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Augsburg: Corona lähmt Städtepartnerschaften: Von Augsburg geht es nicht mehr in die Welt

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Corona lähmt Städtepartnerschaften: Von Augsburg geht es nicht mehr in die Welt

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    Im Jahr 2019 wurde die 60-jährige Partnerschaft mit Nagahama und Amagasaki gefeiert. Im Botanischen Garten gab es ein Frühlingsfest.
    Im Jahr 2019 wurde die 60-jährige Partnerschaft mit Nagahama und Amagasaki gefeiert. Im Botanischen Garten gab es ein Frühlingsfest. Foto: Annette Zoepf (Archivfoto)

    Sieben auf einen Streich - der Spruch trifft auf Augsburgs Partnerstädte zu. Sieben sind es, verteilt auf drei Kontinente. Die internationalen Bande von Schwaben in die weite Welt bestehen seit mehreren Jahrzehnten. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Kontakte begrenzt. Gegenseitige Besuche finden nicht statt. Die Freundschaft leidet. Keine Person weiß es besser als Pia Schaller. Sie ist Fachbereichsleiterin Städtepartnerschaften im Referat von Oberbürgermeisterin Eva Weber.

    "Da aktuell persönliche Kontakte zum Beispiel durch Schulaustauschbesuche, Jugenddelegationsreisen, Bürgerbegegnungen, Künstleraustausch sowie Fachdelegationsbesuche pandemiebedingt kaum umsetzbar oder planbar sind, ruhen diese wesentlichen Bausteine der Städtepartnerschaften weitgehend", sagt Pia Schaller. Online-Begegnungen sind aus ihrer Sicht kein Ersatz. Sie hoffe, dass bald wieder mehr Kontakte möglich sein werden.

    Die Städtepartnerschaft spielt derzeit keine Rolle in Augsburg

    Seit gut zwei Jahren spielt die Städtepartnerschaft keine Rolle im öffentlichen Leben. Kennt man überhaupt noch die sieben Städtenamen? Es sind: Inverness (Schottland), Bourges (Frankreich), Dayton (USA), Liberec (Tschechien), Jinan (China) sowie die japanischen Städte Nagahama und Amagasaki. Teils seit mehr als 60 Jahren bestehen die Beziehungen. Älteste Partnerstadt ist Inverness. Die Verbindung gibt es seit 1956. Die jüngste Städtepartnerschaft besteht mit Jinan, besiegelt wurde sie im Jahr 2004.

    Die Palette der Begegnungen reicht von gegenseitigen Besuchen von Sportgemeinschaften, Musik- und Heimatgruppen sowie Kunst- und Kulturvereinen bis hin zum Schüler- und Studentenaustausch. So war es jedenfalls vor Corona. Pia Schaller muss jedenfalls eine ganze Weile zurückblicken, um auf ein größeres Treffen zu stoßen: "Das letzte große Ereignis war das Bestehen der 60-jährigen Städtepartnerschaft mit den beiden japanischen Partnerstädten Amagasaki und Nagahama im Jahr 2019." Jubiläumsfeierlichkeiten fanden damals im Mai in Augsburg statt.

    Die geplante Feier in Liberec fiel im Vorjahr ersatzlos aus

    Ein großes Ereignis wäre im Vorjahr das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Liberec/Reichenberg in Tschechien gewesen. Geplant war, das Jubiläum im Rahmen der wechselweise alle zwei Jahre in Augsburg oder Liberec/im Mai 2021 in Liberec zu feiern. Gedacht war an Austauschpartner und Austauschschulen sowie Treffen von Künstlerinnen und Künstlern und dem Heimatkreis Reichenberg. Geplant waren ferner eine Bürgerreise des Vereins Augsburg International und der Besuch einer offiziellen Oberbürgermeister-Delegation. Aus den Plänen wurde nichts. "Das Kultur-und Begegnungsprogramm wurde aufgrund der unsicheren Pandemie-Lage für 2021 abgesagt", sagt Pia Schaller. Ein intensiver Austausch mit so zahlreicher Beteiligung wäre nicht zu verantworten. Der neue Termin für die Feier ist auf Mai 2022 festgelegt.

    Sonja Hefele gehört zu den engagierten Personen, die sich seit Langem in Augsburg für Städtepartnerschaften einsetzen. Sie sagt: "Ein persönliches Treffen ist in der Tat nahezu unmöglich. In Tschechien herrschen ähnliche Bedingungen wie bei uns." Trotzdem pflege sie einen regelmäßigen Kontakt mit den Kollegen vom Liberecer Magistrat, aber auch mit Künstlern, Veranstaltern und Freunden. "Die technischen Möglichkeiten mit E-Mails, Telefon und Videokonferenzen sind sehr hilfreich und die nutzen wir ausgiebig", ergänzt

    "Grundlage zum freundschaftlichen und respektvollen Miteinander"

    Ihre persönliche Erfahrung lautet: "Partnerstädte – wenn man sie pflegt, so wie es in Augsburg getan wird – sind die beste Grundlage zum freundschaftlichen und respektvollen Miteinander." Gerade die schwierigen Beziehungen verschiedener Länder nach dem Zweiten Weltkrieg seien nicht zuletzt durch die Partnerschaften entschärft worden: "Menschen lernen sich kennen und persönliche Erlebnisse können zu dauerhaften Freundschaften führen." Dies habe sie unzählige Male erlebt.

    Andere geplante Begegnungen fielen der Pandemie ebenfalls zum Opfer. Im Jahr 2020 war der Besuch des Christkindlesmarktes durch eine Delegation der Deutsch-Französischen Gesellschaft aus der Partnerstadt Bourges geplant. Aufgrund der Absage des Christkindlesmarktes wurde der Besuch ins Jahr 2021 verschoben. "Leider konnte der Besuch auch in 2021 nicht stattfinden – es erfolgte eine erneute Absage", erinnert Pia Schaller.

    Grundsätzlich hatte die Stadt Augsburg ebenso wie die zahlreichen in den Partnerschaften Engagierten und Aktiven in Vereinen, Einrichtungen und Institutionen für die Jahre 2020 und 2021 die Hoffnung auf Präsenzbegegnungen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Die europa- und weltweit unterschiedliche Entwicklung der Pandemie mit immer wieder steigenden Fallzahlen habe jedoch immer wieder dazu gezwungen, bereits geplante Begegnungen abzusagen oder zu verschieben.

    Welche Veranstaltungen im Jahr 2022 geplant sind

    Für das Jahr 2022 laufen Planungen. Die Hoffnung sei da, dass es Präsenzveranstaltungen werden, sagt Pia Schaller: "Die Pandemielage zeigt sich jedoch weiterhin schwer einschätzbar." Manche Projekte wie der Japan-Jugendaustausch, Schüleraustausch zwischen Partnerschulen oder Kulturtage erfordern nach ihren Worten langfristige Planungs-und Organisationszeiten. Eines weiß Schaller sicher: "Onlineformate können die Kontakte aufrechterhalten, unterstützen und bereichern. Eine vollständige Kompensation von Verlust der persönlichen Begegnung ist nicht möglich."

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