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Augsburg: Ausverkauf im Apollo: Viele wollen Erinnerungsstücke aus dem Strip-Club

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Ausverkauf im Apollo: Viele wollen Erinnerungsstücke aus dem Strip-Club

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    Cesca, Alex, Kristina und Jennifer vom Künstlerkollektiv "Taj Maschall" sind begeistert. Sie haben sich eine Disco-Kugel aus der Apollo-Bar für ihr nächstes Festival gesichert.
    Cesca, Alex, Kristina und Jennifer vom Künstlerkollektiv "Taj Maschall" sind begeistert. Sie haben sich eine Disco-Kugel aus der Apollo-Bar für ihr nächstes Festival gesichert. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Montagmittag, Schlag 13 Uhr, öffnet sich noch einmal die Tür zur Apollo-Bar in der Fuggerstraße. Draußen vor dem Strip-Lokal warten rund ein Dutzend Männer und Frauen. Sie hoffen nicht etwa auf eine allerletzte Vorstellung hüllenloser Tänzerinnen. Nachdem der Nachtclub geschlossen wurde, wollen sie beim großen Ausverkauf der Einrichtung dabei sein. Es sind Schnäppchenjäger, die sich Erinnerungsstücke aus dem Augsburger Etablissement mit Kultstatus sichern wollen. Das Publikum kommt nicht nur aus der Szene, es ist bunt gemischt. Viele haben einen Plan, was sie mit den Überresten aus dem Apollo machen wollen.

    Durch die gläserne Eingangstür geht es die rot beleuchtete Treppen hinunter, vorbei an einem schwarzen Ledersofa, ins Zentrum des Geschehens. Der Fußboden in der Bar ist so klebrig, dass die Schuhe quietschen. Doch die Tabledance-Bühne mit den Stangen für die Stripperinnen und den glitzernden Disco-Kugeln sieht aus, als würde der Betrieb morgen weitergehen. "Wir haben alles übernommen, wie es liegt und steht", sagt Burak Kücük, einer der Geschäftsführer des künftigen Clubs 100 Hz an dieser Stelle. "Es lagen noch die Zigarettenstummel in den Aschenbechern und die Schlüpfer der Damen in den Umkleidekabinen", erzählt er. Kücük und sein Partner haben mit den Räumen andere ganz Pläne. Deshalb muss erst einmal alles raus aus dem alten Apollo.

    Apollo-Bar verkauft ihr Interieur;
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    Das Apollo hat für immer geschlossen. Beim Ausverkauf im legendären Augsburger Striptease-Club herrscht beachtlicher Andrang.

    Der Andrang von Interessenten ist beachtlich. Eine Gruppe junger Männer aus Friedberg hält Ausschau nach einer Musikanlage und Zubehör fürs Bierzapfen. "Wir wollen uns eine Partyhütte einrichten", erzählen sie. Mehrere von ihnen waren früher nach langen durchzechten Nächten in Augsburg am Ende Gäste im Apollo. An den "Cuba libre im Angebot" erinnern sie sich noch gut und an die "Apollo-Dollarnoten", die man Tänzerinnen zusteckte. Auch eine Motorradfahrerin ist gekommen. Sie sieht sich nach "irgendwelchen Erinnerungsstücken mit dem Schriftzug Apollo" um. Im neuen Vereinsheim ihrer Motorradfreunde könne man immer was Cooles brauchen, sagt sie.

    Michael aus Mering und seine Familie sind im Nachtclub sehr gezielt auf der Suche. Tochter Cynthia will in Schongau eine Tabledance-Bar aufmachen und braucht noch originelle Ausstattungsstücke. Im Apollo findet sie nicht nur die passenden Barhocker, sie nimmt auch noch große Spiegel und eine ganze Reihe von weiblichen Deko-Figuren in aufreizenden Posen mit.

    In den alten Räumen des Apollo in Augsburg ist ein neuer Club geplant

    Ein Besucher kommt nur aus Neugier zum Ausverkauf im Strip-Club, wie er sagt. "Ich habe in der Zeitung davon gelesen." Mit dem Handy fotografiert er die legendären "Apollo-Dollarscheine". Insgesamt ist Kücük jedoch überrascht über den großen Zulauf von Interessentinnen und Interessenten. Besonders gefragt seien die Leuchtkästen der Apollo-Bar, erzählt er, aber auch Gläser mit dem typischen Schriftzug oder Lautsprecher. Das Getränkelager der Bar stand am Montag ebenfalls zum Verkauf. Für die Stangen der Tänzerinnen und das Metallgeländer um die Bühne gibt es sogar eine Warteliste. Diese Ausstattung sei aufwendiger auszubauen, so Kücük, sie soll erst in den kommenden Tagen abgegeben werden.

    Er sagt, beim großen Ausverkauf gehe es nicht in erster Linie um die Einnahmen. Man wolle möglichst viel der alten Einrichtung loswerden, um die Räume von Grund auf sanieren zu können. Kommende Woche sollen die Arbeiten starten. Anfang 2023 sei dann die Eröffnung des neuen Clubs 100 Hz geplant. Dort soll ein abwechslungsreiches Programm aus Musik und Kultur "weit weg vom Mainstream" geboten sein.

    Vier Künstlerinnen freuen sich über eine Disco-Kugel für 40 Euro

    Am Montag stehen aber noch die Erinnerungsstücke im Mittelpunkt. Und manchmal ziehen sich an diesem Nachmittag die Preisverhandlungen hin. Beispielsweise bei einer Disco-Kugel. "Die ist nicht aus dem Baumarkt, die ist aus dem Apollo", argumentieren die Verkäufer. Vier junge Frauen erstehen sie für 40 Euro. "Das ist zwar etwas teuer, aber mit Motor okay", sagt Käuferin Jennifer. Am Ende freuen sich Cesca, Alex, Kristina und Jennifer riesig über die Neuerwerbung für ihre Partydekoration. Sie seien Musikerinnen und DJanes des Künstlerkollektivs Taj Maschall, erzählen sie. Die original Apollo-Glitzerkugel wollen sie "demnächst" bei einem Festival im Friedberger Ortsteil Wiffertshausen zum Einsatz bringen.

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