Der Spectrum-Club ist eine Institution in Augsburgs Musik-, Konzert- und Kulturszene, er besteht seit mehr als 30 Jahren. Nun ist das Club-Management einen bislang einmaligen Schritt gegangen: Es verweigert einem Künstler, dessen Auftritt bereits geplant war, die Bühne. Am 20. Februar 2025 sollte der Podcaster und Comedian Nizar in der Ulmer Straße auftreten, noch am Mittwoch konnte man über seine Homepage Tickets kaufen. Doch daraus wird nun nichts mehr – was mit Äußerungen zusammenhängt, die seit Tagen ganz Deutschland beschäftigen.
Management des Spectrum-Clubs sagt Auftritt von Podcaster Nizar ab
Nizar ist einer von zwei Gastgebern des Postcasts „Die Deutschen“, der 2019 startete und zehntausende Hörerinnen und Hörer erreicht. Immer wieder fallen dort kontroverse Aussagen, auch Antisemitismus-Vorwürfe kamen bereits auf. Noch nie stand der Podcast aber derart im Fokus wie aktuell. Anlass ist eine Folge mit dem Comedian Luke Mockridge, die Mitte August veröffentlicht wurde. Vor dem Hintergrund der damals laufenden paralympischen Spiele machten sich alle drei Beteiligten über Menschen mit Behinderung lustig, teils auch, indem sie Bewegungen nachahmten. Mockridge sagte unter anderem mit Blick auf die Schwimmwettbewerbe: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.“ Die zwei Podcast-Gastgeber, Nizar und Shayan Garcia, brachen mehrfach in schallendes Gelächter aus und äußerten ihrerseits mindestens fragwürdige Bemerkungen.
Michael Klein vom Management des Spectrum-Clubs sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, er habe mehrfach vom Podcast-Auftritt gehört, das Video dazu aber erst am Dienstag selbst angesehen. Mit einer Konsequenz, die er und Spectrum-Partner Ufuk Aykut am Mittwoch bekannt gaben: Man sehe sich gezwungen, den Auftritt von Nizar „nicht zuzulassen“. Warum? „Dass der Künstler schon davor nicht unumstritten war, war uns bekannt“, sagt Klein. Damit habe man grundsätzlich auch kein Problem, da man großen Wert auf Kunstfreiheit lege. „Nachdem wir uns nun aber selbst ein Bild von den Aussagen verschafft haben, war klar, dass dort Grenzen überschritten wurden.“ Die Art, in der sich die Beteiligten dort über Menschen mit Behinderung lustig gemacht hätten, lasse sich „mit Humor nicht rechtfertigen“. Diese „Geschmacklosigkeit“ gehe zu weit, man habe die Reißleine ziehen müssen.
Absage wegen Behinderten- und Paralympics-Witzen mit Comedian Luke Mockridge
Allein steht das Spectrum damit nicht: Aus ganz Deutschland mehren sich Meldungen, nach denen Auftritte von Nizar gestrichen wurden. Das Spectrum wäre nach Kleins Angaben nicht selbst Veranstalter gewesen, sondern nur „Gastgeber“. Ob das Management des Comedians nun rechtliche Schritte einleitet, wie es dem Vernehmen nach in anderen Städten der Fall sein soll, ist noch offen – auf Anfrage unserer Redaktion äußerte es sich am Mittwoch nicht.
Klein blickt möglichen Konsequenzen nach eigener Auskunft „gelassen“ entgegen. Zwar seien in den Verträgen keine separaten Klauseln eingebaut, die im Fall umstrittener Äußerungen eines Künstlers spezielle Kündigungsmöglichkeiten vorsähen – dies sei bislang schlicht nicht erforderlich gewesen. Man sei aber juristisch „gut beraten“. Wegen der Entgleisungen hatte zuletzt auch Fernsehsender Sat. 1 die geplante Ausstrahlung einer Show mit Luke Mockridge gestoppt. Mockridge war zuletzt im Mai in der Schwabenhalle aufgetreten.
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