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Augsburg: Corona-Schließung: Erdmännchen im Zoo vermissen ihr Publikum

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Corona-Schließung: Erdmännchen im Zoo vermissen ihr Publikum

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    Endlich mal wieder ein bisschen was los, scheinen die Erdmännchen im aktuell geschlossenen Augsburger Zoo zu denken, als sie fotografiert werden. Die geselligen Tiere mögen es gerne, wenn Menschen sie beobachten – und umgekehrt.
    Endlich mal wieder ein bisschen was los, scheinen die Erdmännchen im aktuell geschlossenen Augsburger Zoo zu denken, als sie fotografiert werden. Die geselligen Tiere mögen es gerne, wenn Menschen sie beobachten – und umgekehrt. Foto: Ulrich Wagner

    Normalerweise wäre der Parkplatz an diesem sonnigen Feriennachmittag gefüllt, vor der Kasse würden sich Schlangen bilden und die Ziegen im Streichelzoo könnten sich vor Liebkosungen kaum mehr retten. Doch was ist noch normal nach wochenlangen Corona-Beschränkungen, die auch dem Augsburger Zoo vor einem Monat eine Zwangspause beschert haben. Oder besser gesagt einen Besucherstopp – ausgerechnet in einem sonnenverwöhnten Frühjahr, das die Menschen von Nah und Fern für gewöhnlich in den Spickel strömen ließe.

    Zoo-Kurator Thomas Lipp besucht die Kattas. Sie und die Mohrenmakis befinden sich in einem begehbaren Gehege. Derzeit ist dort aber kein Besucher.
    Zoo-Kurator Thomas Lipp besucht die Kattas. Sie und die Mohrenmakis befinden sich in einem begehbaren Gehege. Derzeit ist dort aber kein Besucher. Foto: Ulrich Wagner

    Die weit über 1000 Tiere rund 250 verschiedener Arten müssen auch ohne zahlendes Publikum gefüttert, ihre Gehege und Häuser gereinigt werden. Wie in anderen Betrieben, hat Corona im Zoo den Dienstplan durcheinandergewirbelt. Da Homeoffice für die Pfleger nicht möglich ist, arbeiten sie in zwei völlig getrennten Schichten – immer fünf Tage am Stück.

    Schimpansen zeigen Imponiergehabe

    An diesem Nachmittag ist Thomas Lipp, Kurator und Vizechef des Zoos, im Einsatz und gerne bereit zu einem Rundgang durch die menschenleere Anlage. Zunächst ist nur Vogelgezwitscher zu hören, als er sich dem Schimpansengehege nähert. Nicht lange: Die beiden Männchen Coco und Akema rennen mit Riesengebrüll über den Rasen und werfen sich zähnebleckend gegen die Glasscheibe, die sie von den Besuchern trennt. „Das ist Imponiergehabe“, sagt

    Weniger dominant, aber genauso interessiert, reagieren die Paviane auf den selten gewordenen Besuch. Und auch die Erdmännchen scheinen sich über Publikum zu freuen. Die drolligen Tiere stehen Spalier wie ein Begrüßungskomitee. Weniger interessiert scheinen die Nashörner. Lipp konnte in den vergangenen Tagen aber beobachten, wie der Bulle die beiden Kühe gedeckt hat. Sozusagen Sex gegen Langeweile? Der Kurator verneint lachend: Die Aktivitäten seien nicht auf die Ruhe, sondern auf den Zyklus der Damen zurückzuführen.

    Kurs aufs neue Elefantenhaus im Augsburger Zoo

    Während es noch ungewiss ist, ob es bei den Nashörnern Nachwuchs gibt, rechnet Lipp bei den gefiederten Bewohnern der begehbaren Vogelvoliere wegen der größeren Ruhe tatsächlich mit mehr Jungen als üblich. Auch für die beiden Elefantendamen sei es wohl von Vorteil, dass sie sich ungestört mit ihrem neuen Haus und Gehege vertraut machen können. Im Moment genießen sie ihr Sandbad im alten Teil der Anlage. „Die mutigere Targa sieht sich schon um und geht ins neue Haus, wenn sie von ihrem Pfleger gelockt wird“, sagt der Kurator. Burma hingegen habe bislang nur ihren Rüssel rübergehalten.

    Die vor Kurzem fertiggestellte, rund 7,3 Millionen Euro teure Elefantenanlage macht dem Zoo die fehlenden Einnahmen bei gleichbleibenden Ausgaben schmerzlich bewusst. „Die Osterferien wären für uns perfekt gewesen mit vielleicht 30000 oder 40000 Besuchern, sinniert Lipp. Auch wenn die Corona-Krise dem Zoo finanziell wehtut, soll es den Tieren an nichts fehlen. Dass es angeblich Einrichtungen gebe, die notfalls Tiere zum Verfüttern schlachten würden, quittiert der Vizechef mit einem Kopfschütteln: „Ein wissenschaftlich geführter Zoo würde so etwas nie tun.“

    Die Wasserbüffel im Augsburger Zoo kommen näher, als sie ein paar Menschen an ihrem Zaun stehen sehen.
    Die Wasserbüffel im Augsburger Zoo kommen näher, als sie ein paar Menschen an ihrem Zaun stehen sehen. Foto: Ulrich Wagner

    Im Vorbeigehen winkt Lipp dem Zoogastronomen Klaus Schwenk zu, der mit einem Gärtner die Außenanlagen pflegt und traurig in seinen leeren Biergarten blickt. Schwenk hat seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Eigentlich wollte er in diesem Jahr sein 25. Wirtsjubiläum feiern. „Jetzt erleben wir unsere schwärzeste Stunde.“

    Wann der Zoo und damit – vielleicht – auch seine Gastronomie wieder öffnet, ist noch ungewiss. In Augsburg hoffen die Verantwortlichen auf eine Lockerung Anfang Mai, wenn auch mit angezogener Handbremse. Thomas Lipp: „Wenn es wieder losgeht, dann sicher nur mit begrenzten Besucherzahlen und teilweise geschlossenen Häusern.“

    Die Seehunde und -löwen in ihren Bassins dürften zu den Attraktionen zählen, die in einer Übergangszeit zugänglich bleiben. Sie sind weder in Kurzarbeit noch im Homeoffice.

    Der Sumatra-Tiger ist tiefenentspannt

    Ihre Pfleger, weiß der Kurator, trainieren mit ihnen auch ohne Publikum. Ob der Sumatra-Tiger Lust auf ein bisschen Aktivität hätte? Er döst mit halbgeöffneten Augen und scheint tiefenentspannt zu sein. Der Nandu hingegen hat das Geschehen vor seinem Zuhause im Blick. Der Laufvogel begrüßt die Menschen mit einem Laut, der an einen Gong erinnert.

    Bevor wir dieser Aufforderung zum Abschiednehmen nachkommen, geht es noch zu den Seidenreihern. Vor Kurzem sind zwei Jungtiere geschlüpft. „Die Pfleger haben sie Corona und Covid genannt“, verrät Thomas Lipp. Ein wenig Galgenhumor kann hilfreich sein im Pandemie-Ausnahmezustand. Von Corona beziehungsweise Covid-19 im Original ist die Zoo-Belegschaft noch verschont geblieben.

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