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Augsburg: "Beschämend": Name des Helmut-Haller-Platzes steht in der Kritik

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"Beschämend": Name des Helmut-Haller-Platzes steht in der Kritik

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    Mit dem Helmut-Haller-Platz wird automatisch die Süchtigenszene in Verbindung gebracht. Eine Schwester des berühmten Fußballers ist darüber seit Jahren unglücklich.
    Mit dem Helmut-Haller-Platz wird automatisch die Süchtigenszene in Verbindung gebracht. Eine Schwester des berühmten Fußballers ist darüber seit Jahren unglücklich. Foto: Anna Kondratenko

    Helmut Haller wäre in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden. Zwei Jahre nach dem Tod von Augsburgs berühmtestem Fußballer wurde 2014 der Vorplatz des Oberhauser Bahnhofs nach ihm benannt. Die Ideengeber hatten sich durchaus etwas dabei gedacht. Allerdings ist das Areal schon lange Treffpunkt der Drogenszene. Weil sich die Lage dort in den letzten Jahren zugespitzt hat, will die Stadt Augsburg sie entzerren. Wie berichtet, ist sie auf der Suche nach einem neuen Standort des Drogenkontaktladens Be-Treff. Wer große Hoffnung in eine bessere Zukunft für den Platz hegt, ist eine Schwester Helmut Hallers. Die 77-Jährige empfindet es als belastend, dass der Platz den Namen ihres Bruders trägt. Zuletzt äußerten auch einige Bürger ihren Unmut.

    Anlass zur Kritik gab ein Interview unserer Redaktion mit zwei Schwestern zum Tode Franz Beckenbauers. Beide erinnerten sich, wie Beckenbauer einst zur Beerdigung ihres berühmten Bruders Helmut Haller 2012 auf den Nordfriedhof in Oberhausen kam. Eine der Schwestern, Gerda Ries, beklagte in dem Artikel, dass der Platz, auf dem sich Drogensüchtige und Alkoholiker aufhalten, nach dem Tod des Bruders nach diesem benannt wurde. "Es ist beschämend", sagte die Seniorin. Sie lebt in der Nähe des Platzes und erlebt täglich mit, was sich dort abspielt. "Das hat unser Bruder nicht verdient." Das finden auch andere. Etwa der einstige Bürgermeister und CSU-Stadtrat Theo Gandenheimer.

    Kritik an Namensgebung: Beleidigung für Schwestern Helmut Hallers

    Er habe stets an die Schwestern Hallers gedacht, denn die Namensänderung Helmut-Haller-Platz habe er als Beleidigung auch für seine Schwestern und deren Familien betrachtet. "Und ich weiß, dass mich viele Hettenbacher, Oberhauser, ja Augsburger unterstützen", meint Gandenheimer, der selbst eingefleischter Oberhauser ist. Auch Waltraud Lutz aus Diedorf übt in einem Leserbrief an unsere Redaktion Kritik. 

    "Der Platz am Oberhauser Bahnhof ist Treffpunkt für Drogen und Alkohol. Welche Respektlosigkeit gegenüber den Fußballfans, den Augsburger Bürgern, vor allem aber, welch ein Stachel gegenüber der Familie Haller," so Lutz. Die Leserin nennt die Entscheidung von damals "unsäglich". Der Antrag an die städtische Verwaltung, den Bahnhofsvorplatz nach dem einstigen Fußballer aus Augsburg zu benennen, kam im Jahr 2014 von der SPD. Der Stadtrat beschloss daraufhin die Platzbenennung. Jetzt, zehn Jahre später und angesichts der Entwicklung, betrachtet man in der Partei die Namensgebung kontroverser.

    Augsburgs SPD hatte Antrag zur Benennung des Helmut-Haller-Platzes in Oberhausen gestellt

    Stefan Kiefer, SPD-Stadtrat und ehemaliger Sozialbürgermeister, sagt heute, es sei wichtig gewesen, Helmut Haller als bekanntem Sohn Augsburgs zu gedenken. "Uns hatte der Gedanke gefallen, weil Haller eine Persönlichkeit aus Oberhausen war und der Platz keinen Namen hatte." Damals sei die Situation vor Ort noch eine andere gewesen, die Süchtigenszene habe sich am Königsplatz aufgehalten. "Sicherlich würde man heute andere Überlegungen anstellen", sagt Kiefer und fügt hinzu: "Die Namensgebung soll keine Belastung bedeuten." Der Augsburger SPD-Chef Dirk Wurm, der sich in seiner Zeit als Ordnungsreferent für die Errichtung des Be-Treffs am Oberhauser Bahnhof eingesetzt hatte, sagt hingegen: "Ja, ich würde den Platz wieder nach Helmut Haller benennen." Er nennt den Grund.

    "Es ist der Platz, der aufgrund seiner Lage am nächsten zu Helmut Haller ist, weil dieser dort in einem Haus geboren wurde." Allerdings, das betont Wurm auch, bestehe mit Blick auf die aktuelle Lage dort dringender Handlungsbedarf. Der Be-Treff könne aufgrund der schieren Masse an Süchtigen die Situation auf dem Platz nicht mehr entzerren, wie es mal der Fall gewesen sei. "Es wäre gut gewesen, wenn sich die Stadtregierung schon vor zwei oder drei Jahren des Themas angenommen hätte." Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) hat das Problem längst im Blick. Wie berichtet, wird nach einem neuen Standort für den Be-Treff mit mehr Kapazitäten gesucht. Man sei aktuell mit sechs verschiedenen Eigentümerinnen und Eigentümern in Gesprächen, hieß es zuletzt.

    Hallers Schwester Gerda Ries besucht jede Woche das Grab ihres Bruders. Die 77-Jährige sagt, sie habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Platz mal schön werden wird. Ihrem Bruder eben angemessen. 

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