Unten im Erdgeschoss war mal eine Bar, die "Maxibar". Darüber wohnten Menschen zur Miete, eine Weile war auch das "Haus Delphin" im markanten Gebäude an der Landsberger Straße untergebracht, das armen und alkoholkranken Menschen ein Zuhause bot. Und noch früher war der sieben Stockwerke hohe Betonbau ein bekanntes Hotel in der Stadt gewesen. Inzwischen steht die heruntergekommene Immobilie leer, die letzten Mieter sind seit Langem ausgezogen. In den kommenden Jahren aber soll hier viel passieren – und das Gesicht und die Bewohnerstruktur des Gebäudes werden wohl nur noch wenig mit der Vergangenheit zu tun haben.
Dass der wenig einladend wirkende, graue Klotz in Haunstetten aufgehübscht werden soll, steht schon seit Längerem fest. Eigentlich sollten hier vor Jahren bereits Sanierungsarbeiten beginnen. Schon 2017 verkündete eine Immobilienfirma namens Inter-Kapital aus Gersthofen, der das Haus damals gehörte, man plane "im zweiten bis dritten Quartal 2018" mit Bauarbeiten zu starten. Das Unternehmen hatte die Idee, Studentenappartements zu errichten, verkaufte die Immobilie dann aber doch lieber an eine luxemburgische Investmentgesellschaft namens "Jargonnant Partners", kurz JP. Die Luxemburger Gesellschaft mit einem Büro in München hatte wiederum andere Vorstellungen für das Haus. Man wolle die Immobilie „komplett sanieren“ und sie als Wohnhaus erhalten, hieß es 2018 von einem Vertreter der Gesellschaft gegenüber unserer Zeitung; ob Miet- oder Eigentumswohnungen draus würden, stand damals noch nichts fest. Man wolle die Immobilie "repositionieren", hieß es weiterhin, das Haus habe einen Imagewandel dringend nötig.
In der Landsberger Straße soll eine neue Kita in einem früheren Hotel entstehen
Nun ist klar, was die Pläne konkret bedeuten. Nach Angaben eines Vertreters von "Jargonnant Partners" sollen Mietwohnungen in dem Gebäude entstehen, aber nicht nur das: Haunstetten bekommt an dem Standort eine neue Kindertagesstätte, sofern alles klappt. "Der Eigentümer, eine zur Jargonnant Partners Gruppe gehörende Objektgesellschaft, hat dafür mit der Stadt Augsburg einen Vorvertrag für die langfriste Anmietung von etwa 2000 Quadratmetern für die Betreuung von bis zu 74 Kindern abgeschlossen", heißt es dazu in einer Mitteilung von JP. Die Übergabe der Flächen sei spätestens 2024 geplant. Bis dahin plane man, "das Gebäude umfassend zu sanieren und mit einer neuen Fassade sowie einer modernen Heizungsanlage erheblich energieeffizienter zu gestalten".
Dabei wird es allerdings wohl nicht bleiben. In den sechs bisher bestehenden Obergeschossen sollen Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen errichtet werden, zudem plant die JP-Objektgesellschaft, ein weiteres Geschoss auf das Haus draufzusetzen. Geplant sind insgesamt 2800 Quadratmeter Wohnraum in dem früheren Hotel. Die Wohnungen sollen vermietet werden, Eigentümerin bleibt die Projektgesellschaft von JP.
Früheres Hotel in Haunstetten: Einst stand ein Sternekoch in der Hotelküche
Die größte Veränderung allerdings ist die geplante städtische Kita, die im Erdgeschoss sowie im Keller die Räume beziehen soll. Der Stadt dürfte die Chance, an der Stelle eine Kindertagesstätte unterzubringen, nicht ungelegen kommen. In Augsburg fehlen hunderte Kita-Plätze und nach einer Prognose der Stadt könnte sich die Situation bis 2025 sogar noch einmal deutlich verschärfen. Es sei ein "guter Austausch mit der Stadt" gewesen, um das Konzept zu entwickeln, heißt es von der Geschäftsleitung der Gesellschaft in Deutschland. Man habe länger überlegt, wie man mit dem Erdgeschoss verfahren soll; für eine Wohnnutzung sei es unbrauchbar. Teile der Außenfläche, die früher als Parkplatz für die Gäste von Hotel, Restaurant oder Bar sowie Anwohner diente, soll für die Einrichtung einmal als Außenbereich dienen – also Rasenflächen und Spielgeräte statt Asphalt.
Früher einmal galt das Hotel als keine schlechte Adresse, im Restaurant bereitete ein Sternekoch die Mahlzeiten zu. Doch schließlich folgte der Abstieg. Lange Zeit stand das Hotel leer, ehe es 2005 die Immobilienfirma Lierheimer kaufte und sich ab 2007 für zehn Jahre zum Haus Delphin wandelte. Pläne, das Haus abzureißen, gab es offenbar nicht, wie es von Jargonnant Partners heißt. Dafür sei die Grundsubstanz der Immobilie zu gut. Mit dem Grundriss und der Statik des früheren Hotels müsse man umgehen.