Es war Sommer, Farida Khalaf genoss den Rosengarten, die Mathematik-Stunden in der Schule, die heimlichen Autofahrten mit ihrem älteren Bruder. In diesem August 2014 beginnen die Massaker, die das deutsche und weitere europäische Parlamente inzwischen als Völkermord an den Jesiden anerkannt hat: Der „Islamische Staat“ (IS) überrennt das zentrale Siedlungsgebiet der Jesiden rund um das Sindschar-Gebirge in Irak. Die 1700 Einwohner in Khalafs Dorf Kocho erfuhren davon durch die Nachrichten des staatlichen kurdischen Fernsehsenders. Khocho ist 30 Kilometer entfernt von der Bezirksstadt Sindschar und fiel drei Tage später in die Hand des IS.
Vom Dach ihres Hauses beobachtete die damals 18-Jährige, wie weiße Panzer-Fahrzeuge, vollgeladen mit IS-Kämpfern, in das Dorf rollten. Sie trieben die Bewohner im Schulgebäude zusammen. 600 Männer wurden am Dorfrand erschossen und 1100 Frauen und Mädchen auf LKWs verladen. Wer sich nach drei Tagen öffentlich zum Islam bekenne, so lautete das Ultimatum des IS, sollte frei sein. Das Dorf, auch Khalaf, entschied sich dagegen.
Augsburg
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