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Augsburg: Autos raus: Das sagen die Augsburger zur Maximilianstraße

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Autos raus: Das sagen die Augsburger zur Maximilianstraße

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    Gustav Weyrauther hat am Samstag einen Parkplatz in der Maximilianstraße gefunden. Er nutzt die Semmeltaste beim Parken.
    Gustav Weyrauther hat am Samstag einen Parkplatz in der Maximilianstraße gefunden. Er nutzt die Semmeltaste beim Parken. Foto: Peter Fastl

    Wolfgang Doßmann ist am Samstagmittag in der Maximilianstraße unterwegs. Hier lebt er, hier kennt er sich aus. Der Anwohner ist seit vielen Jahren in der Aktionsgemeinschaft Maximilianstraße engagiert. Ihm und seinen Mitstreitern geht es darum, die größten Auswüchse der einst so bezeichneten Partymeile auszubremsen. Zum Teil ist das gelungen. Eine Aufwertung der Straße sei weiterhin zwingend nötig, sagt Doßmann. Weniger Verkehr gehört zu den Forderungen.Das Regierungsbündnis von CSU und Grünen will jetzt in einem Pilotprojekt ein Teilstück zu einer autofreien Zone machen. Die Idee stößt auf höchst unterschiedliche Reaktionen. Vor Ort in der Straße reichen die Meinungen der befragten Passanten und Geschäftsleute von großer Begeisterung bis zur kompletten Ablehnung.

    Doßmann ist zwiegespalten. "Ich denke, es kommt auf den Zeitpunkt einer autofreien Zone an", sagt er. Vor allem nachts sei die Beruhigung erforderlich. Die Teilsperrung im Sommer 2020 habe sich jedenfalls bewährt, betont der Vertreter der Aktionsgemeinschaft. Wenn es jetzt die Überlegung gebe, den Bereich zwischen Herkules- und Merkurbrunnen für Autos dichtzumachen, müsse dies allerdings genau geprüft werden.

    Wolfgang Doßmann
    Wolfgang Doßmann Foto: Peter Fastl

    So sei eine Ausweitung der Gastronomie aus Sicht von Wirten und Gästen sicher gerne gesehen, doch eines dürfe dabei nicht unter den Tisch fallen, meint der Anwohner: "Und was ist dann, wenn es bis um 1 Uhr noch mehr Krawall gibt?" Doßmann denkt zudem an die Geschäftsinhaber im betroffenen Straßenabschnitt. Wie würden sich eine autofreie Zone und fehlende Kurzzeitparkplätze vor dem Laden auf den Umsatz auswirken? Doßmann selbst gibt darauf keine Antwort.

    Am Samstag sind nicht alle Parkplätze belegt

    Am Samstagmittag sind nicht einmal alle Parkplätze belegt. Es ist nicht viel los. Ganz im Gegensatz zu manchen Abendstunden, wenn Autofahrer mit ihren aufgemotzten Fahrzeugen ihre Runden drehen. Gustav Weyrauther findet jedenfalls mittags auf Anhieb einen freien Parkplatz. Wenn es um die autofreie Zone geht, denkt der Geschäftsmann zunächst aber einmal an die Semmeltaste. Sie soll womöglich abgeschafft werden. Für Weyrauther wäre es ein Unding: "Das würde einen Einbruch für die Wirtschaft bedeuten." Weyrauther, der früher sein Pianohaus in der Hallstraße hatte, erinnert sich noch gut an die jahrelangen Diskussionen, wie die Maximilianstraße zu gestalten ist. "Der starke Verkehr war in der Tat ätzend", sagt er. Aus seiner Sicht sei es daher ein großer Fehler gewesen, auf geplante Tiefgaragen zu verzichten. In der jetzigen Diskussion um die autofreie Maximilianstraße sieht Weyrauther das Problem, wie künftig die angrenzenden Straßenzüge eingebunden werden. Er nennt den Predigerberg und die Hallstraße.

    Herbert Pakosta
    Herbert Pakosta Foto: Peter Fastl

    Herbert Pakosta ist aus Lechhausen in die Innenstadt geradelt. "Eine autofreie Maximilianstraße wäre ein Gewinn", sagt er, während er das Rad abschließt. Er sei kein Gegner des Autos, ergänzt er: "Ich habe ein Auto und nutze es, wenn es sein muss, zum Beispiel zum Einkaufen." Wenn die Maximilianstraße für Autos tabu sein sollte, würden Fußgänger und Radfahrer von einer höheren Aufenthaltsqualität profitieren, heißt es bei Schwarz-Grün.

    Stadtregierung setzt auf einen Kreativwettbewerb

    Ausgegoren sind die Planungen jedoch nicht, ein Kreativwettbewerb soll Lösungen erarbeiten. Eine Radlerin, die ihr Rad vor dem Corona-Schnelltestzentrum abgestellt hat, zeigt sich von den Plänen der autofreien Zone begeistert: "Das hört sich doch gut an." Zwei junge Frauen aus Wertingen haben es sich unterdessen auf einer Bank in der Maximilianstraße gemütlich gemacht. Aus einem Lokal haben sie etwas zum Essen geholt. "Uns stört es nicht, wenn Autos fahren", sagen die beiden. Ihr Auto steht am Samstag in der Parkgarage der City-Galerie.

    Gerhard Schenk
    Gerhard Schenk Foto: Peter Fastl

    Bei Geschäftsleuten ist die Stimmung gespalten. "Wenn es zur autofreien Maximilianstraße kommt, können wir komplett schließen", sagt ein Geschäftsmann, der sich allerdings nicht namentlich zitieren lassen möchte. Gerhard Schenk, der seine Waren in einer Konditorei verkauft, steht zu seiner Meinung. "Ich bin nicht so glücklich", lautete seine erste Reaktion, als er von den Plänen gelesen habe. Schenk verweist auf den Lieferverkehr. In den derzeit bekannten Überlegungen von CSU und Grünen sollen Waren zwischen 7 und 11 Uhr angeliefert werden dürfen. Für sein Geschäft sei dies deshalb schwierig, "weil ich derzeit abends die Restware mit dem eigenen Auto mitnehme". Schwierig dürfte es aber auch werden, wenn Kunden eine mehrstöckige Hochzeitstorte nicht mehr direkt mit dem Auto vor dem Laden abholen könnten.

    Gerhard Peter
    Gerhard Peter Foto: Peter Fastl

    Gerhard Peter, Chef des Bekleidungshauses Bienenkorb, hat sich nach seinen Worten schon länger mit der Frage beschäftigt, wie die Zukunft der Maximilianstraße aussehen könnte. Es gab dazu auch Gespräche mit anderen Geschäftsleuten. "Vor drei Jahren hätte ich gesagt, eine autofreie Maximilianstraße geht überhaupt nicht", berichtet Peter. Zwischenzeitlich sehe er die Dinge doch etwas anders. "Das könnte was werden", sagt er.

    "Eine tote Fußgängerzone wäre kontraproduktiv"

    Entscheidend sei, wie sich eine verbesserte Aufenthaltsqualität umsetzen ließe, von der dann Handel und Gastronomie profitieren. Und es stelle sich weiterhin die Frage, wohin der Kunde dann zum Parken fährt, sollten die Parkplätze in der Maximilianstraße wegfallen. In den Diskussionsprozess will sich der Unternehmer nun gerne einbringen. Eines sagt er aber auch deutlich: "Eine tote Fußgängerzone in der Maximilianstraße wäre kontraproduktiv."

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