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Foto: Michael Hochgemuth
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Hinterlassenschaften einer Nacht. Am Sonntagmorgen rücken Mitarbeiter des Stadtreinigungsamts an und beseitigen den Müll der Feiernden auf der Maximilianstraße, hier an der Ecke zur Katharinengasse.

Augsburg
20.06.2021

Ausschreitungen in Maxstraße: Was von einer Partynacht übrig blieb

Von Andrea Wenzel

Am Morgen sind zehn Mitarbeiter der Stadtreinigung im Einsatz, um die Hinterlassenschaften der Feiernden zu beseitigen. Auch der Herkulesbrunnen wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Ganz friedlich und still liegt die Maximilianstraße am Sonntagmorgen um sechs Uhr da. Kein Mensch ist unterwegs, von den Ausschreitungen nur wenige Stunden zuvor ist nichts mehr zu erahnen. Das einzige Zeugnis von der zurückliegenden Partynacht ist jede Menge Müll. Viele Abfallbehälter zwischen Moritzplatz und St. Ulrich und Afra quellen über, auch unter ihnen sammelt sich der Dreck. Zahlreiche Plastikbecher und an diesem Morgen vor allem Verpackungsmaterial von Fastfood-Ketten pflastern den Weg. Vor einer Eisdiele, einer Bäckerei und dem Hotel Maximilian's sind bereits Mitarbeiter damit beschäftigt, benutzte Servietten oder leere Tetrapacks zwischen den Stühlen herauszufischen oder Pfandflaschen aus den Blumenkübeln zu entfernen.

Um 6.15 Uhr rücken dann auch Mitarbeiter des städtischen Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebs (AWS) an und nehmen ihre Arbeit auf. An diesem Morgen sind zehn Personen mit Schaufel und Besen sowie einer Kehrmaschine im Einsatz. Gut drei Stunden wird es dauern, ehe sie den Müll beseitigt haben und die Straße ihrem Titel einer Prachtmeile wieder gerecht wird.

Müll nach Ausschreitungen in Maxstraße: Kippen und leere Flaschen treiben im Herkulesbrunnen

Vor Ort ist in diesen frühen Morgenstunden auch Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben. Er will sich persönlich einen Eindruck von den Ausmaßen verschaffen. Am Herkulesbrunnen fischt er eine leere Flasche aus dem Wasser, das den Namen Wasser eigentlich nicht mehr verdient. Vielmehr schaut man in eine grau-braune Brühe, in der Plastikflaschen und Kippen schwimmen. Für Touristen, die womöglich in wenigen Stunden hier vorbei kommen und auf den Spuren des Wasser-Welterbes wandeln, sicher kein schöner Anblick.

„Es enttäuscht mich schon, wenn ich das sehe. Denn ich denke, dass man das als Besucher hier in der Straße anders lösen kann“, sagt Reiner Erben. Er könne nur schwer nachvollziehen, warum die vorhandenen Mülleimer nicht genutzt werden. Die Stadt hatte zuletzt weitere Tonnen mit einem Fassungsvermögen von 240 Litern aufgestellt – auch direkt auf der Insel rund um den Brunnen. Der rote Deckel hat extra ein Loch, sodass die Partygäste sich nicht einmal die Mühe machen müssten, diesen anzuheben. Trotzdem landet noch jede Menge Müll neben statt in den Tonnen, die am Sonntagmorgen auch noch aufnahmefähig gewesen wären, wie Erben beim Blick hinein feststellt.

Das Abfallaufkommen sei an den letzten beiden Wochenenden höher gewesen als an normalen Sommerwochenenden vor der Corona-Krise. Es sei in etwa mit den Mengen der Veranstaltung der Sommernächte in den letzten Jahren vergleichbar, teilt das Umweltreferat auf Anfrage mit. Auch unter der Woche sei zuletzt eine Steigerung der Abfallmengen beobachtet worden. Darauf habe man auch kurzfristig reagiert und beispielsweise in der Ludwigstraße innerhalb eines Tages zwei zusätzliche Tonnen platziert.

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Foto: Michael Hochgemuth
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Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben fischt eine Plastikflasche aus dem Herkulesbrunnen.

Darüber hinaus hat der AWS Rufbereitschaften für eine mobile Gruppe, eine Kleinkehrmaschine und eine Großkehrmaschine eingerichtet, die kurzfristig bei Bedarf eingesetzt werden können. Eine Leerung aller Mülleimer in der Innenstadt sei an sieben Tagen zwischen 6 und 22 Uhr gewährleistet, teils auch mehrfach. Welche Mehrkosten der Partymüll verursachen wird, hat die Stadt jedoch noch nicht berechnet. Mehr könne man erst nach der Sommerpause sagen, heißt es.

Frühes Ende des To-Go-Verkaufs zeigt Wirkung

Die Stadt hatte schon nach dem vergangenen Wochenende auf die Auswüchse in der Maximilianstraße reagiert und unter anderem den Verkauf von Getränken zum Mitnehmen auf 22 Uhr beschränkt. Das Glasflaschenverbot zwischen 19 und 5 Uhr wurde auf weitere Teile der Innenstadt ausgeweitet und an diesem Wochenende streng kontrolliert. Große Blumenkübel rund um den Herkulesbrunnen sollten zudem neben dem Infektionsschutz auch dazu dienen, den Zugang zum Brunnen zu erschweren und diesen sauber zu halten.

Mit ersten Erfolgen, wie am Samstagabend die Beteiligten fanden. Gastronom und Stadtrat Leo Dietz (CSU) sagte: „Mit dem vorgezogenen To-Go-Verkauf haben die Menschen nun die Möglichkeit, ihre Becher noch bis 24 Uhr in den bis dahin geöffneten Restaurants zurück zu geben. Das wird einem ersten Eindruck nach auch genutzt.“ Auch Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) hatte am Samstagabend den Eindruck, dass die Maßnahmen erste Wirkung gezeigt hätten. Der AWS griff am Sonntagmorgen auch zur Klein- statt zur Großkehrmaschine, weil diese aus Sicht des Einsatzleiters ausreichend war. Für die Anwohner in der Maxstraße allerdings kein wirklicher Trost. Denn kaum war nach Anwohnerberichten gegen drei Uhr Ruhe in der Maximilianstraße, polterte um kurz nach sechs die Kehrmaschine los.

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Foto: Michael Hochgemuth
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Hinterlassenschaften einer Nacht. Am Sonntag Morgen rücken Mitarbeiter des Stadtreinigungsamts an und Beseitigen den Müll der Feiernden auf der Maximilianstraße.

Reiner Erben sagt, er könne den Unmut der Anwohner nachvollziehen. Die Stadt habe allerdings kaum noch weitere Möglichkeiten, der Müllflut Herr zu werden. „Wir können nur weiter an die Vernunft der Menschen appellieren, bei Bedarf weitere Mülleimer aufstellen und reinigen“, sagt er. Derzeit liefen auch Überlegungen, wie eine Entzerrung der Feierlichkeiten in der Maximilianstraße erreicht werden könnte. Unter anderem prüfe man derzeit, wie sich die Jakober Kirchweih unter Pandemiebedingungen durchführen lassen könnte.

Über die Probleme in der Maximilianstraße sprechen wir auch in der aktuellen Folge des Podcasts "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch anhören.

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