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Augsburg: Der Kö bleibt Augsburgs Gewalt-Schwerpunkt

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Der Kö bleibt Augsburgs Gewalt-Schwerpunkt

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    Am Königsplatz gab es 2020 mehr Gewaltdelikte als jemals zuvor. 2022 gibt es bislang weniger Straftaten als im vergleichbaren Zeitraum vor zwei Jahren.
    Am Königsplatz gab es 2020 mehr Gewaltdelikte als jemals zuvor. 2022 gibt es bislang weniger Straftaten als im vergleichbaren Zeitraum vor zwei Jahren. Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)

    Die Szenen dürften sich im kollektiven Gedächtnis vieler Augsburger eingebrannt haben: Pöbelnde Jugendliche, ja ein regelrechter Mob, der seine Ablehnung gegen die Polizei und teils auch Sanitäter offen zeigte, Würfe mit Glasflaschen und Dosen. Die sogenannte Krawallnacht in der Maxstraße im Sommer 2021 war eine Ausnahmesituation. Szenen dieser Art haben sich in der Stadt seither nicht wiederholt. Tatsächlich sank die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum in diesem Jahr an bekannten Plätzen sogar leicht, wie Daten der Polizei zeigen – mit einer Ausnahme.

    Grundsätzlich gilt: In der Corona-Krise ging die Kriminalität tendenziell zurück, so auch in Augsburg. Was wenig verwundert: Monatelang fand kaum öffentliches Leben statt. Wenn kein Nachtleben stattfindet, in dem sich in Großstädten viele Delikte abspielen, gibt es beispielsweise tendenziell weniger Beleidigungen und Schlägereien unter Alkoholeinfluss. So kam es im Corona-Jahr 2020 der Polizeistatistik zufolge auch deutlich seltener zu Gewaltdelikten in Augsburg als in früheren Jahren. Eine Ausnahme bildete damals der Königsplatz, dort verzeichneten die Beamten in dem Jahr mehr derartige Straftaten als zuvor. Dass an keinem anderen öffentlichen Platz in Augsburg mehr Straftaten verübt werden, ist ein Phänomen, das seit Jahren zu beobachten ist. Der Kö ist nicht nur der zentrale Verkehrsknotenpunkt in der Innenstadt, an dem sich viele Menschen begegnen, sondern auch ein Treffpunkt von Obdachlosen, Suchtkranken und Migranten verschiedener Nationalitäten, die auf den Bänken oder am Rand des runden Thormannbrunnens sitzen. Offenbar eine Mischung, die ein höheres Maß an Auseinandersetzungen und Kriminalität hervorbringt, als es an anderen Orten der Stadt der Fall ist.

    Kriminalität in Augsburg: So hat sich die Zahl der Straftaten am Kö entwickelt

    2021 sanken die Zahlen allerdings auch hier, wie es von der Polizei heißt. Von Januar bis September ereigneten sich am Königsplatz im vergangenen Jahr 211 Straftaten, darunter 63 sogenannte Rohheitsdelikte, ein Begriff, mit dem die Beamten Raubüberfälle, Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen zusammenfassen. 2020 waren es im gleichen Zeitraum noch 314 Straftaten gewesen, davon 138

    Der Königsplatz, so viel lässt sich anhand dieser Aussage der Polizei bereits sagen, bleibt damit der absolute Gewaltschwerpunkt in Augsburg, an anderen öffentlichen Plätzen in der Stadt ereignen sich nicht ansatzweise so viele Straftaten dieser Art. Einzig vergleichbar in der Gesamtzahl war in der Vergangenheit der Helmut-Haller-Platz in Oberhausen – was allerdings vor allem mit Drogendelikten zusammenhing. Der Vorplatz des Oberhauser Bahnhofs ist seit Jahren ein Treffpunkt der Süchtigenszene der Stadt, was sich auch in den Statistiken zur Kriminalität niederschlägt. 2019 erfasste die Polizei am Platz etwa 192 Rauschgiftdelikte, 2020 und 2021 trotz Corona-Maßnahmen immer noch 144 und 74, jeweils mehr als irgendwo sonst in Augsburg. Bei Drogenstraftaten ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass es sich um sogenannte Kontrolldelikte handelt: Je mehr die Polizei in dem Bereich kontrolliert, desto höher die Zahlen – eine tatsächliche Veränderung in der Zahl Straftaten lässt sich durch Zu- oder Abnahme in einem Jahr nur bedingt ableiten.

    Laut Polizei habe sich aber im Bereich des Helmut-Haller-Platzes wie auch am Rathausplatz die Fallzahlen der Gesamtstraftaten von 2021 auf 2022 deutlich und spürbar rückläufig entwickelt. Es sei auch im Verlauf der vergangenen Jahre "ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten". Einzelne Delikte an den jeweiligen Plätzen sorgen dennoch immer wieder für Aufsehen: So soll vor Kurzem ein Mann aus der Süchtigenszene einen anderen mit einem in eine Jacke eingewickelten, mindestens faustgroßen Stein attackiert und schwer verletzt haben. Der Verdächtige sitzt wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

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