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Augsburg: Bitte recht unfreundlich: Fotostudios fürchten um Geschäft mit Passfotos

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Bitte recht unfreundlich: Fotostudios fürchten um Geschäft mit Passfotos

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    Fotostudios in Augsburg geraten zunehmend durch technologischen Entwicklungen unter Druck.
    Fotostudios in Augsburg geraten zunehmend durch technologischen Entwicklungen unter Druck. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

    Fotostudios in Augsburg fürchten um ihr Geschäft, denn in allen Augsburger Behörden stehen inzwischen Automaten, an denen man Passfotos machen lassen kann. Auch in einigen Drogeriemärkten und Supermärkten gibt es diesen Service. Ab dem Frühjahr 2025 entfällt zudem die Pflicht zur Vorlage eines Fotos auf Papier, wenn man einen Führerschein, einen Pass oder andere Dokumente beantragt. Für reine Fotogeschäfte wird die Geschäftslage damit schwieriger.

    Anneliese Boss, Inhaberin eines Fotogeschäfts in der Jakoberstraße, beschreibt die aktuellen Bedingungen für Fotostudios als schwierig. „Die Fotoautomaten in den Behörden und die Möglichkeit, Passfotos bei Drogeriemärkten machen zu lassen, sind eine echte Konkurrenz. Ein erheblicher Teil unseres Umsatzes fällt dadurch weg“, sagt Boss.

    Passbilder machen einen wesentlichen Teil des Umsatzes in Fotostudios aus

    Auch Sandra Behrbohm, die ein Fotostudio in Lechhausen betreibt, sieht sich mit dieser Situation konfrontiert. Sie betont jedoch die Vorteile, die ein Besuch beim professionellen Fotografen bietet: „Bei uns können die Kunden das Foto in Ruhe machen lassen und sich vorher noch einmal zurechtmachen. Außerdem werden ältere Menschen und Personen mit Handicap, wie etwa Autisten, nicht ausgeschlossen.“ Die Kunden erhielten beim Fotografen – im Unterschied zum Automaten – die Fotos auch in ausgedruckter Version. Behrbohm warnt, dass andere Dienstleistungen teurer werden könnten, wenn das Geschäft mit Passfotos weiter einbricht. „Für viele Fotostudios machen Passbilder 30 bis 60 Prozent des Umsatzes aus. Wenn diese Einnahmequelle wegfällt, müssen wir die Öffnungszeiten kürzen, Preise erhöhen und schlimmstenfalls Mitarbeiter entlassen.“

    Viele Studios hätten darüber hinaus noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Wenn Behörden ab 1. Mai 2025 Fotos in digitaler Form und über eine sichere Verbindung annehmen dürfen, um Manipulationen zu verhindern, mache dies die Lage für Fotografen noch schwieriger. Ein Problem sieht Behrbohm unter anderem darin, dass Behörden in ihren Schreiben nicht darauf hinweisen, dass Passfotos auch bei Fotografen gemacht werden können. „Die Leute denken oft, sie müssten die Automaten nutzen, dabei haben sie weiterhin das Recht, zum Fotografen zu gehen.“ Sie hofft, dass durch das elektronische Passbild eine neue Kapazität entsteht, weil Aktualität der Passbilder dann genau überprüft werden könne. Vielmehr noch geht sie davon aus, dass Ämter die erhöhten Kapazitäten gar nicht bewältigen können und auf die Zuarbeit der Fotografen bauen, da bei dem neuen E-Passbild genau das Erstellungsdatum des Bildes vermerkt werde. Früher hätten die Bürger und Bürgerinnen noch Bilder vom Fotografen gehabt und konnten diese auch ein paar Monate über die Frist für andere Dokumente nutzen.

    Sandra Behrbohm betreibt ein Fotostudio in Lechhausen und ist von der Konkurrenz Passbilder in den Behörden machen zu können betroffen.
    Sandra Behrbohm betreibt ein Fotostudio in Lechhausen und ist von der Konkurrenz Passbilder in den Behörden machen zu können betroffen. Foto: Foto Behrbohm, Augsburg

    Nigar Yerli, die seit 21 Jahren ein Fotostudio am Rathausplatz betreibt, stört sich nicht an den Fotoautomaten in den Behörden: „Das betrifft mich nicht sonderlich.“ Yerli hat in den vergangenen Jahren verstärkt auf zusätzliche Angebote wie den Verkauf von Souvenirs gesetzt. Dennoch bemerkt sie eine gesellschaftliche Veränderung: „Der Wert von Fotografie ist in den letzten Jahren gesunken. Früher haben sich die Menschen genau überlegt, wie sie sich hinstellen und die Fotos in Alben gemeinsam angesehen“. Sie findet, dass Menschen heutzutage vor allem ihr Essen und sich selbst fotografieren. Diese Entwicklung besorgt sie insbesondere mit Blick auf die Zukunft: „Es wird schwierig, wenn meine älteren Kunden irgendwann nicht mehr da sind. Ich glaube nicht, dass die junge Generation nachkommt.“ Dennoch hofft Yerli, dass die bevorstehende Reform der elektronischen Passbilder wegen der strengeren Regeln dazu führe, dass es sich für Drogeriemärkte nicht mehr lohne, Passfotos anzubieten. 

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