Eine Überraschung ist es nicht, wenn ein 68-jähriger Politiker an den Abschied denkt. Natürlich hatten politische Beobachter damit gerechnet, dass der Augsburger CSU-Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger nicht mehr ewig lange aktiv sein wird. Die Zeit der Spekulationen ist vorbei. "Ja, es stimmt", bestätigt Hintersberger entsprechende Informationen unserer Redaktion, "ich werde bei der Landtagswahl im Herbst 2023 nicht mehr antreten." Das heißt, das Rennen um die Landtagskandidatur im Stimmkreis Augsburg-West, zu dem die Städte Gersthofen und Neusäß gehören, ist eröffnet. Erste Namen fallen bereits.
Johannes Hintersberger war früher Vorsitzender der Augsburger CSU
Hintersberger, der früher Vorsitzender der Augsburger CSU war, hat dem Vernehmen nach seine persönliche Entscheidung den Parteigremien noch nicht mitgeteilt. Wichtig sei ihm das frühzeitige Gespräch mit der Familie gewesen. Es sind auch familiäre Aufgaben, die auf ihn nach seiner Zeit als Landtagsabgeordneter warten: "Ich bin achtfacher Großvater und möchte daher Zeit mit dem Nachwuchs verbringen." Unabhängig von der Familie sei es das passende Alter, um dann im Herbst 2023 aufzuhören: "Kurz nach der Wahl werde ich 70 Jahre alt. Das reicht."
Langweilig werde sein Leben ohne Politik nicht, betont der fünffache Vater. Hintersberger könne sich vorstellen, sich im Stadtteil Lechhausen, in dem er aufgewachsen ist und auch heute lebt, noch stärker zu engagieren. Ideen gebe es. Es sei zu früh, darauf schon jetzt einzugehen. Bis zum Ende seiner Tätigkeit wolle er sich weiterhin für die Belange der Region Augsburg einsetzen, sagt der frühere Staatssekretär. Als Mitglied im Haushaltsausschuss habe er zuletzt mit dazu beigetragen, dass die Messe Augsburg einen finanziellen Ausgleich von 1,16 Millionen Euro erhalten habe, um Schäden der Corona-Pandemie auszugleichen.
Wenn er im Herbst 2023 aufhört, saß Hintersberger 20 Jahre im Landtag
Wenn Hintersberger im Herbst 2023 als Abgeordneter aufhören wird, blickt er auf 20 Jahre im Landtag zurück. Im Jahr 2003 gewann der CSU-Mann erstmals das Direktmandat. Er verteidigte es bei den folgenden Wahlen. Nach der Wahl 2013 wurde Hintersberger Staatssekretär im Finanzministerium, im Juni 2015 folgte der Wechsel ins Sozialministerium. Bei einer weiteren Kabinettsumbildung unter Ministerpräsident Markus Söder schied Hintersberger als Staatssekretär im März 2018 aus.
In der Kommunalpolitik war der CSU-Politiker ebenfalls viele Jahre lang stark engagiert. Von 1990 bis 2002 war Hintersberger Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg. Als Landtagsabgeordneter behielt er das Stadtratsmandat. Bei der Kommunalwahl im März 2020 verzichtete Hintersberger auf eine Kandidatur. Er machte Platz für seine Tochter Ruth Hintersberger, die nach ihrer Wahl nun im Augsburger Stadtrat sitzt.
Wer könnte Johannes Hintersberger bei der Landtagswahl 2023 beerben?
Die ehemalige Bezirksvorsitzende der Jungen Union gilt als mögliche Kandidatin für die im nächsten Jahr anstehende Landtagswahl. Ambitionen auf die Kandidatur hat zudem Leo Dietz, derzeit Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. Dietz war CSU-Listenkandidat bei der zurückliegenden Landtagswahl 2018. Denkbar ist ferner, dass Bewerber und Bewerberinnen aus den CSU-Ortsverbänden Neusäß und Gersthofen Interesse an einer Kandidatur anmelden. Gefunden wird der Kandidat oder die Kandidatin durch ein parteiinternes Verfahren. Delegierte aus den Ortsverbänden küren die Bewerberin oder den Bewerber, die beziehungsweise der die Nachfolge von Johannes Hintersberger antreten möchte.