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Augsburg: Bombenentschärfung: Etwa 360 Menschen suchten in Mensa und IHK Zuflucht

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Bombenentschärfung: Etwa 360 Menschen suchten in Mensa und IHK Zuflucht

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    Bombenfund in Augsburg: In der Uni-Mensa wurde für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger eine Betreuungsstelle eingerichtet. Es blieb nicht nur bei dieser Anlaufstelle.
    Bombenfund in Augsburg: In der Uni-Mensa wurde für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger eine Betreuungsstelle eingerichtet. Es blieb nicht nur bei dieser Anlaufstelle. Foto: Christoph Bruder

    Noch in der Nacht war die Erleichterung groß. Die 250 Kilogramm schwere US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Dienstagnachmittag auf dem Gelände des Toni Parks gefunden wurde, war um 0.39 Uhr erfolgreich entschärft. Die rund 3000 betroffenen Bürgerinnen und Bürger aus der Evakuierungszone, die im Vorfeld aufgefordert wurden, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen, konnten wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Manche von ihnen hatten in der Betreuungsstelle in der Uni-Mensa, die von Rettungs- und Hilfsdiensten rasch eingerichtet worden war, Zuflucht gesucht. Im Laufe des Abends musste sogar spontan eine zweite Anlaufstelle eröffnet werden.

    Am Tag danach ist man nicht nur bei der Stadt Augsburg mit der gelungenen Entschärfung und dem schnellen Krisenmanagement vor Ort zufrieden. "Dass sich alle Beteiligten in einer solchen Lage hundertprozentig aufeinander verlassen können, ist ein wesentlicher Baustein unserer Daseinsfürsorge für die Bürgerinnen und Bürger in

    Bombenentschärfung: Noch in der Nacht gingen die Arbeiten weiter

    Insgesamt waren knapp 340 Einsatzkräfte vor Ort. Darunter etwa 110 Kräfte der Polizei sowie 60 Bedienstete der Berufsfeuerwehr Augsburg und der acht Freiwilligen Feuerwehren aus dem Stadtgebiet (Haunstetten, Göggingen, Bergheim, Pfersee, Inningen, Kriegshaber, Oberhausen und Lechhausen). Auch etwa 170 Helferinnen und Helfer der Rettungsdienste sowie Fachberater des THW, der Stadtwerke und des Kampfmittelbeseitigungsdienstes unterstützten den Einsatz. Zusätzlich zu den direkt beteiligten Einsatzkräften hatten alle Organisationen auch Bereitschaftsdienste eingerichtet. Doderer schätzt, dass die letzten Kolleginnen und Kollegen zwischen drei und vier Uhr morgens ins Bett gekommen sind.

    Schließlich galt es nach der Entwarnung unter anderem einige hilfebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner wieder zurück in ihr Zuhause zu bringen und die Betreuungsstellen abzubauen. Denn nicht jeder der rund 3000 Menschen aus der Evakuierungszone, die sich in einem Radius von einem halben Kilometer um den Fundort der Bombe erstreckte, kam anderweitig unter. Als immer mehr Menschen im Laufe des Abends die Anlaufstelle aufsuchten, die in der Uni-Mensa provisorisch eingerichtet wurde, trafen die Hilfskräfte eine schnelle Entscheidung.

    Die Bombenentschärfer gaben Entwarnung

    Wie Raphael Doderer erzählt, richtete man in der benachbarten IHK eine weitere Betreuungsstelle ein. "Zum einen war nicht absehbar, wie viele Leute noch kommen. Außerdem wollten wir aus Infektionsschutzgründen das Ganze entzerren. Schließlich ist Corona nicht vorbei." Auch ein eigens eingerichteter Quarantänebereich sei in Anspruch genommen worden. Vorsichtshalber wurde sogar eine Notunterkunft mit bis zu 160 Schlafplätzen für die Nacht auf dem ehemaligen Fujitsu-Gelände vorbereitet. Schließlich wusste man nicht, wie lange die Entschärfungsarbeiten dauern sollten. Diese nahmen am wenigsten Zeit in Anspruch. Nach einer Stunde hochkonzentrierter Arbeit gaben die Bombenentschärfer des Kampfmittelräumdienstes Entwarnung. Die Evakuierung und die Vorbereitung rund um den Fundort hatten wesentlich länger gedauert. Um die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe musste vorsorglich eine Abschirmung errichtet werden.

    Sie bestand aus zwei Stahlcontainern. Laut Andreas Kohnle von der Berufsfeuerwehr Augsburg wurden sie so aufgestellt, dass eine mögliche Druckwelle in eine bestimmte Richtung kanalisiert worden wäre, in der weniger Schäden zu befürchten gewesen wären. Mithilfe einer Baustofffirma und des Technischen Hilfswerks (THW) seien die Container mit bis zu 50 Kies-Säcken beschwert worden. Auch habe man im Vorfeld etliche Sauerstoffflaschen, die offenbar in der Nähe lagerten, vorsorglich weggeschafft. Ein mit Stickstoff gefüllter Tank hingegen sei nicht abtransportierbar gewesen. Da es sich um flüssigen Stickstoff gehandelt habe, sei der Druck nicht so hoch gewesen, zudem sei Stickstoff nicht brennbar, so Kohnle.

    Immer wieder werden Blindgänger in Augsburg gefunden

    Bombenfunde sind in Augsburg keine Seltenheit. Immer wieder muss mit Blindgängern gerechnet werden. Vor allem im Bereich zwischen dem südlichen Hochfeld und dem angrenzenden heutigen Univiertel. Dort befand sich einst der Werksflugplatz der Messerschmitt AG. Als bedeutender Rüstungsstandort in der NS-Zeit war er Ziel heftiger Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg. Erst Ende März dieses Jahres wurde im Univiertel eine Bombe entschärft. Damals war ein 225 Kilo schwerer Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg in der Rumplerstraße gefunden worden, von dem 70 Kilogramm detonierbares Material noch erhalten geblieben war. Die Sperrzone umfasste einen 300-Meter-Radius. Rund 2000 Personen mussten evakuiert werden.

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