Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Chic am Kanal: So lebt es sich im neuen Martinipark

Augsburg

Chic am Kanal: So lebt es sich im neuen Martinipark

    • |
    Die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Quartiers am Martinipark schätzen vor allem die Aufenthaltsmöglichkeit am Kanal, der mitten durch die Anlage fließt.
    Die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Quartiers am Martinipark schätzen vor allem die Aufenthaltsmöglichkeit am Kanal, der mitten durch die Anlage fließt. Foto: Ina Marks

    Kurz nach ihrem Umzug ins Augsburger Textilviertel haben sich Anne-Kathrin Schulz und Kevin Miller erst mal Badeschuhe gekauft. Als es Mitte August so heiß wurde, ging das Paar fast stündlich von der Terrasse ihrer neuen Wohnung ein paar Meter weiter, um sich abzukühlen. Denn mitten durch die Wohnanlage an der Schäfflerbachstraße fließt der Hanreibach. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des Viertels "Wohnen im Martini", das vor rund drei Jahren nach und nach entstanden ist. Ein Besuch bei Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen dort eingezogen sind und die eine erste Bilanz ziehen.

    Ein Auto nach dem anderen fährt die Nagahama-Allee entlang. Auf der doppelspurigen Ader, die sich vom Süden Augsburgs nach Lechhausen im Norden zieht und Augsburgern als Schleifenstraße bekannt ist, herrscht zu Stoßzeiten dichter Verkehr. Eine typische städtische Hauptverkehrsachse, vorbei an mehrstöckigen Häusern. Dass sich hinter einigen Gebäudezeilen ein neues, idyllisches Wohngebiet erstreckt, ist von hier aus nicht ersichtlich. 360 Wohnungen sind in dem Quartier im Martinipark entstanden. Sie sind untergebracht in einzelnen modernen Mehrfamilienhäusern, mit großen Fenstern, Balkon und Dachterrassen. In einer der Mietwohnungen lebt Irene Merk. Die 70-Jährige hat einen persönlichen Bezug zum Textilviertel. 

    Augsburgerin Irene Merk verbindet viel mit dem Textilviertel

    Als junge Frau hatte Merk bei der früheren Augsburger Kammgarnspinnerei eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht. 20 Jahre lange arbeitete sie dort, bevor sie wechselte. Ihre letzte Arbeitsstätte war zehn Jahre lang die Rudolf-Steiner-Schule, die jetzt nur wenige hundert Meter in Luftlinie entfernt zu ihrer Wohnung liegt. Merk verbindet viel mit dem Textilviertel. Als die Firma Martini, einst ein großes Augsburger Textilunternehmen, das sich längst auf Immobilien spezialisiert hat, das Quartier mit den Mietwohnungen plante und zu bauen begann, bekundete Irene Merk sofort Interesse an einer der Wohnungen. So auch ihre Schwester, die jetzt nebenan wohnt. Für die beiden ein Glücksfall, um sich gegenseitig im Alter unterstützen zu können. Alleine ist man im "Wohnen im Martini" ohnehin nicht - wenn man das denn so möchte.

    Allmählich wächst die neue Anlage ein. Wolfgang Geisler, Geschäftsführer der Martini GmbH und Co. KG sagt, man habe Wert auf hochwertige und artenreiche Bepflanzung gelegt.
    Allmählich wächst die neue Anlage ein. Wolfgang Geisler, Geschäftsführer der Martini GmbH und Co. KG sagt, man habe Wert auf hochwertige und artenreiche Bepflanzung gelegt. Foto: Ina Marks

    "Es gibt hier nachbarschaftliche Verbindungen, die hätte ich mir nicht träumen lassen", schwärmt die 70-Jährige, die in ihrem hellen Wohnzimmer am Esstisch sitzt. Ein Herr, sie schätzt ihn um die 80, habe eine Boccia-Gruppe gegründet, erzählt sie. Mittwochs treffe man sich zum Spiel auf der Amberger Wiese in der Nähe. Im historischen Färberturm ein paar Straßen weiter besucht Merk einen Italienisch-Kurs und ist Teil einer Kartenrunde. Die Seniorin ist Mitglied der Bürgeraktion "Textilviertel", die die Sanierung des historischen Turms vorangetrieben und als Begegnungsort für die Bürgerinnen und Bürger entwickelt hat. Einige Vereinsmitglieder würden nun im Martinipark leben, sagt sie und lacht. "Ich wohne zwar alleine, aber doch in einer Gemeinschaft. Manchmal muss ich aufpassen, dass ich mich nicht mit Terminen und Treffen übernehme." Das neue Wohnquartier ist ohnehin auf Geselligkeit ausgerichtet.

    Über das Geheimnis einer gut funktionierenden Wohnanlage

    Zwischen den Wohnblöcken laden Bänke und überdachte Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Für Kinder gibt es einige Spielgeräte. Als Vermieter ist es Martini wichtig, dass hier Menschen jeglichen Alters wohnen. "Das Geheimnis einer gut funktionierenden Wohnanlage ist die Mischung. Es ist schön, wenn sich hier Jung und Alt wohlfühlen", sagt Geschäftsführer Wolfgang Geisler. Das entspreche der alten Idee des Augsburger Textilviertels. Von dieser Philosophie waren Anne-Kathrin Schulz und Kevin Miller positiv überrascht. Das Paar, das zuvor in Haunstetten lebte und aufgrund von Homeoffice ein Zimmer mehr benötigte, hatte bei der Wohnungssuche in Augsburg mitunter ganz andere Erfahrungen gemacht.

    Oft seien ihnen Wohnungen mit dem Zusatz schmackhaft gemacht worden, dass es dort keine Kinder gebe und es deshalb ruhig sei. "Diese Einstellung fanden wir erschreckend", sagen die 41-Jährige und ihr vier Jahre älterer Partner. "Bei Martini hingegen hieß es, man freue sich über jedes Kind, das hier geboren wird. Das fanden wir sympathisch. Wir sind zwar kinderlos, mögen aber Kinder." Wie sehr das Paar sein neues Zuhause genießt, ist an diesem warmen Tag zu sehen. 

    Kevin Müller und Anne-Kathrin Schulz sind Anfang August in das Quartier eingezogen. Zu ihren ersten Anschaffungen gehörten Badeschuhe.
    Kevin Müller und Anne-Kathrin Schulz sind Anfang August in das Quartier eingezogen. Zu ihren ersten Anschaffungen gehörten Badeschuhe. Foto: Ina Marks

    In Badekleidung sitzen beide auf den Stufen am vorbeifließenden Kanal, die Füße baumeln im Wasser. Ein paar Meter weiter planschen Kinder, eine Frau lässt ihren Hund trinken. Der Bach, der mitten durch die Anlage strömt, ist die Hauptattraktion. Er wurde von den Planern bewusst zugänglich gemacht. "Unser Alltag fühlt sich an, wie Urlaub", sagen die beiden, die es auch schätzen, dass sämtliche Geschäfte fußläufig zu erreichen sind. Solch eine Wohnqualität kostet natürlich.

    Die Mieten im Martinipark sind gehobener

    Alleine von ihrer Rente könne sie hier nicht wohnen, gibt die 70-jährige Irene Merk offen zu. Zudem habe es letztes Jahr eine schlagartige Mieterhöhung um zehn Prozent gegeben. Über die monatlichen Kosten will sie im Detail nicht sprechen. Nur so viel, ihre Kaltmiete beträgt um die 13 Euro pro Quadratmeter. Dass es sich hier um gehobeneres Wohnen handelt, daraus macht Martini-Geschäftsführer Wolfgang Geisler keinen Hehl. Die Quadratmeterpreise lägen je nach Wohnungsgröße zwischen zwölf und 14,50 Euro. Zum Vergleich: Laut aktuellem Mietspiegel beträgt der durchschnittliche Mietpreis in Augsburg etwa 12,93 Euro pro Quadratmeter. Den Häuserriegel an der Schleifenstraße aber, so betont Geisler, habe man für einkommenorientiertes, gefördertes Wohnen verkauft. Die Nachfrage nach den Wohnungen im Martinipark sei hoch. "Wird eine Wohnung frei, ist sie meist nach kurzer Zeit wieder weg." Nicht mehr weg will hier Renate Rampp.

    Renate Rampp bei der symbolischen Schlüsselübergabe für den sanierten Färberturm vor rund drei Jahren. Der Turm steht beim Martinipark, wo die 68-Jährige inzwischen auch lebt.
    Renate Rampp bei der symbolischen Schlüsselübergabe für den sanierten Färberturm vor rund drei Jahren. Der Turm steht beim Martinipark, wo die 68-Jährige inzwischen auch lebt. Foto: Michael Hochgemuth

    Sie war eine der ersten Bewohnerinnen, als andere Häuser um sie herum noch gar nicht fertiggestellt waren. Als zweite Vorsitzende des Vereins Bürgeraktion Textilviertel ist die 68-Jährige glücklich, nun so nahe am Färberturm zu wohnen, für dessen Betrieb sie sich mit einsetzt. Das neue entstandene Viertel sei eine Bereicherung, findet Rampp. Mit Stadtarchiv, Theater und Färberturm in der Nachbarschaft habe man eine tolle Mischung an kulturellen Angeboten. "Das Einzige, was noch fehlt, ist eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und ein oder zwei Kneipen in der Nähe." 

    Ein wenig stolz ist Renate Rampp, dass die Bürgeraktion Textilviertel bei der Gestaltung der Wohnanlage mitgewirkt habe. "Unser Verein hat mit Martini den Bebauungsplan durchgesprochen. Es fiel uns auf, dass kein Kindergarten geplant war." Dieser sei auf Anregung der Bürgeraktion inzwischen gebaut worden. Sie freut sich: "Es gibt hier viele junge Leute, die bereits Nachwuchs bekommen haben."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden