Die voraussichtlich im Frühjahr anstehende Neuwahl des Bundestags wird wohl zeitliche Auswirkungen auf den Neubau der Bahnstrecke Augsburg-Ulm haben. Ursprünglich wollte das Verkehrsministerium zwischen März und Mai 2025 die Vorzugsvariante im Bundestag vorstellen, damit die Deutsche Bahn ab Juni 2025 weiterplanen kann. „Aber wir werden wohl keinen Bundestag haben, wenn wir die Entscheidung brauchen. Ich würde momentan davon ausgehen, dass wir ein Jahr Verzögerung bekommen“, so DB-Projektleiter Markus Baumann. Für die Anwohner bedeutet das länger Ungewissheit zu einem für sie wichtigen Thema.
Widerstand im Stadtteil
Baumann war am Donnerstagabend im Bärenkeller auf einer Anwohner-Versammlung, um den aktuellen Planungsstand vorzustellen. Wie berichtet gibt es vor Ort Widerstand gegen die Planungen. Sie sehen vor, die Neubaulinie etwa auf Höhe der Hirblinger Straße von der Bestandsstrecke Richtung Donauwörth abzuzweigen, sie nahe der Mc-Donald‘s-Filiale und der Allguth-Tankstelle am Gablinger Weg über die B17 führen und dann auf Ackerflächen zwischen dem Bärenkeller und dem Güterverkehrszentrum Richtung Autobahn zu trassieren.
„Der Bärenkeller wird von allen Seiten in die Zange genommen“
Im Bärenkeller, wo die Bahnlinie wenige hundert Meter an die Bebauung heranrückt, werden die Vorbehalte inzwischen deutlich geäußert. „Der Bärenkeller wird von allen Seiten in die Zange genommen“, so Michael Liegel, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Bärenkeller-Nord. Man bekomme von der DB den „bestmöglichen Lärmschutz“ versprochen, „aber es weiß keiner, worauf das für uns hinausläuft“, so Liegel. Die DB solle die Zwangspause durch die Bundestagsneuwahl dazu nutzen, nochmal andere Möglichkeiten, etwa eine Trassierung auf der siedlungsabgewandten östlichen Seite des Güterverkehrszentrums, zu prüfen. Andere Anwohner forderten eine Tunnellösung, nachdem die Bahnstrecke mitten auf den Ackerflächen ohnehin in Tieflage abtauchen wird, um die A8 zu unterqueren. Auch aus der Siedlung am Gablinger Weg gab es Kritik: Inzwischen ist - entgegen einer ersten Kartendarstellung - klar, dass dort keine Häuser wegmüssen. „Aber wenn die Bahnlinie in drei Metern Entfernung an der Grundstücksgrenze verläuft, ist das nicht akzeptabel für uns“, so ein Anwohner.
DB-Mann Baumann sagte, im Hinblick auf den Gablinger Weg, dass die Planung dort im Detail nicht abgeschlossen sei. „Wir wissen, dass die Situation dort schwierig ist.“ Was eine Untertunnelung auf Höhe Bärenkeller betrifft, machte Baumann wenig Hoffnungen. Abgesehen davon, dass man aufgrund der Überführung über die B17 nicht gleich am südlichen Siedlungsrand des Bärenkellers in Tieflage gehen könnte, stelle sich die Frage der Kosten für die technisch nicht notwendige Maßnahme. Auch eine andere Trassierung komme nicht mehr in Frage. Auf der Ostseite des GVZ seien die Platzverhältnisse beengt. Eine Kurve, um auf einen Parallelkurs zur A8 einzuschwenken, würde extrem eng. „Wenn man schon das Geld ausgibt, dann sollte man etwas bauen, was attraktiv ist“, so Baumann. Auf Strecken mit „Bummelzugtempo“ treffe das nicht zu.
Schallschutz heißt nicht Stille
Andere Anwohner kritisierten, dass die DB unklar lasse, welchen Lärmschutz man erwarten könne. Überdies werde nicht berücksichtigt, welchem Lärm die Anwohner insgesamt - etwa auch durch Autobahn und Flugzeuge im Anflug auf den Flughafen - ausgesetzt sind, weil jede Lärmquelle in ihrem Genehmigungsverfahren separat betrachtet wird. Die DB verweist darauf, dass man die Gutachten erst im Zuge der weiteren Planungen erstellen werde. Wenn Lärmwerte nicht eingehalten werden könnten, werde man für Schallschutz sorgen, aber wie der aussehe, sei noch unklar. „Schallschutz heißt auch nicht, dass Sie nichts hören, sondern dass die Grenzwerte eingehalten werden“, so Baumann.
Baumann sagte, man hoffe, ab 2027 mit den ersten Teilabschnitten ins Genehmigungsverfahren gehen zu können, allerfrühestens 2030 könne Baubeginn sein. Bis dahin arbeite man auch an Planungen, um den Augsburger Hauptbahnhof fit für mehr Züge zu machen. Demnächst rechne man auch mit einer neuen Zugzahlen-Prognose für 2040. Absehbar sei, dass die Zahl der Güterzüge von Donauwörth nach München über Augsburg ein Problem für den Personenverkehr werden könnte, wenn man nicht reduziere. Zuletzt hatten auch der Verkehrsexperte Herbert König und CSU-Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich darauf gedrängt, die Zahl der durchfahrenden Güterzüge zu begrenzen.
Was ich mich frage: Wie hat es Deutschland ohne die ach so wichtigen ICE- Schnellfahrstrecken von 1950 bis 1970 ein Wirtschaftswunder auf die Beine gestellt? Die Deutsche Bahn ist vom Service und der Zuvelässigkeit eine Unverschämtheit. Lieber sollte man die Mittel in die vorhandene marode Infrastruktur stecken, anstatt neue aufzubauen, allem voran das Milliardengrab Stuttgart 21. Wahrscheinlich würde man zwischen Augsburg und Ulm bereits viel erreichen, wenn man ein paar zusätzlich Ausweichgleise einbaut, damit die schnellen Züge die langsamen überholen können und gleichzeitig den Lärmschutz verbessert.
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