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Augsburg: Bevormundung oder Vorbild? So kommt das fleischlose Modular-Festival an

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Bevormundung oder Vorbild? So kommt das fleischlose Modular-Festival an

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    Einen Burger wird es beim Modular-Festival 2023 nicht geben. Die Veranstalter planen ein fleischfreies Festival.
    Einen Burger wird es beim Modular-Festival 2023 nicht geben. Die Veranstalter planen ein fleischfreies Festival. Foto: Hildenbrand, dpa (Symbol)

    Das Jugendfestival Modular ist bei jungen Leuten angesagt. Mehr als 27.000 Gäste feierten in diesem Jahr an drei Tagen auf dem Gaswerkgelände in Oberhausen. Bands spielen die Hauptrolle, zur Party gehört ferner eine große Auswahl an Speisen und Getränken. Für das nächste Modular plant der Stadtjugendring (SJR) Augsburg hier eine Neuerung: Das Festival wird fleischlos. In der Kommunalpolitik sorgt der Vorstoß der

    Der Stadtjugendring möchte mit dem Verzicht auf Fleisch und Wurst einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten. Man wisse laut einer Befragung von Modular-Gästen, dass ein Großteil der Besucher sich ein fleischloses Angebot vorstellen könnten. CSU-Fraktionschef Leo Dietz, selbst Gastronom, bringt wenig Verständnis dafür auf. "Warum muss der Veranstalter Besucher zu etwas zwingen?" Man sollte den Gästen die Entscheidung überlassen, was sie essen möchten. "Mag sein, dass sich bei der Umfrage 90 Prozent ein fleischloses Angebot vorstellen können, aber zehn Prozent tun es nicht." Wo bleibe da der Schutz einer Minderheit, fragt der CSU-Mann. Man könne das Agieren der Verantwortlichen insofern als "intolerant" bewerten.

    Beim CSU-Nachwuchs stößt der Fleischverzicht ebenfalls auf wenig Gegenliebe: "Wir sind sehr, sehr skeptisch ", sagt Philipp Huber, Vorsitzender der Jungen Union. Das Thema sei bei den JU-Mitgliedern intensiv diskutiert worden: "Wir lehnen es ab." Huber, der Modular aus eigenen Besuchen kennt, sagt auch: "Man muss auch an die Essensstände denken, die Fleisch angeboten haben." Für sie wäre es bitter. Außer Frage stehe, so der JU-Chef, dass man Veganern und Vegetariern ein attraktives Angebot machen müsse. 

    Grüne zu Modular ohne Fleisch: Festival dient als Vorbild

    Max Wörner hat in den beiden Vorjahren das Modular-Festival besucht. Der Sprecher der Grünen-Jugend findet es eine gute Entscheidung, auf Fleisch und Wurst zu verzichten: "Das Festival wird somit noch klimagerechter." Ähnlich sehen es die Grünen-Vorsitzenden Verena von Mutius und Peter Rauscher. Die Entscheidung sei gefällt worden, weil beim im Jahr 2022 erstmals eingesetzten CO2-Rechner festgestellt wurde, dass ein großer Teil an CO2 über das fleischlastige Catering für Crew, Publikum und Künstlern zustande kam. Die Grünen verweisen auch auf die Umfrage des Stadtjugendrings: "Das zeigt, dass das Modular-Team nicht nur vorbildhaft bezüglich klimagerechteren Maßnahmen arbeitet, sondern auch, dass es die Wünsche und Forderungen der Crew sowie der Besuchenden ernst nimmt. " Modular diene als Vorbild für alternative fleischlose Ernährung und sei zudem ein stadtübergreifender Taktgeber in Sachen Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen. 

    SPD-Fraktionschef Florian Freund reagiert mit einer flapsigen Bemerkung: "Mir ist es fast wurscht, ob das Modular fleischfrei wird." Er neige jedenfalls dazu, das Thema nicht zu politisieren: "Den Untergang des Abendlands stelle ich mir anders vor." Zustimmung für das Konzept kommt von Stadtrat Frederik Hintermayr (Die Linke): "Die Nachfrage an fleischlosen Gerichten und Snacks steigt bei allen Festivals und vor allem beim jungen Publikum." Der SJR sei mit seiner Entscheidung also am Puls der Zeit. Hintermayr: "Für elementar halte ich, dass die Preise auf dem Modular auch so sind, dass Auszubildende, Studierende und Menschen mit geringen Einkommen sich einen schönen Festival-Tag leisten können.“

    AfD sagt: Die persönliche Entscheidungsfreiheit wird eingeschränkt

    AfD-Fraktionschef Andreas Jurca kritisiert den Stadtjugendring: "Würde es sich dabei um eine Organisation handeln, die sich aus rein privaten Geldern finanziert, hätte ich kein Problem damit, wie sie ihre Veranstaltungen kulinarisch gestalten." Da es sich hier aber um öffentliche Gelder handle, kritisiere er die Einschränkungen hart. Zwar begründen die Veranstalter diese Entscheidung mit einer Meinungsumfrage, so Jurca, "aber hier halte ich entgegen, dass jene, die sich vegan ernähren wollen, dass auch tun können und entsprechende Standbetreiber dann auch die Möglichkeit haben sollen, vegane Ware anzubieten". Ebenso sollen Fleischwaren angeboten werden können. "Alles andere ist einfach nur eine Einschränkung der persönlichen Entscheidungsfreiheit und darf nicht auch noch mit öffentlichen Geldern unterstützt werden." 

    Einzelstadträtin Margarete Heinrich konsumiert, wie sie sagt, Fleisch mit Maß und Ziel. "Den Festivalbesuchern wird es nicht vorrangig um das Angebot der Speisekarte gehen, das kulturelle Angebot sollte Priorität eins sein." Der Verzicht auf Fleisch und Wurst sei ein guter Ansatz, um ein Zeichen gegenüber der Massentierhaltung zu setzen. 

    Kulturreferent Enninger steht auf Seiten des Stadtjugendrings

    Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) steht aufseiten des Stadtjugendrings: "Welche Speisen bei Veranstaltungen angeboten werden, obliegt grundsätzlich dem Veranstalter." Die Entscheidung füge sich in die Nachhaltigkeitsstrategie des Modular ein, für die das Festival bereits mehrmals ausgezeichnet worden sei. 

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