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Augsburg: AVV will die Fahrgastzahlen in der Region Augsburg bis 2030 verdoppeln

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AVV will die Fahrgastzahlen in der Region Augsburg bis 2030 verdoppeln

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    Die verlängerte Straßenbahnlinie 3 in Königsbrunn: An dieser Stelle wurde das Augsburger Straßenbahnnetz zuletzt erweitert.
    Die verlängerte Straßenbahnlinie 3 in Königsbrunn: An dieser Stelle wurde das Augsburger Straßenbahnnetz zuletzt erweitert. Foto: Maximilian Sonntag

    Die Fahrgastzahlen in der Region haben sich vom Corona-Schock nach wie vor nicht erholt, es stehen – mit Ausnahme des 49-Euro-Tickets – erhebliche Verteuerungen der Fahrkarten im Raum und das Angebot bei den Stadtwerken ist seit Monaten aufgrund von Personalmangel ausgedünnt: Dennoch will man im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund versuchen, die Fahrgastzahlen gemäß dem Bundes- und Bayernziel bis 2030 zu verdoppeln. Das ist die Marke, an der sich die künftige Strategie ausrichten soll. Das größte Potenzial sehen die Planer dabei offenbar nicht im Stadtgebiet, wo die Nahverkehrsnutzung vergleichsweise hoch ist, sondern in der Verlagerung von Autoverkehr aus den unmittelbaren Nachbarstädten. Was noch für politische Diskussionen sorgen dürfte: Bestimmte Flecken im Augsburger Umland mit geringem Potenzial könnten künftig ohne Nahverkehr dastehen.

    AVV Augsburg: "Im Umland gibt es noch eine stärkere Autoorientierung"

    Stephan Kroll von der Firma nbsw Nahverkehrsberatung, die vom AVV mit der Beratung beim neuen Nahverkehrsplan beauftragt ist, sieht bei den rund 35.000 Pendlerbewegungen im und aus dem Augsburger Speckgürtel erhebliches Potenzial. "Im Umland gibt es noch eine stärkere Autoorientierung. Das heißt, es gibt Nachholbedarf, und da setzen wir an", so Kroll. Der Nahverkehr sei da effizient, wo er große Mengen an Menschen befördere. Das bedeute in der Strategie, dass man die Nahverkehrsleistung in die Korridore verlagere, in denen viele Fahrgäste zu holen seien. 

    "Es wird weiter eine flächendeckende Basisversorgung geben müssen, aber es wird vielleicht auch Weiler geben, wo es kein Angebot geben kann", so Kroll. "Da müssen wir mutig sein: Es gibt Achsen, wo es sich lohnt, massiv zu investieren. Dazu gehört auch der Agglomerationsrand von Augsburg mit den Umlandstädten", so Kroll. Dort müsse man auch über eine Taktangleichung zum Stadtgebiet nachdenken. "Aber wo wenig Potenzial vorhanden ist, ist die intermodale Versorgung das Mittel der Wahl." Faktisch heißt "intermodale Versorgung" in diesen Fällen: mit dem Rad zur nächsten Haltestelle, von dort dann weiter mit Bus oder Zug.

    Die Fahrgastverdopplung im Großraum Augsburg wird viel Geld kosten

    Die Überlegungen, die Kroll auf einer gemeinsamen Sitzung von Stadtrats- und Kreistagsmitgliedern von Stadt Augsburg und den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen vorstellte, wurden einstimmig befürwortet. Doch wenn es in spätestens einem Jahr darum gehen wird, wo es künftig vielleicht "weiße Flecken" auf der Nahverkehrskarte in der Region gibt, dürfte es Auseinandersetzungen geben. Kreisrätin Silvia Daßler (Grüne, Kreis Augsburg) sagte, "intermodale Verknüpfung" sei ein schönes Wort für eine faktische Streichung. Man müsse zumindest Bedarfsverkehre prüfen. Der Augsburger Grünen-Stadtrat Matthias Lorentzen sagte, es gehe beim Nahverkehrsangebot auch darum, Bürgern ohne eigenes Auto Mobilität und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Eine Fahrgastverdoppelung werde in jedem Fall viel Geld kosten. 

    Kreisrat Peter Tomaschko (CSU, Aichach-Friedberg) entgegnete, die Konzentration auf starke Achsen sei auch unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung richtig, weil man hier die größten Effekte erziele. „Leere Busse durch die Gegend fahren lassen oder On-Demand-Infrastruktur aufzubauen, die nicht genutzt wird, ist gegenüber dem Steuerzahler nicht vertretbar“, so Tomaschko. Unstrittig sei, dass im Nahverkehr etwas passieren müsse. "Aber das wird nicht in jedem Dorf und in jedem Weiler gelingen." Insofern werde "das saubere Auto weiter eine Rolle spielen dürfen und müssen". Der Meitinger Bürgermeister Michael Higl (

    In einem Jahr will Berater Kroll genauere Maßnahmen präsentieren, wie das 2030er-Ziel erreicht werden kann. Das Augsburger Stadtgebiet scheint in den Überlegungen zur Fahrgaststeigerung nicht im Zentrum zu stehen, was damit zu tun hat, dass die Stadt gerade ihren eigenen Mobilitätsplan in Arbeit hat. Eine Rolle dürfte aber auch das 2030er-Ziel spielen: Der Freistaat, der seine Ziele inzwischen selbst als ambitioniert bezeichnet, definiert die Verdoppelung nicht als eine Verdoppelung von Menschen, die den Nahverkehr nutzen, sondern als Verdoppelung der Personenkilometer, also der von Fahrgästen zurückgelegten Strecke. Will man wachsen, bringt es mehr, zusätzliche Pendler auf längeren (Zug-)Strecken zu gewinnen als auf kurzen Straßenbahnstrecken. 

    Was beim Thema Nahverkehr im Stadtgebiet Augsburg geplant ist

    Gleichwohl stellt das AVV-Papier auch fürs Stadtgebiet einige Überlegungen an. Demnach wird an den Ausbauplänen fürs Straßenbahnnetz (Linie 5 zur Uniklinik und Linie 1 nach Hochzoll bzw. in die Hammerschmiede) festgehalten. Auch eine Tram in den Innovationspark gehört dazu. Als Kurzfrist-Maßnahme müsse man sich angesichts der langen Vorläufe für den Straßenbahn-Bau über Busverkehr Gedanken machen. Auch zusätzliche Tangentialverbindungen zwischen Stadtteilen und Umlandstädten werden als Möglichkeit aufgeführt. So solle das Augsburger Netz vom "Stern" mit dem Königsplatz als Zentrum zum "Spinnennetz" ausgebaut werden. Eine Idee ist auch, Regionalbusse nicht mehr um jeden Preis an der Stadtgrenze enden zu lassen, wo Fahrgäste dann in die Straßenbahn umsteigen. Mitunter könne man die Linien auch so trassieren, dass sie als "Expressbus" auch für innerstädtische Fahrgäste ein schnelles Vorankommen ermöglichen. 

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