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Augsburg: Ausblick auf 2022: Bedroht Corona das Betriebsklima in der Region Augsburg?

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Ausblick auf 2022: Bedroht Corona das Betriebsklima in der Region Augsburg?

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    Die Diskussionen über den Umgang mit Corona können Familien spalten. Aber auch das Betriebsklima ist zumindest gefährdet, sagen Experten.
    Die Diskussionen über den Umgang mit Corona können Familien spalten. Aber auch das Betriebsklima ist zumindest gefährdet, sagen Experten. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Satz mit X – das war wohl nix. Umgangssprachlich drückt die Botschaft aus, dass etwas hätte besser laufen können. Wer auf das Jahr 2021 zurückblickt, könnte schnell zu dieser Auffassung gelangen. Die Corona-Pandemie hat erneut unser aller Leben ausgebremst. Der zwischenzeitliche Lockdown und weitere strenge Auflagen trübten die Stimmung. Der Wirtschaftsmotor stottert – auch in der Region. Kommt er im neuen Jahr in Fahrt? Führende Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaften sehen 2022 mit gemischten Gefühlen entgegen. Man stehe vor großen Herausforderungen. Es drohen Debatten, die das Betriebsklima gefährden, heißt es. Die Experten aus dem Wirtschaftsleben sagen zudem in nur einem Satz, wie sie 2021 bewerten. Von einem verlorenen Jahr, also von nichts, will dabei keiner reden.

    Michael Leppek.
    Michael Leppek. Foto: Bernd Hohlen

    Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), sagt: "Nach der konjunkturellen Berg- und Talfahrt des zweiten Corona-Jahres bleibt für die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen leider die Erkenntnis: Die Krise ist mitnichten vorbei." Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer meint: "Die Handwerksbetriebe in der Region hatten unter der Pandemie zu leiden, aber in den meisten Gewerken die Situation vergleichsweise gut gemeistert." Gewerkschaftsmann Michael Leppek, Chef der IG Metall in Augsburg, meint: "Es war ein herausforderndes Jahr, das allen viel abverlangt hat und anstrengend war." Erdem Altinisik, Geschäftsführer der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, stellt fest: "Das Jahr 2021 war herausfordernd und nicht immer war alles befriedigend lösbar."

    Corona sorgte für Einschnitte und Beschränkungen

    Rückblickend sagt das Quartett, dass Corona für Einschnitte und Beschränkungen gesorgt habe. "Nur mit viel Geschick und Durchhaltewillen haben viele Unternehmen im Wirtschaftsraum den Weg zum Insolvenzgericht bislang verhindert", meint Lucassen. Verdi-Mann Altinisik ergänzt: "Die Vielzahl an Änderungen der Corona-Regeln hat zu viel Unsicherheit bei Beschäftigten und Unternehmen gesorgt." Gut sei gewesen, sagt Leppek, dass die Beschäftigten trotz Corona und Sorgen in die Arbeit gegangen seien. Wegen der verbesserten Kurzarbeit und betrieblicher Vereinbarungen seien viele Arbeitsplätze und ein Großteil des Einkommens gesichert worden.

    Ulrich Wagner.
    Ulrich Wagner. Foto: Ulrich Wagner

    Im Handwerk habe es unterschiedliche Entwicklungen gegeben, sagt Hauptgeschäftsführer Wagner: "Das Handwerk durfte in fast allen Gewerken, wenn auch mit Einschränkungen, arbeiten." Andererseits habe der Lockdown für einige Gewerke teils existenzbedrohende Folgen gehabt. Wagner nennt Friseure, Kosmetikerinnen, Bäckereicafés, Imbiss- und Cateringangebote der Metzgereien.

    Gewerkschaften warnen vor Streit in Firmen wegen Corona

    Die Erwartungen und Hoffnungen für 2022 sind unterschiedlich. Die Gewerkschaftsvertreter sehen das Miteinander in den Betrieben durchaus gefährdet, sollten sich Diskussionen über Corona und Impflicht zuspitzen. Leppek meint: "Wir hoffen, dass die Corona-Pandemie zu solidarischerem Handeln führt, denn aus dieser Krise kommen wir nur gemeinsam. Eine Spaltung der Belegschaften muss verhindert werden." Verdi-Mann Altinisik erkennt ähnliche Probleme: "Ich hoffe auf eine Rückkehr zu einer sachlicheren und faktenbasierten Diskussionskultur. Die teilweise stark emotionalen Auseinandersetzungen der letzten Zeit, die teilweise in die Betriebe getragen werden, führen zu nichts."

    Marc Lucassen.
    Marc Lucassen. Foto: Ulrich Wagner

    Bei den Kammern wird zunächst der wirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund gerückt. Ulrich Wagner sagt: "Die Handwerksbetriebe blickten in unserer letzten Quartalsumfrage (Herbst 2021) noch relativ optimistisch ins neue Jahr." Firmenchefs seien davon ausgegangen, dass sie ihre Umsätze und ihr Personal halten könnten. Deutlich schwieriger sieht es in Industriebetrieben aus. So sind die Aussagen von IHK-Mann Lucassen zu übersetzen: "Die finanzielle Lage ist in vielen Unternehmen bedrohlich." Wenn man das neue Jahr nicht mit Geschäftsaufgaben beginnen wolle, müsse der Staat betroffenen Unternehmen helfen und seine Corona-Beschränkungen so gestalten, dass sie in den Unternehmen mit möglichst wenig Aufwand umgesetzt werden könnten.

    Der Fachkräftemangel bleibt eine große Herausforderung

    Dass dies alles nicht einfach werde, davon sind die Kammern und Gewerkschaften überzeugt. Lucassen sagt: "Neben Überwindung der Corona-Krise ist und bleibt der Fachkräftemangel die größte Herausforderung für die regionale Wirtschaft." Für die Industrie sei es darüber hinaus wichtig, dass die internationalen Lieferketten wieder an Stabilität gewinnen und der rasante Anstieg der Energiepreise gestoppt werde. Im Handwerk denke man weiterhin an Corona, so Wagner: "Die größte Herausforderung ist sicher, die Pandemie und ihre Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Da geht es zum Beispiel um weitreichende Arbeitsausfälle, weil gleichzeitig Mitarbeiter krank oder in Quarantäne sind."

    Erdem Altinisik.
    Erdem Altinisik. Foto: Silvio Wyszengrad

    Michael Leppek teilt die Einschätzung: "Die größte Herausforderung ist sicher nach wie vor die Corona- Pandemie und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken, aber eben auch Risiken für die Produktion – direkt wegen Quarantäne, indirekt wegen Lieferproblemen." Damit hänge die wirtschaftliche Entwicklung in der Region eng zusammen. Verdi-Vertreter Altinisik blickt auf die Beschäftigten: "Herausfordernd wird auch sein, die arbeitstechnischen Entwicklungen, also Homeoffice und Digitalisierung, die durch Corona einem Zeitraffereffekt ausgesetzt sind, zukunftssicher durch Tarifverträge zu regeln."

    In einem Satz wird der Wunsch für das Jahr 2022 geäußert

    Abzuwarten bleibe, wohin sich die Reise im Jahr 2022 entwickelt, heißt es ebenfalls übereinstimmend. Einen Satz haben die Vertreter der Kammern und Gewerkschaften jedenfalls parat, den sie am Ende des Jahres 2022 gerne mit Blick auf die Region sagen würden. Marc Lucasssen: "Der Wirtschaftsraum Augsburg kann Krise: Die Unternehmen haben bewiesen, dass sie die Krise auch als Chance zur Veränderung begreifen und sich mit Erfolg den großen Herausforderungen stellen." Ulrich Wagner: "Wir haben die Pandemie gemeistert und haben das konjunkturelle Niveau von 2019 wieder erreicht." Michael Leppek: "Die Region ist gut aufgestellt und alle Beteiligten haben gemeinsam dafür Sorge getragen, dass man gestärkt aus der Krise gekommen ist." Erdem Altinisik: "Die Schwaben atmen nach dem Ende der pandemischen Lage durch und blicken optimistisch in eine neue Zukunft."

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