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Augsburg: Corona und Co: Das sind die größten Sorgen Augsburger Unternehmer

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Corona und Co: Das sind die größten Sorgen Augsburger Unternehmer

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    Gekappte Lieferketten, steigende Energiepreise, der Fachkräftemangel und Corona: Vier Firmenchefs berichten über ihre Herausforderungen und teils besondere Maßnahmen.
    Gekappte Lieferketten, steigende Energiepreise, der Fachkräftemangel und Corona: Vier Firmenchefs berichten über ihre Herausforderungen und teils besondere Maßnahmen. Foto: Krieger, Hochgemuth, Wyszengrad

    Eine Maschine unterstützt jetzt die Belegschaft

    Für Christoph Wiedemann, Chef von Glasbau Wiedemann in Haunstetten, ist der Fachkräftemangel ein riesiges Problem. Der Unternehmer sucht nach Monteuren für seine Baustellen, findet aber keine. "Natürlich hören wir uns um und versuchen unser Bestes, aber im Moment ist es so, dass Sie gar nicht suchen brauchen, weil Sie ohnehin niemanden finden." Aktuell behelfe er sich auf den Baustellen mit Subunternehmen. Noch könne er so alle Aufträge erfüllen. Glücklich sei er mit der Lage nicht. In der Fertigung schafft sich Wiedemann unter anderem des Fachkräftmangels wegen eine neue Maschine an. Sie kann Fensterprofile zusägen und weiter verarbeiten. "Die Maschine erhöht die Qualität und die Produktivität , somit können wir mit gleichbleibender Mitarbeiterzahl mehr produzieren", erklärt der Firmenchef. Dazu bildet er in der Fertigung aus. Dies sei die einzige Möglichkeit, den

    Christoph Wiedemann leitet Glasbau Wiedemann in Augsburg-Haunstetten. Er sucht dringen Fachkräfte.
    Christoph Wiedemann leitet Glasbau Wiedemann in Augsburg-Haunstetten. Er sucht dringen Fachkräfte. Foto: Klaus Rainer Krieger

    25 Prozent höhere Energiekosten lähmen die Wettbewerbsfähigkeit

    Bei Grabmeier in Lechhausen setzt sich Inhaber Andreas Grabmeier mit dem Thema steigende Energiekosten auseinander. Sein Unternehmen fertigt und schleift Werkzeuge. "Weil das Schleifen viel Energie braucht, ist die Entwicklung der Strompreise für uns essenziell." Zuletzt seien die Kosten hier um 25 Prozent gestiegen. "Wir werden daher im nächsten Jahr vermutlich nicht umhin kommen, die Preise zu erhöhen." Dass dies bei manchem Kunden, der durch die Corona-Krise gebeutelt ist, Probleme verursachen wird, ist Grabmeier bewusst. Die hohen Energiepreise hätten zudem Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit. Bei der Neuproduktion von Werkzeugen konkurriere man mit Anbietern aus dem Ausland. In diesem Fall würden sich höhere Stromkosten negativ auswirken. Andreas Grabmeier hat verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, Strom selbst und damit kostengünstiger zu produzieren. Noch ist er zu keiner Lösung gekommen. Solarzellen auf dem Dach scheitern beispielsweise an der Statik. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise seien laut IHK Schwaben neben den fehlenden Fachkräften das zweitgrößte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region. Die Gründe für die stark steigenden Kosten seien vielschichtig. Zu einer Angebotsreduzierung sowie Nachfragesteigerung kämen Steuern und Abgaben. Eine schnelle Lösung sei nicht in Sicht. Langfristig notwendig sei eine europäische Strategie, sagt die IHK. Die Abschaffung der EEG-Umlage ab 2023, die die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt hat, bewertet die Hwk als einen ersten richtigen Schritt.

    Andreas Grabmeier Grabmeier GmbH;

Pressekonferenz zur GrindTec 2022 bei Fa. Grabmeier, Lechhausen
    Andreas Grabmeier Grabmeier GmbH; Pressekonferenz zur GrindTec 2022 bei Fa. Grabmeier, Lechhausen Foto: Klaus Rainer Krieger

    Lieferengpässe und hohe Lieferkosten fordern Flexibilität

    "Unsere Nicht-lieferbar-Liste war schon einmal weniger umfangreich", beschreibt Gabriel Duttler, Geschäftsführer beim Kosmetikunternehmen Dr. Grandel, ein weiteres großes Problem: Lieferketten sind unterbrochen und wichtige Rohstoffe oder Produkte wegen ruhender Produktionen in der Corona-Zeit nicht lieferbar. Das spürt auch der Augsburger Kosmetikhersteller. Die besonderen Roh- und Wirkstoffe beziehe Grandel oft von kleinen, spezialisierten Unternehmen, die durch die Kurzarbeit gebeutelt seien. Man versuche, sich nun mit flexiblen Lösungen zu behelfen. "Sollte ein Produkt wegen Lieferengpässen gerade nicht hergestellt werden können, wird ein anderes vorgezogen", so Duttler. Kunden würden wöchentlich informiert, wann der gewünschte Artikel wieder lieferbar sein wird. Aber nicht nur die Lieferzeiten haben zugenommen, auch die Lieferkosten seien laut Duttler extrem gestiegen: Die Preise für Containerlogistik bei Luft- und Seefracht hätten sich verzehnfacht. "Dies betrifft nicht nur unsere Einkäufe, sondern auch unsere Partner in Übersee, die unter Umständen derart gestiegene Kosten nicht mehr abbilden können und daher Aufträge stornieren müssen." Bei Dr. Grandel geht man davon aus, dass die Schwierigkeiten mindestens bis ins 2. Quartal 2022 andauern werden. Bis dahin müsse man noch enger mit Partnern und Lieferanten zusammenrücken und in Planung und Produktion so flexibel wie möglich bleiben. Das gilt für viele Branchen, darunter auch der Bau, dem das Holz fehlt, oder die Autoindustrie, die auf Chips wartet.

    Gabriel Duttler und Ariane Grandel führen das Augsburger Kosmetikunternehmen Dr. Grandel.
    Gabriel Duttler und Ariane Grandel führen das Augsburger Kosmetikunternehmen Dr. Grandel. Foto: Michael Hochgemuth

    Corona nimmt die Möglichkeit, als Team zu agieren

    Die Corona-Pandemie stellt viele Firmen und Betriebe vor große Herausforderungen. Die 3G-Regel sorgt für zusätzlichen Verwaltungsaufwand, stört Betriebsabläufe und verursacht Kosten. Mitarbeiter, die in Quarantäne sind, müssen ersetzt werden und in manchen Branchen wie der Gastronomie oder der Kultur brechen Umsätze wegen der geltenden Beschränkungen ein. Doch Corona hat noch andere Folgen für Unternehmen, selbst für diejenigen, die eigentlich von der Krise und der damit einhergehenden Digitalisierung profitieren. So auch bei der Augsburger Digitalagentur Team23. "Corona beeinflusst nicht unsere Auftragslage und wir waren zum Glück bereits vor der Pandemie an das mobile Arbeiten gewöhnt. Aber das hat doch einen gewissen Einfluss auf unsere Unternehmenskultur und wie wir arbeiten", so Geschäftsführer Oliver Vogt. Die Agentur zeichne sich durch Teamarbeit, eine außergewöhnliche Bürostruktur und Gemeinschaftsaktivitäten aus. "Einiges davon ist im Homeoffice teils gar nicht oder nur eingeschränkt weiter von Bedeutung." Was für Außenstehende banal klingen mag, ist für den Geschäftsführer entscheidend: Vorteile, die er seinen Mitarbeitern bisher bieten konnte, sind im Homeoffice nicht umsetzbar. Dazu gehe das Zwischenmenschliche verloren, die Bindung zum Unternehmen wird schwächer. Fachkräfte wie IT-Experten zu halten, werde so zu einer noch größeren Herausforderung. Um gegenzusteuern, versucht Vogt bei Team23 regelmäßig Team-Tage in Präsenz umzusetzen - unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen. Führungskräfte werden darauf geschult, auf Distanz zu führen. Mitarbeitern, denen die Corona-

    Oliver Vogt, Geschäftsführer von Team 23 GmbH.
    Oliver Vogt, Geschäftsführer von Team 23 GmbH. Foto: Bernd Hohlen
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