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Auftritt von Hans-Georg Maaßen in Augsburg sorgt für Aufsehen

Augsburg

Bejubelt und abgelehnt: Auftritt von Reizfigur Maaßen sorgt für Aufsehen

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    Am Dienstagabend trat Hans-Georg Maaßen im Augsburger Kolpinghaus auf. Gegen den Vortrag, den mehr als 300 Personen verfolgten, formierte sich eine kleinere Demonstration.
    Am Dienstagabend trat Hans-Georg Maaßen im Augsburger Kolpinghaus auf. Gegen den Vortrag, den mehr als 300 Personen verfolgten, formierte sich eine kleinere Demonstration. Foto: Michael Hochgemuth

    Ein paar Jugendliche sitzen beim Essen und sind verdutzt. Mehr als 100 Menschen stehen im Innenhof des Kolpinghauses, draußen in der Frauentorstraße hat sich eine Demo mit ein paar Dutzend Teilnehmern formiert, Polizeibeamte sind im Domviertel unterwegs. "Maaßen?", fragt einer der Jugendlichen. Kenne er nicht. Damit ist er hier aber eine Ausnahme. Denn die meisten, die an diesem Abend zum Kolpinghaus gekommen sind, sind wegen Hans-Georg

    Maaßen und Augsburg und Kolpinghaus, da war schon einmal etwas. Im November 2019, rund ein Jahr nach seiner Absetzung als Verfassungsschutz-Chef, sprach der umstrittene CDU-Politiker in einem Saal der Stiftung. Veranstalter war damals der CSU-Ortsverband Inningen, was heftigen parteiinternen Zwist auslöste

    Mit seiner Rede im Kolpinghaus stieß Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen auf viel Zustimmung.
    Mit seiner Rede im Kolpinghaus stieß Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen auf viel Zustimmung. Foto: Michael Hochgemuth

    Auftritt von Hans-Georg Maaßen in Augsburg lockt mehr als 300 Zuschauer

    Hinter dem Auftritt am Dienstag stand nun das "Dialogforum Augsburg". Die Initiative entstand im Umfeld der Proteste gegen Corona-Maßnahmen, es gibt personelle Überschneidungen mit dem Bürgerforum Schwaben, das für die ehemaligen "Corona-Demos" verantwortlich zeichnet. Das Eine treibende Kraft hinter dem "Dialogforum" ist Gerhard Schmid, der 2019 noch im Vorstand des Inninger CSU-Ortsverbands war. Heute ist er nach eigener Auskunft Mitglied der rechtskonservativen Werteunion, der Maaßen vorsitzt.

    Die Wahl des Veranstaltungsorts Kolpinghaus war also kein Zufall. Den Gastgeber erwischte der Auftritt Maaßens dennoch kalt. Wie Heinrich Lang, Geschäftsführer der Kolping-Stiftung in Augsburg, auf Anfrage erklärt, habe er erst vor rund einer Woche vom Namen des Redners erfahren – und sei darüber "nicht sehr glücklich". Und mehr noch: "Die Kolping-Stiftung distanziert sich ausdrücklich von Positionen und Aussagen des Dialogforums Augsburg und Positionen und Aussagen von Dr. Hans-Georg Maaßen." Als das Dialogforum die Miet-Anfrage Mitte April gestellt habe, seien weder Namen noch Inhalt der Veranstaltung genannt worden. Dies sei auch nicht üblich. Bei Bekanntwerden der Personalie Maaßen habe die Stiftung keine rechtliche Handhabe mehr gehabt, den Vertrag aufzulösen.

    Maaßen ist seit Jahren umstritten. Erst vor wenigen Tagen scheiterte ein Versuch der CDU-Spitze, ihn aus der Partei zu werfen, Kritiker werfen ihm unter anderem mangelnde Abgrenzung zur AfD vor. Dass dies einige Menschen nicht abschreckt, zeigte sich auch am Dienstagabend. Weit vor Beginn der Veranstaltung um 18.30 Uhr füllte sich der rund 300 Plätze fassende Saal, einige Gäste kamen nicht rein. Wer den Auftritt verfolgen konnte, bekam einen Rundumschlag zum Thema "Umbau der Gesellschaft" zu hören. Maaßen, der den Hintereingang genommen hatte, wetterte gegen Gendern, Asylpolitik und Meinungsmanipulation durch Medien, er beklagte vermeintlich beschränkte Meinungsfreiheit, sprach von "antideutschem Rassismus". Am Ende gab es stehenden Applaus.

    Kolping-Stiftung distanziert von Auftritt von Ex-Verfassungsschutzchef

    Die Veranstaltung blieb insgesamt friedlich, es kam jedoch zu mehreren Störmomenten. Während der Gegendemonstration, die Lara Hammer vom Augsburger Ortsverband der SPD angemeldet hatte und an der vor allem Akteure aus dem politisch linken Spektrum teilnahmen, wurden schwere Vorwürfe laut. "Maaßen verbreitet brandgefährliche Botschaften - dies ist in der Friedensstadt Augsburg inakzeptabel", sagte Hammer. Während des Vortrags wurden vereinzelt Personen aus dem Saal begleitet, am Ausgang wartete eine weitere kleine Gegen-Kundgebung.

    Die Kolping-Stiftung hat angekündigt, man werde den Gewinn aus der Vermietung "gemeinnützigen Zwecken zukommen lassen, die die Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit zum Ziel haben."

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