Die Deutsche Bahn will den so genannten Posttunnel am Nordende des Augsburger Hauptbahnhofs dauerhaft außer Betrieb nehmen. Die Unterführung, früher als Zugang für die Karren der Bahnpost zu den Bahnsteigen genutzt, diente in den vergangenen Jahren während des Neubaus der Hauptunterführung als eine Ersatzerschließung für Reisende. Bei einem Teil der Pendler ist sie wegen der Lage und der nahen Fahrradabstellplätze entlang des Helio-Centers sowie im Radparkhaus beliebt. Dauerhaft sehe man dafür aber keine Perspektive, so die Deutsche Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Sie kündigte zudem ab 2025 Bauarbeiten auf allen Bahnsteigen und im Südtunnel des Hauptbahnhofs an.
Reisende nutzen vor allem die Mittelpassage am Augsburger Hauptbahnhof
Die DB hatte noch vor eineinhalb Jahren Hoffnung gemacht und erklärt, dass man vor einer Entscheidung die Nutzerzahlen des Posttunnels auswerten wolle, sobald der Haupttunnel wieder eröffnet worden sei. Das war im vergangenen Dezember der Fall. Seitdem verteilen sich die Reisendenströme auf die Hauptunterführung, den Südtunnel am Stellwerk und den Posttunnel am Nordende der Bahnsteige. Man habe noch keine kontinuierliche Frequenzmessung im Posttunnel vorgenommen, erklärte jetzt eine Sprecherin der DB, stelle aber klar fest, dass sich die Personenströme auf die Hauptunterführung konzentrieren. „Daher sehen wir es als nicht erforderlich an, den Posttunnel zusätzlich vorzuhalten“, so die Sprecherin.
Mehr Platz auf den Bahnsteigen durch Schließung der Unterführung
Laut DB soll am vor sechs Jahren neu eröffneten Bahnsteig F der Treppenaufgang des Posttunnels im Oktober 2025 verschlossen und der Aufzug abgebaut werden. Das sei nötig, um die finale Baulänge des Bahnsteigs am Gleis 10 gewährleisten zu können. An den anderen Bahnsteigen verweist die DB darauf, dass ein Rückbau der Rampen vorgesehen ist, um auf den Bahnsteigen mehr Platz zu schaffen und die Sicherheit zu verbessern. Die Platzverhältnisse auf den Bahnsteigen sind in der Tat immer wieder ein Thema, allerdings vorrangig im Bereich des neuen Mitteltunnels, der nach oben Lichtöffnungen hat (wir berichteten). Änderungen in diesem Bereich sind aber nicht absehbar.
Bei Reisenden kommen die Schließungspläne wenig gut an. Niklas Brehm, 37, pendelt drei- bis viermal die Woche zwischen München und Augsburg. Weil er nach Pfersee muss, nutzt er den Tunnel regelmäßig. „Es wäre sehr nervig, wenn dieser geschlossen werden würde, dann müsste ich jedes Mal über den Mitteltunnel gehen.“ Das sei ein Umweg von mehreren hundert Metern. Zudem werde auch das Fahrradparkhaus im Helio weniger attraktiv, wenn man von dort immer erst zum Hauptgebäude laufen müsse.
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn sieht die Pläne kritisch. Jörg Bruchertseifer spricht von einer „Vernichtung von Infrastruktur“. Der Posttunnel sei für Fahrgäste mit Fahrrad oder Kinderwagen eine gute Alternative zum Haupttunnel, wo sie auf die Aufzüge angewiesen sind. Aber auch für alle anderen Fahrgäste aus dem Norden der Stadt biete er kurze Wege. Nachdem die Rolltreppe im Bahnhofshauptgebäude seit 14 Tagen wieder einmal stillstehe, stehe es der Bahn nicht gut, Ausweichmöglichkeiten zu streichen. ÖPD-Stadtrat Christian Pettinger, der bei dem Thema immer wieder nachfragt, sagt, die Bundestagsabgeordneten seien nun gefragt. Der Nord-Tunnel mit seinen Rampen sei für Reisende, die das Fahrrad mitnehmen wollen, eine ideale Zugangsmöglichkeit. „Sonst muss man die Bahn zum Jagen tragen, aber wenn es darum geht, etwas zuzumachen, ist man gleich dabei.“ Pettinger vermutet eher finanzielle Gründe, etwa beim Unterhalt und weil die Rampen für Rollstuhlfahrer eigentlich zu steil sind. Allerdings gebe es für diese Fahrgäste ja die Aufzüge im Mittelbereich.
Ab 2025 werden die Bahnsteigdächer am Hauptbahnhof erneuert
Die DB hat auf Anfrage auch ihren weiteren Zeitplan zum Umbau des Hauptbahnhofs konkretisiert. Demnach sollen ab 2025 die Bahnsteige samt Dächern erneuert werden. Noch in diesem Monat startet der Rückbau der Dachoberfläche am alten Bahnsteigdach an Gleis 6/7. Schrittweise sollen die anderen Bahnsteigdächer folgen. Die im Zuge des Neubaus des Mitteltunnels erneuerten Dach-Abschnitte sind nicht betroffen.
Saniert werden sollen auch die südliche Bahnhofshalle und die Südunterführung. Die Bahn plant ein etappenweises Vorgehen. Die erste Etappe von der Südhalle bis zum Bahnsteig B beginnt im September 2025 mit einer vollständigen Sperrung der Südunterführung für ein Jahr. Die DB-Information wird aufgrund der Sperrung der Südunterführung dann an den Hauptzugang verlegt. Zudem stehen in den nächsten Jahren zahlreiche Arbeiten zur Modernisierung der Bahninfrastruktur an, darunter unter anderem der Bau eines neuen digitalen Stellwerks und die Erneuerung der gesamten Oberleitungsanlage. Die DB plant für die Maßnahmen weitere Investitionen in Höhe von mehreren Millionen Euro. Derzeit laufen dafür die Planungen.
Unabhängig von den Vorhaben der DB läuft unterirdisch der Bau der Tram-Unterführung mit Haltestelle durch die Stadtwerke. Wie berichtet, wird sich die Inbetriebnahme von 2025 um mindestens ein Jahr nach hinten schieben.
"verweist die DB darauf, dass ein Rückbau der Rampen vorgesehen ist, um auf den Bahnsteigen mehr Platz zu schaffen und die Sicherheit zu verbessern." - Eine Lachnummer ohne Gleichen - wie im Artikel erwähnt, mangelt es vor allem um die Lichthöfe und Rolltreppen der neuen Unterführung an Platz. Und wenn ich sehe, wie oft die Rolltreppen defekt sind (und dann auch noch mit Gittern abgesperrt werden) scheinen mir diese Rampen weit nördlich auf dem Bahnsteig eine gute Rückfallebene für ggf. auftretende Defekte an den Aufzügen - ist ja teilweise nur einer pro Bahnsteig.
Wäre Schade. Wer aus Richtung München mit dem Fernverkehr auf Gleis 1 ankommt und Richtung Nürnberg weiterfahren möchte (was bei den RE oft an den nördlichen Bahnsteigen passiert), nutzt gerne den Posttunnel. Wieso darf ein großer Bahnhof wie Augsburg nicht mehrere Zugänge zu den Gleise haben (am Hbf Nürnberg kommt man auch über 3 Zugänge zu den Bahngleisen, was nicht unpraktisch ist).
Wenn man das so liest, denkt man, der Hbf in Augsburg ist der einzige Bahnhof in D., den die DB betreibt. Ich bin mal gespannt, wenn die Bahnsteige samt Dächern saniert/umgebaut werden, ob man dann im ICE bei der ersten Klasse, welche sich teilweise an den Süd-Nord-Enden der Züge befindet, unterm Dach einsteigen kann.
Wer weiss schon, was sich die "Strategen" der Deutschen Bahn so ausdenken. Vielleicht ist der Unterhalt (Betonsanierung, Reinigung, Energiekosten, Sicherheit) langfristig teurer, als die Unterführung einfach so zu verfüllen? Wenn es einmal brennt, ist eine dritte Unterführung als Fuchtweg ohnehin nur ein überflüssiger Luxus (Sarkasmus).
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