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Augsburg: Aus für Karstadt in Augsburg scheint fix: Das sind die ersten Reaktionen

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Aus für Karstadt in Augsburg scheint fix: Das sind die ersten Reaktionen

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    Jetzt ist es offiziell: Das Galeria Karstadt-Warenhaus in Augsburg schließt.
    Jetzt ist es offiziell: Das Galeria Karstadt-Warenhaus in Augsburg schließt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Abschied kam auf Raten, doch seit Dienstagnachmittag steht fest, dass das Galeria Karstadt-Warenhaus in Augsburgs Innenstadt geschlossen wird: Ende August soll Schluss sein. Die Gläubiger haben am Dienstag dem Insolvenzplan zugestimmt, demzufolge 16 Filialen geschlossen werden müssen. Augsburg ist eine davon. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren auf die traurige Nachricht eingestellt, denn bereits in den zurückliegenden Tagen hatte sich das Aus abgezeichnet. "Was soll ich groß sagen", meinte eine langjährige Mitarbeiterin, "dieses Ende hat keiner von uns verdient." Offen bleibt vorerst, wie es im Gebäude weitergeht, wenn das Warenhaus seine Flächen geräumt hat. Zu den jetzigen Mietern gehört eine Aldi-Filiale im Untergeschoss. Sie wird von Kunden sehr gut angenommen. 

    Aus für Karstadt: Ein kleiner Eingang ist seit Längerem geschlossen

    Wer am Kaufhaus mitten in der Innenstadt vorbeigeht, spürt, dass sich Abschiedsstimmung breitmacht. Beim Zugang am Martin-Luther-Platz zeigt sich das Gebäude kahl, während in der Vergangenheit hier stets große Werbeplakate hingen. Der kleine Eingang zum Kiosk, den es früher gab, ist seit Monaten geschlossen. 80 Mitarbeiter werden jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren. 

    Dieser Eingang bei Karstadt ist bereits länger geschlossen.
    Dieser Eingang bei Karstadt ist bereits länger geschlossen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Kurz nach 14 Uhr ist bei Karstadt viel los. Kunden verlassen mit großen Tüten mit Galeria-Aufdruck das Kaufhaus. Im Erdgeschoss sind mehrere Kassen geöffnet. Eine Kundin läuft mit ihrem Mann durch die Taschenabteilung. Sie sei nicht allzu traurig, sagt sie. Die endgültige Schließung der Filiale könnte bedeuten, dass sie noch Schnäppchen machen kann: „Klar ist die Schließung für treue Kunden und natürlich für die Angestellten extrem schlimm." 

    Eine Verkäuferin meint: „Ich habe mich damit abgefunden. Die finale Schließung ist keine große Überraschung für mich, aber es ist traurig.“ Vor der Wand mit bunten Zetteln im Eingangsbereich, auf denen Bürger Anfang Mai ihre Gedanken zum Aus mitgeteilt hatten, stehen zwei junge Männer: „Dass es den Aldi nicht mehr geben soll, ist das Problem." Eine Kundin sagt: „Ich bin jetzt gespannt, was mit den anderen Filialen passieren wird, und wie neue Konzepte für Galeria aussehen sollen.“

    Vermieter Solidas kam der Augsburger Karstadt-Filiale oft entgegen

    Das Augsburger Unternehmen Solidas ist Vermieter des Hauses. Man sei Karstadt wiederholt bei der Miete entgegengekommen, hieß es zuletzt. Eine weitere Reduzierung sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Am Dienstag ist vom Immobilienbesitzer keine Stellungnahme zu bekommen. Die Verantwortlichen, heißt es, seien im Urlaub. In Kreisen der Immobilienwirtschaft hat man Verständnis für den Fakt, dass der Besitzer bei der Miete keine Abstriche mehr machen wollte. "Solidas kann seine Gebäude nicht verschenken", sagt ein Immobilienfachmann. Solidas möchte das Haus weiterhin mit Einzelhandelsflächen bestücken. Denkbar sei, dass im vierten Obergeschoss ein Restaurant einziehe. 

    Zuletzt hatte man die Hoffnung gehegt, dass das Haus in letzter Minute zu retten ist. Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber und Wirtschaftsminister Aiwanger hatten sich hinter den Kulissen eingebracht, Aiwanger möchte den Standort noch immer nicht ganz aufgegeben wissen. Mit dem höchstwahrscheinlichen Abschied musste man sich dennoch auseinandersetzen. Dies tat Andreas Gärtner, Geschäftsführer des schwäbischen Einzelhandelsverbands. "Der extreme Frequenzbringer aus dem Umland, wie es vielleicht vor 20 Jahren der Fall war, ist Galeria schon länger nicht mehr. Aber natürlich ist das Haus nach wie vor ein wichtiger Faktor für die Innenstadt, gerade in dieser exponierten Lage." Um so betrüblicher sei das Aus.

    Karstadt in Augsburg schließt: Aldi beobachtet den Markt

    Die Supermarktkette Aldi sitzt seit Herbst 2020 im Gebäude. Dem Vernehmen nach sucht sie nach einem anderen Standort in der Innenstadt. Man betrachte die Entwicklungen bei Karstadt aufmerksam, sagte am Dienstag eine Sprecherin: "Grundsätzlich ist die Augsburger Innenstadt für Aldi Süd ein attraktiver Standort." 

    So reagiert die Politik auf das Aus von Karstadt in Augsburg

    Stadtrat Peter Hummel (Freie Wähler) wirft der Stadtregierung Tatenlosigkeit vor: "Dass die Chancen von Beginn an nahezu Null waren, wusste jeder, der bei den Akteuren recherchiert und mit ihnen gesprochen hat." Dennoch habe die Stadt bislang nichts anderes getan, als auf ein rettendes Wunder zu hoffen. Hummel hatte die Idee ins Spiel gebracht, Räume im Haus für das Römische Museum zu nutzen. Matthias Lorentzen, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Rathaus, sagt: "Mit richtigen Konzepten kann und wird die Innenstadt zukunftsfähig bleiben." Kurzfristig brauche es Lösungen für die Beschäftigten, damit sie eine berufliche Perspektive haben. Die Grünen planen für Ende Juni ein Fachgespräch, um sich über eine lebenswerte Innenstadt ohne Karstadt mit Experten und lokalen Akteuren auszutauschen.

    SPD-Fraktionschef Florian Freund sagt: "Die Schließung ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und für den Einzelhandel in der Innenstadt." Jetzt brauche es eine aktive und aktivierende Wirtschafts- und Standortpolitik, um einen weiteren langen Leerstand zu verhindern: "Wir müssen unbedingt für mehr Frequenz in der Innenstadt sorgen." 

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