Das gesperrte Straßenstück ist gerade einmal 15 Meter lang, doch die Auswirkungen sind immens: Seit die Stadtwerke am Montagmorgen damit begonnen haben, an der Fernwärmeleitung in der Barfüßerstraße auf Höhe der Barfüßerkirche zu arbeiten, herrscht zeitweise ein mehrere hundert Meter langer Stau den Perlachberg hinauf über die Karolinenstraße bis hin zur Mageskreuzung. Auch die enge Schmiedgasse, die nun als Ausfahrt für das ganze Quartier und den Lieferverkehr fungieren muss, ist heillos überlastet. Die Umleitung soll die ganzen Ferien lang gelten. Noch am Montagnachmittag änderte die Stadt aber die Beschilderung.
Teils mussten Lkw und Reisebusse durch die schmale Altstadtgasse gelotst werden, damit sie keine Poller umfahren oder hängenbleiben. Denn wer einmal den Perlachberg hinuntergefahren ist, kommt eigentlich nur noch durch den schmalen Flaschenhals Schmiedgasse (die sonst gültige Einbahnregelung ist dort aktuell gedreht) wieder aus der Altstadt heraus. Zwar ist der Busparkplatz in der Karolinenstraße seit längerem aufgehoben, einzelne Reisebusse steuern aber weiterhin die Karolinenstraße an. Seitens der Regio Augsburg heißt es, dass man mit Busunternehmern telefonisch zu Baustellen in Kontakt stehe. Manche Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen versuchten am Montag noch, frühzeitig umzudrehen und den Perlachberg entgegen der Einbahnrichtung wieder nach oben zu fahren, sobald sie den Stau bemerkten. Teils vergrößerte sich das Chaos so noch.
Barfüßerstraße: "Wir Anwohner kommen nicht mehr vor die Haustür"
"Es geht schon den ganzen Tag nichts voran. Stattdessen gibt es noch mehr Lärm und Abgase als sonst", sagt Geschäftsfrau Dagmar Rippl, die in der Barfüßerstraße ein Schmuckgeschäft betreibt. Die etwas missverständliche Beschilderung der Stadt unmittelbar vor der Abzweigung Schmiedgasse mache die Situation nicht besser. "Wir Anwohner kommen hier jetzt wohl überhaupt nicht mehr vor die Haustür", klagt eine Anwohnerin aus der Schmiedgasse am Montagvormittag und deutet auf die verstopfte Gasse, in der die Autos Stoßstange an Stoßstange stehen und darauf warten, dass sich eine Verkehrslücke am Leonhardsberg auftut, sodass sie ausfahren können. "Die nächsten Wochen sollen wir uns wohl an der Hauswand entlangdrücken", so die Anwohnerin. Gehwege gibt es in der verkehrsberuhigten Gasse nicht.
Die Stadt reagierte noch am Montagnachmittag und stellte am Beginn des Perlachbergs ein Absperrgitter auf eine Straßenhälfte, versehen mit einem Durchfahrtsverbot für Nicht-Anlieger und für Busse. Die nächsten Tage werde man die Lage aufmerksam im Auge behalten, so das Tiefbauamt. Erfahrungsgemäß dauere es immer ein bis zwei Tage, bis sich Verkehrsteilnehmer an Umleitungen gewöhnt haben, so eine Sprecherin.
In der Augsburger Innenstadt gibt es mehrere Baustellen gleichzeitig
In dem Bereich ballen sich aktuell die Baustellen, weil Stadt und Stadtwerke die vorübergehende Unterbrechung der Straßenbahnlinie 1 nach Lechhausen wegen der Großbaustelle am Moritzplatz nutzen wollen. Um nicht zu einem späteren Zeitpunkt erneut in den Linienbetrieb eingreifen zu müssen, wird an der Fernwärmeleitung am Perlachberg/Barfüßerstraße gearbeitet. Die Stadt erneuert zudem einen Abwasserschacht unter dem Schmiedberg (bis 9. September ebenfalls komplett gesperrt). Umgeleitet wird über den Leonhardsberg. Das Parkhaus Stadtmetzg ist einstweilen nur über den Perlachberg/Hinter der Metzg erreichbar. Parallel hat die Stadtentwässerung auch noch den Mittleren Graben zwischen Perlachberg und Stadtbadkreuzung vollständig sperren lassen, um am Kanal zu arbeiten. Der Bereich zwischen Perlach- und Leonhardsberg ist komplett gesperrt. Es sind Umleitungen über Lauterlech (Richtung Norden) beziehungsweise über Jakober-/Jakoberwallstraße (Richtung Süden) ausgeschildert. Auch die Linie 35 ist betroffen.
Geschäftsfrau Rippl sagt, dass der Verkehr am Perlachberg grundsätzlich ein Problem sei. Der Autoverkehr werde wegen der Abbiegeregelungen an der Kreuzung Karolinen-/Karlstraße zwangsweise durch die Karolinenstraße und somit den Perlachberg gelotst. Bei der Stadt ist das Problem - unabhängig von der aktuellen Umleitungsregelung - grundsätzlich bekannt. Baureferent Gerd Merkle (CSU) stellte bereits vor einem Jahr öffentlich Überlegungen an, die Karolinenstraße im Zuge der anstehenden Umgestaltung von Verkehr zu entlasten, der dort aktuell zwangsweise entlanggeführt. Um Änderungen hinzubekommen, seien Umbauten an der Mages- und der Stadtbadkreuzung nötig.