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Augsburg: Darum stürzte der Baum an der Kahnfahrt um

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Ursache steht fest: Darum stürzte der Baum an der Kahnfahrt um

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    Am Sonntagnachmittag stürzte ein metergroßer Baum in die Kahnfahrt. Die Ausmaße des Baums sind gut zu erkennen. Er stand in einer abschüssigen Hanglage.
    Am Sonntagnachmittag stürzte ein metergroßer Baum in die Kahnfahrt. Die Ausmaße des Baums sind gut zu erkennen. Er stand in einer abschüssigen Hanglage. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es hörte sich an wie das Prasseln eines Feuerwerks: Als am Sonntag ein Baum in den Äußeren Stadtgraben nahe der Kahnfahrt stürzte, war es eventuell auch dieses Geräusch, das die Insassen zweier Ruderboote warnte. Die fünf Insassen hatten Glück und kamen mit dem Schrecken davon. Zwei Tage danach stellen sich Fragen, deren Aufarbeitung Stadt, Feuerwehr und den Lechfischereiverein beschäftigt, der das Areal von der Stadt gepachtet hat. Es geht auch darum, wie sicher derzeit das Umfeld großer Bäume ist, denn die Trockenheit macht ihnen zu schaffen.

    Abgebrochener Teil des Baumes an der Kahnfahrt war etwa 60 Jahre alt

    Bei dem Baum handelt es sich um eine zweistämmige Robinie. Nach Angaben des städtischen Grünamts sei für den plötzlichen Grünastbruch "das Abreißen des Verdunstungssogs" verantwortlich. Amtsleiterin Anette Vedder: "Dadurch verändern sich die Spannungsverhältnisse im Holz des Baumes, was durch die akute Wasserknappheit ausgelöst wird." Beim abgebrochenen Baumteil handelt es sich um den bogenförmig gewachsenen Stämmling einer zweistämmigen

    Eine junge Mutter ist mit ihrem Sohn am Dienstag an der Brücke bei der Oblatterwallstraße.  Sie schaut auf die Stelle, wo der Baum ins Wasser gefallen ist.
    Eine junge Mutter ist mit ihrem Sohn am Dienstag an der Brücke bei der Oblatterwallstraße. Sie schaut auf die Stelle, wo der Baum ins Wasser gefallen ist. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Nachricht vom umgestürzten Baum ist in Augsburg Gesprächsstoff. Einerseits handelt es sich bei der Kahnfahrt um ein beliebtes Ausflugsziel, andererseits gibt es in der Stadt viele andere Areale mit dichtem Baumbewuchs, zum Beispiel den Stadtwald. Zumindest im Bereich des Oblatterwalls hatte Grünamtsleiterin Anette Vedder bereits im Oktober vergangenen Jahres auf mögliche Gefahren hingewiesen. Zehn Bäume auf dem Gelände des Lechfischereivereins müssten gefällt werden, sagte sie im Umweltausschuss des Stadtrats. Die Bäume wiesen Schäden an Stamm und Ästen sowie Pilzbefall auf und stellten eine Gefahr für die Vereinsmitglieder dar. Es handelt sich um neun Robinien und eine sehr große alte Pappel mit Hallimaschbefall, einem Pilz, der das Holz zersetzt.

    Dieser Bereich an der Stadtmauer nahe dem Zugang zur Kahnfahrt ist gegenwärtig gesperrt.
    Dieser Bereich an der Stadtmauer nahe dem Zugang zur Kahnfahrt ist gegenwärtig gesperrt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der nun umgestürzte Baum sei durch einen städtischen Baumpfleger regelmäßig kontrolliert worden. Aktuell wären laut Stadt keine Pflegemaßnahmen vorgesehen, "weil er bis auf eine kleine Spechthöhle in großer Höhe keine äußerlich erkennbaren Schadsymptome aufwies". Da der Baum auf nicht öffentlich begehbarem Gelände liege, werde er erst im September im Rahmen der regulären Baumpflegemaßnahmen durch eine private Firma entfernt.

    Beim Verein der Lechfischer bestätigt man die Aussagen der Stadt. "Für die Bäume auf dem Grundstück ist nach Abstimmung mit der Stadt entweder der Verein oder die Stadt zuständig", sagt Vorsitzender Daniel Schild. Im August 2021 seien die Bäume von der Stadt im Beisein des Vereins begutachtet worden, bei einigen ständen Pflegearbeiten an, der Auftrag sei von der Stadt bereits vergeben.

    Für den Verein gibt es derzeit aber Einschränkungen: Wegen der Problematik betreten Mitglieder das Gelände auf eigene Gefahr, sagt Schild. Aus Sicherheitsgründen sei das öffentliche Sommerfest auf dem Grundstück Anfang Juli abgesagt worden, einerseits wegen der einsturzgefährdeten Stadtmauer in einem Bereich der Straße "Am Gänsbühl", aber auch, weil man mögliche Gefährdungen bei stärkerem Wind fürchtete. Geangelt wird nicht im Bereich der Kahnfahrt, sondern an anderen Stellen. Das Gelände, auf dem der Baum stand, sei nur einmal pro Woche für Mitglieder geöffnet. Gefahren durch umstürzende Bäume oder abbrechende Äste seien witterungsbedingt nie ganz auszuschließen, sagt Schild.

    Das Grünamt warnte bereits im Juli vor Astbrüchen aufgrund von Trockenheit

    Im Juli warnte das Amt für Grünordnung vor sogenannten "Grünastbrüchen" in Augsburg. Wegen anhaltender Hitze und Trockenheit zeige sich dieses seltene Phänomen vermehrt. Demnach können große Äste in der Baumkrone auch bei Windstille ohne vorherige Anzeichen abbrechen und zu Boden krachen. Besonders der Bereich unter ausladenden Bäumen sollte aus Sicherheitsgründen von Passanten gemieden werden. Diese speziellen Brüche könnten auch durch eine regelmäßige Baumkontrolle nicht vermieden werden.

    Gibt es dieses Problem auch im Augsburger Stadtwald? Die städtische Forstverwaltung beobachtet diesen Sommer keine Zunahme an Astabbrüchen. Alle Gefahren werde man im Wald aber nicht ausschließen können. Bei Sturm, Gewitter oder Starkregen sei ein Spaziergang im Wald grundsätzlich nicht ratsam. Unter einem abgestorbenen oder schräg stehenden Baum sollte ebenfalls niemand hindurchgehen oder verweilen.

    Der umgestürzte Baum an der Kahnfahrt lässt bei Carolin M. Erinnerungen hochkommen: Vor rund 14 Jahren war sie mit ihrem Mann und ihrer damals kleinen Tochter in einem Boot auf der Kahnfahrt unterwegs, als ein Baum umstürzte. An den krachenden Lärm kann sie sich noch gut erinnern. Sie hätten noch versucht, ihr Boot so schnell wie möglich vom Ufer wegzubringen. "Dann stürzte unmittelbar neben uns ein Baum ins Wasser. Das Boot wackelte kräftig. Unser Kind schrie vor Angst und geriet in Panik", erzählt die 41-Jährige. Wie es damals weiterging, weiß sie nicht. "Ich weiß nur noch, dass wir einen Mitarbeiter der Kahnfahrt darüber informiert haben und er selbst hin ruderte, um sich das Ganze anzusehen."

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