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Augsburg: Bei der Jakober Kirchweih spielt die Fuggerei nun eine große Rolle

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Bei der Jakober Kirchweih spielt die Fuggerei nun eine große Rolle

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    Viele Besucher strömten zur Jakober Kirchweih.
    Viele Besucher strömten zur Jakober Kirchweih. Foto: Silvio Wyszengrad

    Valtentin Gäßler ist kein Mann der großen Worte. Gemächlich tritt er in die Pedale seiner Rikscha, mit der er heute die Besucher der Jakober Kirchweih kostenlos durch die Fuggerei bringt. Auf dem Kopfsteinpflaster am Jakobsplatz ruckt und buckelt das Gefährt ein wenig, bevor die Fahrt auf den glatten Straßen der Fuggerei zu einem angenehmen Gleiten wird. „Ich fahre eine ganz gemütliche Runde, damit sich die Menschen in Ruhe die Fuggerei ansehen können“, sagt er. An diesem Nachmittag flanieren mehr Menschen als sonst durch die Sozialsiedlung – schließlich ist im Rahmen der Kirchweih der Eintritt frei.

    Valentin Gäßler brachte Besucher des Festes mit seiner Rikscha kostenlos durch die Fuggerei.                        -
    Valentin Gäßler brachte Besucher des Festes mit seiner Rikscha kostenlos durch die Fuggerei. - Foto: Silvio Wyszengrad

    „Das Kirchweihwochenende ist mit Abstand das Stärkste im Jahr“, sagt Fuggerei-Sprecherin Sophie Dost. Die Fuggerei verzichtet auf die Einnahmen aus den Eintrittskarten, um den Menschen aus der Nachbarschaft die Möglichkeit zu geben, die Siedlung von Innen zu erleben. „Sonst geht man ja nicht unbedingt ins Museum vor der eigenen Haustüre“, glaubt sie. „Wir leisten gerne unseren Beitrag zur Kirchweih, und die Aktion wird sehr gut angenommen“, freut sich Dost.

    Edith Michel sitzt an einem der Holztische am Jakobsplatz und genießt mit Freunden ein Glas Bier. „Ich lebe seit 18 Jahren in der Fuggerei und freue mich jedes Jahr auf die Kirchweih“, sagt sie. „Es ist schön, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen von den Vorzügen meiner Siedlung zu erzählen“, sagt die Seniorin. „Ich mag die Jakobervorstadt – hier ist so viel geboten, dass man immer rausgehen kann und nicht vereinsamt“, findet sie.

    Auch die Jakoberkirchweih in ihrer jetzigen Form finden sie attraktiv – auch wenn es früher wesentlich schöner gewesen sei. „Als die Brauerei noch dabei war, gab es vier Bierzelte, Essen, Trinken, die ganze Jakoberstraße war gesperrt, da war noch richtig Aktion“, erinnert sie sich. „Ich finde toll, dass wir bei der Kirchweih mitmachen – ich bin stolz auf meine Fuggerei und zeige das auch gerne den Gästen, die uns besuchen kommen.“

    Das Fest in seiner jetzigen Form ist für die Anwohner in der Jakobervorstadt attraktiv

    An der Haltestelle „Fuggerei“ steht die Stadtwerkekapelle und wartet auf die Straßenbahn. Sie hat gerade die Besucher der Kirchweih mit ihrer Blasmusik unterhalten und geht jetzt in den Feierabend. „Ich bin jetzt seit 28 Jahren als Musiker auf der Jakober Kirchweih dabei“, erzählt Tuba-Spieler Rudolf Ohnemus. Auch er erinnert sich gerne an die Zeit, als die Kirchweih ein großes Ereignis in der Jakobervorstadt war. „Für mich als Musiker ist ein Auftritt im Bierzelt natürlich etwas anderes, als hier auf der kleinen Bühne“, sagt er. Trotzdem findet er gelungen, was die Veranstalter aus der Kirchweih gemacht haben. „Ich könnte mir vorstellen, dass viele Anwohner die Krichweih in ihrer jetzigen Form sogar attraktiver finden“, sagt der Musiker.

    Beim Jakobuslauf machten hunderte Teilnehmer mit, 400 waren es alleine zum Schülerlauf.
    Beim Jakobuslauf machten hunderte Teilnehmer mit, 400 waren es alleine zum Schülerlauf. Foto: Silvio Wyszengrad

    Torsten Ludwig ist mit seiner Gastronomie „Die Tafeldecker“ zum ersten Mal auf der Kirchweih. „Wir sind ja in der Fuggerei vertreten und somit war es für uns nur logisch, uns auch auf der Kirchweih zu engagieren“, sagt er. Mit fünf Foodtrucks ist er dabei und bietet deutsches Essen wie Spanferkel oder Grillhendl und Getränke an. „Ich hätte Lust, mich ab jetzt jedes Jahr hier zu engagieren, aber man muss abwarten, ob es sich auch rechnet“, sagt der Gastronom.

    Auf der Jakober Kirchweih können sich die Kulturen präsentieren

    Schon lange mit dabei ist die IGMG Cagri Moschee aus dem Quartier. Sie versorgt die Besucher mit türkischen Spezialitäten wie Köfte und Lahmacun sowie Süßspeisen und Getränken. „Die Frauen haben alle Speisen heute Morgen in der Moschee vorbereitet“, berichtet Vorstandsmitglied Semih Genc, der selbst über zwei Stunden lang Köfte geformt hat. „Ich glaube, die Gäste finden unser Essen richtig gut und genießen beispielsweise auch den türkischen Mokka“, glaubt er. Er findet die Möglichkeit wichtig, hier auf dem Fest die islamische Kultur und die Moschee präsentieren zu können. „Wir kommen mit den Menschen ins Gespräch, es ist wichtig, dass wir uns den Menschen zeigen können“, findet Genc.

    Ein wichtiger Termin im Viertel ist auch der parallel zur Kirchweih stattfindende 24. Jakobuslauf. Pünktlich um 17.30 Uhr gerät der Bereich hinter dem Jakobusplatz in Unruhe, als sich rund 400 Kinder zum Schülerlauf aufstellen. Nach einigen Aufwärmübungen und einer kurzen Ansprache von Regionalbischof Axel Piper stürmen die Jungen und Mädchen in ihren orangen Shirts schon los durch die kleine Gasse „Kappeneck“. „Was den Jakobuslauf so besonders macht, ist, dass er so gemütlich und zwanglos ist“, sagt Organisator Simon Marschall vom DJK Diözesanverband. Trotzdem sei er auch für die Erwachsenen attraktiv, sodass sich unter den rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern alles finde, von der Familie bis zum Profisportler. „Und das, obwohl es keine Zeitmessung gibt“, so Marschall. Die Laufstrecke geht vom Jakobsplatz zum Osramsteg und führt im Grün am Lech entlang.

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