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Augsburg: Brutaler Angriff - Wie ist Lage am Helmut-Haller-Platz?

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Brutaler Angriff in Oberhausen: Wie ist die Lage am Helmut-Haller-Platz?

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    Immer wieder müssen Polizei und Rettungsdienst auf dem Helmut-Haller-Platz anrücken. Zuletzt sei die Lage aber vergleichsweise ruhig gewesen, heißt es bei der Polizei.
    Immer wieder müssen Polizei und Rettungsdienst auf dem Helmut-Haller-Platz anrücken. Zuletzt sei die Lage aber vergleichsweise ruhig gewesen, heißt es bei der Polizei. Foto: Jörg Heinzle (Archiv)

    Schön ist er nicht, der Helmut-Haller-Platz im Augsburger Stadtteil Oberhausen, schon rein optisch. Ein paar Glascontainer, ein paar Bäume, viel Grau, viel leere Fläche. Aus Sicht vieler Anwohner und Passanten ist er aber vor allem aufgrund eines anderen Umstandes nicht besonders attraktiv: Er ist seit langer Zeit einer der größten Treffpunkte der Süchtigenszene in der Stadt; Trinker sind hier zu praktisch jeder Tageszeit ebenso anzutreffen wie Abhängige harter, illegaler Drogen. Nun hat sich hier am Bahnhofsvorplatz eine schwere Gewalttat abgespielt, ein Mann sitzt wegen Mordversuchs in Untersuchungshaft – ein ungewöhnlicher Vorfall, trotz allem.

    Denn auch wenn die Polizei am Oberhauser Bahnhof präsent ist und Krankenwagen hier oft zu sehen sind, ist der Helmut-Haller-Platz eigentlich kein Ort, an dem sich viel brutale Auseinandersetzungen ereignen. Am Sonntagnachmittag war das anders. Wie berichtet, soll sich an dem Tag zwischen zwei Männern ein Streit entwickelt haben, der den bisherigen Ermittlungen zufolge eskalierte. Nach Angaben der

    Laut den Ermittlungen erfolgte der Angriff "unvermittelt und massiv" und "auf den Kopf des Geschädigten". Der 41-Jährige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft, die Ermittlungen gegen den Mann laufen wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Beide Beteiligten sollen nach Informationen unserer Redaktion der Szene am Helmut-Haller-Platz angehören oder dort zumindest öfter anzutreffen sein. Das 37-jährige Opfer erlitt schwere Verletzungen und wird im Uniklinikum behandelt.

    Helmut-Haller-Platz ist Treffpunkt der Süchtigenszene in Augsburg

    Es ist nicht die erste Tat diese Art. Im Mai 2015 etwa wurde bei einem Streit in der Süchtigenszene ein Mann niedergestochen. Er schleppte sich blutend bis zum Eingang des Bahnhofsgebäudes und überlebte nur dank einer Notoperation. Repräsentativ für das Geschehen am Ort sind diese Gewalttaten dennoch nicht. In der Vergangenheit verzeichnete die Polizei hier in der Regel zwischen 15 und 40 sogenannter "Rohheitsdelikte" pro Jahr, ein Begriff, mit dem die Ermittler Raubüberfälle, Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen zusammenfassen. Am Königsplatz, in den vergangenen Jahren so etwas wie der Gewaltschwerpunkt in der Stadt, waren es etwa 2020 hingegen insgesamt 138 Rohheitsdelikte.

    Und zuletzt hatte sich die Lage am Helmut-Haller-Platz nach Ansicht von Beobachtern sogar eher etwas entspannt. Man habe zumindest feststellen können, dass "die Notarzt-Einsätze zurückgegangen sind", sagt Rainer Wintergerst. Er betreibt die Buchhandlung im Bahnhof und hat von dort aus stets einen guten Überblick über das Geschehen am Vorplatz. Die Situation am Helmut-Haller–Platz macht das Geschäft für ihn nicht einfacher, aber "im Sommer ist das Problem für uns nicht so groß". Sobald es kälter wird, wird es schwieriger, dann sitzen Suchtkranke vor den Eingängen des Ladens.

    Wintergerst wünscht sich seit Längerem ein Gesamtkonzept, um an der Situation am Bahnhof etwas zu ändern. Kurzfristig, sagt er jetzt, würde es vermutlich schon helfen, den Bereich eines früheren Spielplatzes, an dem sich die Süchtigen vorrangig aufhalten, zu überdachen. Tatsächlich plant die Stadt, den Helmut-Haller-Platz zu verschönern, in den Überlegungen geht es unter anderem um ein Feld aus Brunnenfontänen, eine Spielfläche für Fußball oder Basketball, abgegrenzte Raseninseln und eine lang gestreckte Pergola mit Radabstellplätzen. Vor 2023 oder 2024 wird aber nichts passieren. Und auch dann muss erst einmal das Geld dafür bereitstehen. Die Sanierung kostet nach einer ersten Schätzung um die 5,8 Millionen Euro.

    Polizei sieht keine Verschärfung am Oberhauser Bahnhof

    Aus Sicht der Polizei hat sich die Situation am Oberhauser Bahnhofsvorplatz in den vergangenen Monaten zumindest nicht verschärft. Man habe zwar relativ viele Einsätze dort, sagt Christian Hauck, stellvertretender Leiter des Oberhauser Reviers. Gerade, wenn Abhängige Mischkonsum betrieben, also zu mehreren Sorten von Drogen griffen. Insgesamt sei es am Helmut-Haller-Platz aber ruhiger geworden, vielleicht auch wegen der Corona-Lage. Gerade bei den Gewaltdelikten sei das zu beobachten. Ziel der Polizei sei es, präsent zu sein, aber nicht, einen Verdrängungseffekt hervorzurufen. Die Menschen sollen sich treffen können. Problematisch am Helmut-Haller-Platz sei allerdings nach wie vor die Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls von Passanten und Anwohnern. Hauck betont aber, dass es quasi keine Übergriffe auf Passanten gebe, sondern sich die Kriminalität zumeist innerhalb der Drogenszene abspiele.

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