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Staatstheater-Sanierung in Augsburg: So weit ist die Baustelle

Augsburg

Sanierung des Staatstheaters geht in die zweite Halbzeit – so weit ist die Baustelle

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    Statt Schauspielern haben gerade Bauarbeiter das Sagen auf der Bühne im Staatstheater. Ein Arbeiter trennt ein Stück eines Stahlträgers ab, die Funken fliegen. Über ihm ist der sogenannte 26 Meter hohe Bühnenturm zu sehen, in dem Scheinwerfer und Bühnenbilder hängen.
    Statt Schauspielern haben gerade Bauarbeiter das Sagen auf der Bühne im Staatstheater. Ein Arbeiter trennt ein Stück eines Stahlträgers ab, die Funken fliegen. Über ihm ist der sogenannte 26 Meter hohe Bühnenturm zu sehen, in dem Scheinwerfer und Bühnenbilder hängen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist fast genau sieben Jahre her, dass im Theater am Augsburger Kennedyplatz der letzte Vorhang vor der Sanierung fiel. Wo damals Donizettis Oper "Liebestrank" gegeben wurde, kreischt jetzt ein Trennschleifer. Ein Bauarbeiter steht auf der Bühne, über sich den gewaltigen leeren Raum des 26 Meter hohen Bühnenturms, in dem sonst Scheinwerfer und Bühnenbilder hängen, und schneidet ein Stück eines Stahlträgers ab. Die Funken fliegen, es riecht nach heißem Metall. Aktuell steht eines der Herzstücke der Theatersanierung an, nämlich die Sanierung des Bühnenturms.

    Von außen ist er als charakteristischer würfelförmiger Aufbau wahrnehmbar, der auf dem Theaterbau thront. Innen ist er komplett geleert worden. Die Mauern konnten die tonnenschwere Technik nicht mehr tragen, der Aufbau insgesamt wurde labil. Nun werden durch eine kleine Öffnung in der Mauer von der Theaterstraße aus Stahlträger ins Gebäude geschoben, die im Inneren zusammengefügt werden und von der Bühne bis zur Decke reichen. 30 bis 40 Tonnen wiegt jeder der vier Träger, die in den Ecken aufgestellt werden und künftig den Bühnenturm stabilisieren sollen – und an denen die gesamte Technik aufgehängt wird.

    Das ist der Stand der Bauarbeiten im Augsburger Staatstheater

    "Das ist überhaupt das Thema bei der Theatersanierung: Innen passiert sehr viel, von außen ist es nicht wahrnehmbar", sagt der städtische Projektleiter Norbert Reinfuss. Er ist von Anfang an mit dabei, die Theatersanierung wird das Bauwerk seines Berufslebens sein. Reinfuss führt durch die verwinkelten Gänge und Treppenhäuser des Theaters, die ohne Inneneinrichtung alle gleich aussehen und zu denen im Betrieb kein Zuschauer Zugang hat. 

    Die Garderobe hat eine neue Betondecke bekommen. Sie ist gleichzeitig der Fußboden des darüberliegenden Zuschauersaals.
    Die Garderobe hat eine neue Betondecke bekommen. Sie ist gleichzeitig der Fußboden des darüberliegenden Zuschauersaals. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die ersten Jahre der Sanierung waren geprägt davon, das Theater leerzuräumen. Inneneinrichtung, Aufzüge, Bühnentechnik wurden ausgebaut, manche Dinge eingelagert. Foyer, Garderobe und Publikumssaal sollen wieder ihre alte Anmutung bekommen, auch wenn an der Farbgebung etwas geändert wird. Farben wie Lachs und Hellblau werden gemäß dem Stil der 50er-Jahre stärker in den Vordergrund treten, nachdem das Theater in den 70er-Jahren beige Farbtöne verpasst bekommen hatte. 

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    Die Großbaustelle am Staatstheater Augsburg schreitet voran. So sieht es dort im Juli 2023 aus – hier ein Rundgang mit Fotos.

    Als Nächstes musste die Stadt die Fundamente des Hauses mit Zement, der unter Hochdruck ins Erdreich gespritzt wurde, von unten verstärken, weil sie schwächer waren als vermutet. In den beengten Kellergewölben werkelte eine Spezialfirma, um das Theater auf sichere Füße zu stellen. "Das musste erledigt werden, bevor man überhaupt etwas anderes in Angriff nehmen konnte", so Reinfuss. Manche Dinge seien nicht vorhersehbar bei einem so alten Gebäude, das koste Zeit. Zudem gab es Schwierigkeiten mit einem Planungsbüro, teils wurden Ausschreibungen wieder aufgehoben, weil die Ergebnisse zu hoch ausfielen. "Wir arbeiten gleichzeitig von oben und von unten, um Zeit zu sparen", so Reinfuss. 

    Im Keller des Theaters müssen Lüftungsrohre verlegt werden.
    Im Keller des Theaters müssen Lüftungsrohre verlegt werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Inzwischen wurde der Boden des Zuschauerraumes, der gleichzeitig die Decke der Garderobe bildete, erneuert. Der Boden war der Anlass gewesen, das Haus 2016 in einer Sofortmaßnahme vor dem geplanten Sanierungsbeginn zu schließen, weil die im Boden eingelassenen Schlitze bei einem Feuer im Foyer Rauch in den Zuschauerraum gelassen hätten, ergaben Untersuchungen damals. Auch das Dach des Zuschauerraums wurde erneuert. Neun Tonnen Kupfer bilden die neue Dachhaut. Was noch ansteht in den kommenden Jahren: der Innenausbau des Bühnenturms, die Erneuerung des Bühnenturmdachs und das Dach der Hinterbühne. In den Kellergewölben sind Arbeiter aktuell dabei, die zentralen Schächte der Lüftungsanlage einzubauen. Mannshohe Kanäle werden dort mit Minibaggern und in Handarbeit im Erdreich vergraben. Bevor man dort in die Tiefe gräbt, werden auch noch mal die Archäologen kommen, weil auf dem Boden des Staatstheaters früher das städtische Kornhaus stand. All das mache die Baustelle anspruchsvoll, sagt Reinfuss. 

    Inzwischen nähert sich die offiziell 2019 begonnene Theatersanierung ihrer Halbzeit, je nachdem, wo man Anfang und Ende exakt zeitlich festlegt. Ende 2027 soll nach dem zuletzt veröffentlichen Rahmenplan das Große Haus dem Theater übergeben werden, die noch nicht begonnene zweite Spielstätte an der Volkhartstraße und das Proben- und Lagergebäude an der Kasernstraße sollen 2028 folgen. 

    Sanierung des Staatstheater Augsburg läuft seit 2019

    Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) sagt, er freue sich darauf. Es gehe bei der Theatersanierung nicht nur darum, Bausubstanz zu erneuern, sondern auch darum, das Theater als Institution in der Stadt neu zu positionieren. Geplant ist, dass das Theater künftig einen offenen Charakter hat. Teile des Gebäudes sollen in Zukunft auch tagsüber für die Öffentlichkeit offen stehen, um als Bildungsort, Co-Working-Space und Gastronomie zu fungieren. "Wir wollen ein Theater für die Menschen und die Stadt und kein Theater, das sich selbst genügt." Auf diesen Weg habe sich das Theater bereits vor einigen Jahren gemacht, mit dem neuen Gebäude könne man ihn zu Ende gehen. Darin liege, abgesehen von den Bedürfnissen des Staatstheaters, ein Mehrwert für die ganze Stadtgesellschaft. "Es gab Diskussionen über die Sanierung, und man muss zu Recht immer wieder erklären, wieso man so viel Geld in dem Projekt bindet", so Enninger. Wie berichtet formierten sich zwei erfolglose Bürgerbegehren gegen die Sanierung in dieser Form. Zudem beschneiden die jährlichen Kreditrückzahlungen von bis zu sieben Millionen Euro den städtischen Haushalt an anderer Stelle

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