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Foto: Silvio Wyszengrad
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Oberbürgermeisterin Eva Weber sagte, in Augsburg sei es wegen des schönen Wetters am Wochenende teils "wild durcheinander" gegangen.

Augsburg
25.02.2021

"Brüchige" Corona-Lage: Eva Webers eindringlicher Appell an die Bürger

Von Stefan Krog

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber warnt davor, den "gemeinsam erarbeiteten Erfolg" bei Corona zu gefährden. Es gebe kritische Entwicklungen bei den Mutationen.

Es war ein eindringlicher Appell: Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hat die Augsburger dazu aufgerufen, auch nach zweieinhalb Monaten Lockdown und angesichts des schönen Wetters nicht in Leichtsinn zu verfallen. "Vergangenes Wochenende war das erste Wochenende, wo man nach dem langen tristen Winter Frühlingsgefühle haben konnte", sagte Weber. Das sei auf Spielplätzen und Grünanlagen deutlich geworden. "Es ging wild durcheinander, ohne Abstand und in Gruppen aus mehr als einem Hausstand", so Weber. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert liege mit täglichen Werten zwischen 50 und 60 einigermaßen stabil. "Aber der in den vergangenen Monaten gemeinsam erarbeitete Erfolg ist brüchig", so Weber, wie tägliche Schwankungen zeigten.

Nun gelte es, so Weber, auf den letzten Metern durchzuhalten. Es spreche nichts dagegen, das schöne Wetter zu genießen, man müsse dabei aber die Regeln beachten. Zuletzt gingen laut Gesundheitsamt die Infektionszahlen bei den jüngeren Augsburgern zwischen 15 und 30 Jahren nach oben. "Junge Menschen haben mehr Kontakte untereinander, und das schlägt sich in den Zahlen nieder", sagt der kommissarische Gesundheitsamtsleiter Dr. Thomas Wibmer. Aus anonymisierten Mobilfunk-Auswertungen des Statistischen Bundesamtes sei ersichtlich, dass die Augsburger wieder deutlich stärker unterwegs sind. "Das ist eine sehr schlechte Entwicklung, weil so wieder mehr Kontakte zustande kommen", so Wibmer. Am vergangenen Wochenende seien die Mobilitäts-Werte an die Vergleichswerte aus dem 2019 herangekommen.

Die zunehmenden Fälle mit Mutationen machen der Stadt Augsburg Sorgen

Angesichts der absehbaren Lockerungen und der hohen Mobilität müsse man sich womöglich auf steigende Infektionszahlen gefasst machen. Um wie im vergangenen Jahr einen relativ entspannten Corona-Sommer hinzubekommen, sei es aber nötig, dass die Infektionszahlen zum Start im Frühjahr auf einen sehr niedrigen Niveau pendeln. Sorgen macht dem Gesundheitsamt, dass der Anteil der Virus-Mutationen unter den Corona-Fällen wächst. Zuletzt lag er bei etwa 16 Prozent. Insgesamt, so die Stadt, seien bisher 77 Fälle nachgewiesen worden - 76 Mal die britische Mutation, einmal die südafrikanische.

Die Mutationen sind kritisch, weil sie als deutlich ansteckender gelten. Das hat auch Auswirkungen auf Quarantäne-Regelungen: Das Robert-Koch-Institut hat die Regelungen zur Einstufung von direkten Kontaktpersonen verschärft, sodass mit mehr Quarantäne-Fällen zu rechnen sein wird - unabhängig davon, ob es sich um eine Mutation handelt. Auch die Verkürzung der Quarantänezeit von 14 auf 10 Tage gibt es nicht mehr. Wer mit einer Mutation infiziert ist, muss sich künftig vor Quarantäneende auch freitesten lassen, weil sie nicht mehr automatisch endet.

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Neben den Impfungen - inzwischen wird auch in großem Stil der neue Impfstoff von AstraZeneca im Augsburger Impfzentrum an unter 65-Jährige verabreicht - setzt die Stadt auf mehr Testungen. Am geplanten Start der zwei Schnelltest-Stellen in der Plärrerwache und im ehemaligen Leopold-Mozart-Zentrum in der Maximilianstraße zum 1. März ändere sich ungeachtet der Diskussion auf Bundesebene zu den Schnelltests nichts, so Weber.

Weber betonte nach entsprechenden Vorwürfen in sozialen Medien, dass es ihr keinesfalls darum gehe, durch mehr Tests die Infektionszahlen oben zu halten. "Das ist Schmu. Es geht darum, Infektionsketten zu unterbrechen. Jemand, der unbemerkt infiziert ist und in der Stadt herumläuft, birgt ein hohes Risiko für Ansteckungen." Augsburger sollten sich so oft testen lassen wie es nur geht, sei es im Testzentrum an der Messe oder in den Schnelltest-Stellen. Die Schnelltests seien unsicherer als PCR-Tests, aber besser als gar kein Test. Weber kündigte auch mobile Testteams für Stadtteile oder Firmen an. Die Tests sind allesamt kostenlos.

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Foto: Silvio Wyszengrad
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Der städtische Ordnungsdienst ist verstärkt in den Parks wie hier auf dem Reese-Areal unterwegs, um die Corona-Regeln zu kontrollieren.

Eine Q12-Kollegstufe ist in Augsburg wieder in Quarantäne

Nachdem seit Montag weitere Schulklassen in den Präsenz- oder Wechselunterricht an die Schulen zurückgekehrt sind, wies Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) auf die Testmöglichkeiten für Personal von Schulen und Kitas sowie für Schüler hin. Im Testzentrum sind unter der Woche spezielle Testmöglichkeiten für diese Gruppe reserviert. Auch dies solle mehr Sicherheit bringen. Man sei, so Wild, auch im Gespräch mit dem Augsburger Labor Synlab wegen sogenannter Gurgeltests. Diese könnten die Möglichkeit zum schnellen Massentest bieten. Näheres sei aber noch nicht entschieden. Wie Wild bestätigte, wurde der Abiturjahrgang Q12 am Jakob-Fugger-Gymnasium inzwischen wieder in Quarantäne geschickt, nachdem dort eine Infektion bekannt wurde. Dies sei einerseits bedauerlich - andererseits zeige das Beispiel, dass die Teststrategie funktioniere.

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