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Neuer Bahnhofstunnel in Augsburg eröffnet: Das sagen Fahrgäste

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"Es fühlt sich unwirklich an" – das sagen Fahrgäste zum Bahnhofstunnel

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    Der Bahnhofstunnel wurde, kaum dass er eröffnet war, rege von Reisenden und Interessierten genutzt.
    Der Bahnhofstunnel wurde, kaum dass er eröffnet war, rege von Reisenden und Interessierten genutzt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als die Sicherheitskräfte um kurz nach 12 Uhr am Freitag den Zugang zum Bahnhofstunnel freigeben, nachdem die Prominenz dort zur Einweihung einen symbolischen Vorhang hat fallen lassen, dauert es nicht lange, bis die Unterführung voll ist. Trotz des Bahnstreiks, von dem der Regionalverkehr rund um Augsburg aber kaum betroffen ist, ist die neue

    Eröffnung am Augsburger Hauptbahnhof: Viele Besucher reagieren positiv

    Die Meinung der meisten Besucher: positiv. "Es ist deutlich großzügiger geworden", meint ein Ehepaar aus dem Umland. Mit 19 Metern ist die neue Unterführung dreimal so breit wie der Vorgänger, der 2017 geschlossen wurde. "Und mit dem Koffer auf den Bahnsteig zu kommen, ist weniger abenteuerlich." Wolfgang Körner lobt die bessere Zugänglichkeit. "Mobilität für Behinderte, Aufzüge, Rolltreppen - alles super. Und es schaut auch noch gut aus", so Körner. "Und auch der Zugang von Westen ist prima. Das macht alles einfacher", sagt Sabine Kaden. Auch ein Mann und eine Frau im Rollstuhl sehen sich um. "Bisher musste man eine halbe Stunde vorher vor Ort sein, wenn man als Rollstuhlfahrer auf den Bahnsteig wollte", erzählen sie. Dann ging es über den ehemaligen Posttunnel mit seinen Rampen oder über einen Lastenaufzug in Begleitung eines Bahn-Mitarbeiters zum Bahnsteig. Am Freitagmittag geht das alles ohne Begleitung und Voranmeldung per Knopfdruck am Aufzug. "Jetzt ist man da etwas spontaner", so die Frau.

    Neben der Fußgänger-Passage im Untergrund, die wegen der Rolltreppen und Aufzüge auch für Reisende mit Gepäck oder Kinderwagen einfacher zu nutzen ist, sind seit Freitag auch die Eingangshalle des Bahnhofsgebäudes und der Tunnel-Durchstich ins Thelottviertel offen. "Es fühlt sich noch unwirklich an", sagt Benjamin Wintergerst von der Bahnhofsbuchhandlung. Nach sechs Jahren Ersatzquartier im Container sei es schön, wieder mitten im Geschehen zu sein. Er hofft, dass die Bahn-Fahrgäste nun auch wieder schnell in die Haupthalle finden, nachdem der Südtunnel neben dem Stellwerk in den vergangenen Jahren der Hauptzugang war. Neben der Bahnhofsbuchhandlung sind auch die Bäckerei und der Yorma's-Imbiss wieder ins Hauptgebäude zurückgezogen. Die Bahn wird ihr Reisecenter erst im kommenden Jahr fertigstellen und bleibt solange im Container. Auch die großen Anzeigetafeln mit den Zugabfahren werden wie berichtet erst kommendes Jahr installiert werden. Laut DB wird es zudem noch einige Wochen dauern, bis der Vorplatz (mittelfristig wird er komplett neu gestaltet) wieder als gebührenpflichtiger Kurzzeit-Parkplatz zur Verfügung steht.

    Auf dem gut gefüllten Bahnhofsvorplatz gab es am Vormittag Reden von Vertretern der Bahn und der Politik.
    Auf dem gut gefüllten Bahnhofsvorplatz gab es am Vormittag Reden von Vertretern der Bahn und der Politik. Foto: Silvio Wyszengrad

    Vor zahlreichen Ehrengästen, darunter die früheren Oberbürgermeister Paul Wengert (SPD) und Kurt Gribl (CSU), in deren Amtszeiten das Projekt geplant und gebaut wurde, hoben die Festredner im offiziellen Teil die Bedeutung des Tunnels, der bis zu 250 Millionen Euro kostet, hervor. Verkehrsminister Christian Bernreiter (

    Bahnhof Augsburg: Zeiten der Koffer-Förderbänder sind vorbei

    "Die Zeiten der nicht funktionierenden Koffer-Förderbänder sind jetzt vorbei", spielte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) auf die früheren unkomfortablen Lösungen an den Bahnsteigtreppen an. Nach Jahren des Baus könne man den Bahnhof heute wieder den Fahrgästen zurückgeben. Weber gab aber auch zu, dass das Projekt mehr Zeit, Geld und Mühen gekostet habe, als man anfangs dachte. Ursprünglich sollte der Bahnhofstunnel 2019 in Betrieb gehen - die Tramebene wird nun erst 2025 eingeweiht und wird anfangs nicht voll nutzbar sein, weil die Straßenbahnen in einer Schleife im Tunnel wenden müssen und den Tunnel im Westen mangels Gleisanschluss nicht verlassen können.

    Errol Yazgac, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn in Schwaben, lobte am Rand der Eröffnung die deutlichen Verbesserungen für die Fahrgäste. "Es ist ein guter Tag für Augsburg und für die Zugfahrer. Augsburg hat endlich eine Lösung, die einer Stadt dieser Größe zusteht." Für die Tramfahrgäste lasse der gute Tag aber noch zwei Jahre auf sich warten. "Wir sehen das durchaus kritisch", so Yazgac.

    Noch härter ins Gericht mit den Stadtwerken geht Dieter Hübner, der 2014 zu den Initiatoren eines Bürgerbegehrens gegen den Tunnelbau (12.000 Unterschriften, rechtlich aber unzulässig) gehörte. Die Argumente der Kritiker hätte sich bewahrheitet, so Hübner. Das Projekt sei überdimensioniert, im Westen lege die Stadt einen Blindflug hin. "Es gibt heute eigentlich nichts zu feiern: Außer dem Fußgängertunnel ist nichts fertig", so Hübner mit Blick auf die Tram-Ebene und die Bahnhofsvorplätze. Den Bahnhof einfach barrierefrei auszubauen, hätte man deutlich schneller und billiger haben können, wenn man auf die unterirdische Straßenbahnführung verzichtet hätte.

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    Nach jahrelanger Bauzeit ist der neue Tunnel des Augsburger Hauptbahnhofs eröffnet. Damit wird der Verkehrsknoten auch barrierefrei. Unsere Eindrücke in Bildern.
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