründet. Der Legende nach geht er auf drei abessinische Mönche zurück, die im 15. Jahrhundert Zuflucht in der Herberge fanden. Im Zuge der aktuellen Rassismusdebatte wollte das Hotel nun offenbar nicht mehr bei seiner Argumentation bleiben: „Wir haben entschieden, dass wir mit einem neuen Namen dem gesellschaftlichen Wandel Genüge tun“, begründet Gandenheimer den Schritt.
Mit der Bewegung „Black Lives Matter“, die sich gegen die Diskriminierung Schwarzer einsetzt, habe eine Veränderung in der Gesellschaft eingesetzt, die Bestand haben wird, glaubt Gandenheimer. „Wir wollen unser Haus für die Zukunft erfolgreich aufstellen.“ An einer Umbenennung führte damit kein Weg mehr vorbei. Den neuen Namen habe man mit den Mitarbeitern diskutiert, zudem wollte man das „M“ im Logo behalten. „Da wir an der Maximilianstraße liegen und auch eines unserer Restaurants so heißt, lag ,Maximilian’s‘ nahe.“
Für die Augsburger Jugendgruppe von Amnesty International (AI) ist die Umbenennung „ein Erfolg jahrelanger antirassistischer Arbeit“, sagt Elisabeth Tesfu. Sie hatte vor zwei Jahren eine Petition mit auf den Weg gebracht, in der sich AI gegen den Namen „Drei Mohren“ starkmachte. 1000 Unterschriften waren damals zusammengekommen. „Alltagsrassismus ist ein Thema, von dem viele Menschen betroffen sind“, sagt auch AI-Mitglied Andrea Finkel. Sie freut sich, dass die Diskussion, die die Jugendgruppe angestoßen hat, am Ende doch Wirkung gezeigt hat.
Wissenschaftler der Universität Augsburg halten die Änderung des Hotelnamens für den richtigen Schritt. Ethnologin Ina Hagen-Jeske sagt: „Ich begrüße die Umbenennung persönlich und als Wissenschaftlerin und freue mich riesig.“ Hagen-Jeske beobachtete zusammen mit Studenten seit 2015 die Diskussion über das "Drei Mohren" . Zum Thema Rassismus gab es viele Seminare. Sie betont, dass man zwischen dem früheren Logo des Hotels und dem Namen unterscheiden müsse. Das Logo sei mit seiner stereotypen Darstellung schwarzer Menschen klar rassistisch gewesen.
Wie Forscher der Uni Augsburg den Namen "Drei Mohren" sehen
Der Name habe dagegen einen anderen Hintergrund. Von der Forschergemeinde werde er dennoch als abwertende Bezeichnung gesehen. Im Zuge der jahrelangen Debatte sei jedoch immer klarer geworden, dass Menschen damit auf rassistische Art verletzt werden. Aus Sicht der Ethnologin war die Namensänderung für das Hotel, das international und gastfreundlich sein will, überfällig. „Der Schritt hätte früher erfolgen können, aber besser jetzt als nie“, so Hagen-Jeske. Nach ihrer Einschätzung wäre der Druck noch stärker geworden. Die Ethnologin betont auch, dass die Geschichte des Hotels bleibe. Sie werde mit dem neuen Namen nicht ausgelöscht.
Philipp Bernhard, Geschichtsdidaktiker an der Uni Augsburg, wünscht sich von der Hotelleitung eine Auskunft darüber, „wie schnell auch das alte rassistische Logo ausgewechselt werden kann, das meines Wissens nach immer noch überall in den Hotelzimmern zu finden ist“. Im Augsburger Stadtbild gibt es laut Bernhard weitere Beispiele für problematische koloniale Spuren. „Wir haben in der Altstadt zum Beispiel ein Geschäft, das durch seinen Namen ,Kolonial’ ebenfalls die Kolonialgeschichte verharmlost“, so Bernhard. Überhaupt sei nötig, "gerade die Verstrickung der Augsburger Kaufmannsgesellschaften der Fugger und Welser in die Geschichte der beginnenden Europäischen Expansion und auch in den Versklavungshandel" aufzuarbeiten.
Namensänderung zu "Maximilian's": Das "Drei Mohren" war eine Marke
Zurück zum Hotel „Drei Mohren“, das mit 132 Zimmern und Suiten eines der größten Hotels der Stadt ist – und sicher das bekannteste. Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck sagt, er könne die Entscheidung nachvollziehen, dessen Management intensiv darüber diskutiert habe. Die Marke „Drei Mohren“ sei bekannt gewesen, so Beck. Er sei sich aber sicher, dass durch den neuen Namen keine Probleme entstehen. „Es überzeugt ja die Qualität des Hauses, und die wird weiter bestehen“, sagt Beck. Auch das „Maximilian’s“ werde eine große Akzeptanz bei den Gästen haben. "
Hören Sie sich darüber hinaus auch unseren Podcast mit Stadträtin Lisa McQueen zum Thema Rassismus an:
Lesen Sie dazu den Kommentar: Umgang mit Rassismus: Wir müssen die Geschichte besser aufarbeiten
Das könnte Sie auch interessieren:
- Rassismus-Debatte: Müssen auch Augsburger Denkmale stürzen?
- Bildsprache kann zum Alltagsrassismus beitragen
- Rassismus-Debatte: Hat der Mohr bei den Sternsingern ausgedient?