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Augsburg: Das bietet der Fugger-Pavillon auf dem Rathausplatz den Besuchern

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Das bietet der Fugger-Pavillon auf dem Rathausplatz den Besuchern

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    Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeilen, sagt Architekt Jacob von Rijs.
    Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeilen, sagt Architekt Jacob von Rijs. Foto: Silvio Wyszengrad

    Lange haben die Arbeiter an dem großen Holzpavillon auf dem Rathausplatz gearbeitet – jetzt ist das große Abschlussprojekt des Fuggerei-Jubiläums fertig. Seit Freitagabend können Besucher kostenlos den Pavillon besuchen und sich dort unter dem Motto "Fuggerei Next 500" die Zukunft der bekannten Sozialsiedlung ansehen.

    Das Innere des Pavillons widmet sich ganz dem Gedanken, der hinter dem 500-jährigen Projekt "Fuggerei" steht. Gleich beim Betreten erwartet die Besucher eine Fotoausstellung des Augsburger Fotografen Daniel Biskup. Mit seiner Kamera durfte Biskup Bewohner der Fuggerei in ihrem Alltag begleiten und erlaubt so einen Blick ins Leben in der Siedlung jenseits der Museumsästhetik. Die Ausstellung steht unter dem Motto "Die Antwort der Fuggerei auf sieben Herausforderungen" und zeigt einfühlsam Ausschnitte aus dem Leben der Bewohner.

    Fuggerei-Pavillon auf Augsburger Rathausplatz eröffnet mit Festakt

    Zwölf Meter misst der Pavillon an seiner höchsten Stelle. Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeilen, sagt Architekt Jacob von Rijs. Dabei recke sich das Gebäude sozusagen neugierig der Zukunft und damit den kommenden 500 Jahren entgegen, erklärt er die Idee hinter der Konstruktion. Im Inneren wirkt der "Hall" betitelte Hauptsaal beinahe wie eine Kathedrale - eine Rampe und verschieden hohe Stufen führen ins Obergeschoss, können aber auch als Sitzgelegenheiten für Diskussionen oder Kunstveranstaltungen dienen.

    Das ganze Gebäude besteht aus Fichtenholz aus den Fuggerschen Wäldern. Nach dem Einsatz als Pavillon soll es abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Wo das sein soll, ist noch nicht klar; es gebe verschiedene Ideen, die gerade abgewogen werden, erklärte Fugger-Sprecherin Astrid Gabler. Wer der Fuggerei eine kleine Spende zukommen lassen möchte, kann übrigens ein Geldstück in eine Rille im Handlauf stecken und rasant vom Obergeschoss bis in eine Spendenbox im Erdgeschoss kullern lassen. Im Obergeschoss bietet ein großes Fenster einen Blick auf den Rathausplatz und das Augsburger Rathaus.

    Der "Fuggerei next 500"-Pavillon auf dem Augsburger Rathausplatz wird am Freitag eröffnet.
    Der "Fuggerei next 500"-Pavillon auf dem Augsburger Rathausplatz wird am Freitag eröffnet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Auf den Stufen, die ins Obergeschoss führen, stehen sieben große blaue Würfel, welche die erwähnten sieben Herausforderungen darstellen. "Bedürftigkeit meistern", steht beispielsweise auf einem der Würfel - im Inneren sieht man einen Rentenbescheid aus Litauen über die dort durchschnittliche Rente von 238 Euro. Im Begleittext erfährt man, dass die Lebenshaltungskosten in

    Das Prinzip der Fuggerei könnte in andere Länder exportiert werden

    Litauen ist eines der Beispiele, wie der Gedanke der Fuggerei künftig in andere Länder exportiert werden könnte. Ein Raum des Pavillons beschäftigt sich mit Projekten, die mit dem Know-how der Fuggerei gerade entstehen. Der Litauer Gintaras Grachauskas will in seinem Heimatland eine Siedlung gründen, in der bedürftige Menschen jeden Alters zusammenleben können. "Der Staat ist nicht in der Lage, die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern", sagte Grachauskas über seine Motivation für eine "Fuggerei der Zukunft". In dem Raum können die Besucher selbst eine Fuggerei entwerfen. Dazu stehen Modellsteine zur Verfügung, mit denen sich Fuggerhäuschen und umgebende Landschaft frei gestalten lassen.

    Am Freitagabend wurde das zentrale Festprogramm, das coronabedingt um ein Jahr hatte verschoben werden müssen, eröffnet. Neben Prominenz aus der Augsburger Gesellschaft saßen beispielsweise Prinz Heinrich von Bayern, Bischof Bertram Meier und Regionalbischof Axel Piper im Publikum im Goldenen Saal des Rathauses. Aus München war Gesundheitsminister Klaus Holetschek gekommen, für einen der Festbeiträge war der Präsident einer der größten Amerikanischen Stiftungen, der Kresge Foundation, Rip Rapson, eigens aus Detroit angereist. In Vertretung für Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hielt Bauminister Christian Bernreiter den Festvortrag.

    Bernreiter betonte, wie wichtig das Thema bezahlbares Wohnen in der heutigen Zeit sei. In diesem Zusammenhang lobte er die Stabilität und Verlässlichkeit, mit der sich die Fugger-Stiftung seit 500 Jahren um eben dieses Thema kümmert.

    Rip Rapson sagte in einem Vortrag, das Herzstück der Fuggerei – das, was es ihr ermöglicht hat, die vergangenen fünf Jahrhunderte zu überdauern - sei nicht nur ein Konzept des Wohnens, sondern auch des Menschen und dessen, was er brauche, um sich zu entfalten. „Das ist es, was es wirklich bedeutet, Orte und Gemeinschaften zu gestalten, welche menschliche Bedürfnisse und Werte in den Mittelpunkt stellen“, so der Stiftungspräsident.

    Der Schirmherr der Veranstaltung, der ehemalige Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und amtierenden UNIDO-Generalsekretär (UN-Unterorganisation für industrielle Entwicklung in Entwicklungsländern), Gerd Müller, sagte, schon Jakob Fugger habe gewusst, dass Wohlstand und Eigentum verpflichten. Dieser Grundsatz gelte heute mehr denn je, wo die zehn reichsten Menschen so viel Geld besäßen wie die vier Milliarden ärmsten Menschen zusammen. Im Sinne der Fuggerei sei es schon heute möglich, eine Welt ohne Armut und Hunger zu schaffen, so Müller.

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